Mafia - Allmacht einer Holding. Heike Bonin
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Tobin (1907-52).
Im New Yorker Hafen koordinieren die verschiedenen Gangster die Kontrolle durch die Gründung
der Varick Enterprises Ine, die den Umschlag des Hafens überprüft, Abgaben einzieht und verteilt.
Der starke Mann hinter Ryan ist William J.McCormick. Neben den Hafen- und
Transportgewerkschaften können sich die Mafiosi vor allem bei den Laborers (Baugewerbe) und im
Gastgewerbe einnisten. Für ihre Schläger, die sie gegen Arbeiterforderungen und Streiks
einsetzen, kassieren sie anfänglich von den Firmenbesitzern. Mit der Kontrolle der
Gewerkschaftsspitzen kassieren sie auch einen Teil der Gewerkschaftsabgaben der Arbeiter.
Manchmal übernehmen die Mobster die Firmen auch gleich selbst.
Besonders übel geht es in der Textilindustrie New Yorks zu, wo die Gewerkschaften Lepke
Buchalter und Gurrah Shapiro anheuern, die die Streikbrecher erfolgreich bekämpfen und sich
gewaltsam in den Besitz einiger Kleiderfirmen bringen. Nach der Depression und dem
Verschwinden der Kommunisten in der McCarthy-Hysterie und der Arbeitskämpfe bleiben die
Mobster als Parasiten trotzdem in ihren Machtpositionen.
Lucky Luciano konzentriert sich auf sogenannte Dienstleistungs-Rackets: Buchmacherei,
Prostitution und Drogenhandel. Mit dem Ende der Prohibition gewinnt der Heroinhandel an
Bedeutung und verspricht noch höhere Gewinne als der Alkoholschmuggel. Nach der Erfindung
der Injektionsspritze 1864 wurde das 1803 entdeckte Morphin als Wundermittel für kranke und
gesunde Soldaten verwendet. Die Firma Bayer brachte 1898 das Heroin als Hustenmittel auf den
Markt und warb mit dessen "Fähigkeit, Morphinsüchtige schnellstens zu heilen". Dann löste der
Erste Weltkrieg eine eigentliche Suchtepidemie aus, worauf die meisten Staaten versuchten, mit
Vorschriften und Verboten dagegen anzukämpfen. In Deutschland wurde Heroin zwar 1921
verschreibungspflichtig, aber erst seit 1958 ist es nicht mehr als Medikament erhältlich und wird
durch Valium und Librium ersetzt. In den USA wurde das Heroin 1924 verboten, worauf einige
Paten ins Geschäft einstiegen. Die meisten Mafiosi waren jedoch gegen den unmoralischen
Drogenhandel.
Lucianos geniale Idee ist die Verbindung von Heroin und Prostitution: süchtige Dirnen sind willige
Arbeitskräfte und erlauben einen doppelten Gewinn. Wenn sie in den Bordellen Heroin an die
Freier weiterverkaufen, sogar einen dreifachen. Vier Jahren später kontrolliert Lucky Luciano 200
Bordelle mit 1800 Prostituierten und macht damit $10 Mio. Gewinn jährlich.
Meyer Lansky reist 1935 ins britische Shanghai und organisiert den Heroinhandel mit
"Pockennarbe" Huang, dem Chef der "Grünen", und Chang Hsiao-Iin, dem Chef der "Roten". Die
Gang der "Grünen" arbeitete mit den Franzosen zusammen und besorgte für sie Rauschgift- und
Geheimdienstgeschäfte, die "Roten" kollaborierten mit dem britischen Geheimdienst. 1927
zerschlugen die Gangs zusammen mit Tschiang Kai-schek den Generalstreik der
Arbeiterbewegung gegen die ausländischen Wirtschaftsmächte und gegen die Generalität. Das
Massaker an den vormals verbündeten Kommunisten dauerte einige Monate. Tschiang Kai-schek
verwandelte das Opiumverbot in ein Staatsmonopol, das allerdings Ende 1928 wieder aufgehoben
wurde, da sich in der Illegalität grössere Geschäfte machen lassen. Die Huangs kontrollieren
seither den Osten, die Changs den Westen Chinas. Für Meyer Lansky liefert Chang ab 1935
Heroin aus seinen Raffinerien, während Huang den Transport in die USA kontrolliert.
Um nicht von einer Lieferorganisation abhänging zu sein, baut Meyer Lansky eine zweite
Heroinkette auf. Da die Mafia in Sizilien von Mussolini bekämpft und unterdrückt wird, kommt diese
als Handelspartner nicht in Frage. Fündig wird Meyer Lansky in Istanbul: Die Brüder Eliopoulos
kaufen türkisches Opium auf und transportieren es - teilweise schon zu Morphin verarbeitet - nach
Marseille. Dort beherrschen die beiden Bosse Paul Bonnaventure Carbone und Francois Spirito die
aus Korsen rekrutierte Unterwelt. Der Umsatz deren Heroinraffinerie vergrössert sich dank der
Zusammenarbeit mit Meyer Lansky um das Dreissigfache. Ein wichtiger Mann wird zudem der
Finanzmakler John Pullman, der dafür sorgt, dass die nötigen Bankgeschäfte von nun an mit
Schweizer Diskretion erledigt werden. Meyer Lansky steigt 1936 in Hallandale ins
Glückspielgeschäft ein, das Julian "Potatoes" Kaufman dort auf die Beine gestellt hat. Florida
entwickelt sich zum Paradies für Glückspieler.
Meyer Lansky übersiedelt 1938 für drei Jahre nach Kuba. Fulgencio Batista, seit 1933 nach einem
Putsch an der Macht, und Meyer Lansky schliessen einen Vertrag: Lansky zahlt Batista $3 Mio. pro
Jahr und bekommt dafür nach die Rechte für das Glückspielgeschäft auf der Insel, womit der
Einzug der Mafia und des Glückspiel- und Freiertourismus in der Karibik beginnt.
Der Waffenhändler Rolando "El Tigre" Masferrer überzeugte Batista, sich mit Meyer Lansky zu
assoziieren. Der kubanische Senator schützt die Mobinteressen mit seiner Privatarmee und baut
eine langjährige Freundschaft mit den Trafficantes auf, die auch nach Castros Machtübernahme
anhält. Der seit 1933 die Politik dominierende Feldwebel Fulgencio Batista stellte die Glückspiele
im Januar 1937 unter militärische Kontrolle und wollte die Einnahmen aus diesem Geschäft
erhöhen. Dazu stellte er Lou Smith, ein erfolgreicher Betreiber von Rennanlagen