Reise durch die Sonnenwelt. Jules Verne

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Reise durch die Sonnenwelt - Jules Verne

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      Er ging nach der Hauptgalerie zu.

      Bei dieser Thür angelangt, fragte er ärgerlich:

      »Wer da?

      – Ich bin's, erklang die Antwort mit süßlicher Stimme.

      – Wer ist ›Ich‹?

      – Isaak Hakhabut.

      – Und was begehrt Ihr, Astaroth?

      – Daß Sie mir die Thür öffnen, Herr Ben-Zouf.

      – Was wollt Ihr hier? Eure Waaren verkaufen?

      – Sie wissen ja, daß Niemand Luft hat, sie zu bezahlen.

      – Nun, so scheert Euch zum Teufel!

      – Mein Herr Ben-Zouf, fuhr der Jude in fast bittendem Tone fort, ich möchte Seine Excellenz den Herrn General-Gouverneur sprechen.

      – Er schläft noch.

      – Ich warte, bis er erwacht.

      – Gut, so wartet da, wo Ihr jetzt seid, Abimelech.«

      Ben-Zouf wollte eben wieder nach seinem Posten zurückkehren, als Kapitän Servadac, den das Geräusch geweckt hatte, dazu kam.

      »Was giebt's, Ben-Zouf?

      – O, nichts, oder doch so gut wie nichts. Der Kerl, der Hakhabut ist draußen und will Sie sprechen.

      – Nun gut, so öffne ihm, antwortete Hector Servadac. Ich muß doch erfahren, was ihn heute hierher führt.

      – Jedenfalls nur sein eigenes Interesse.

      – Oeffne die Thür, sag' ich Dir!«

      Ben-Zouf gehorchte. Sofort drängte sich Isaak Hakhabut, in seinen alten, langen Ueberrock gehüllt, herein. Kapitän Servadac ging nach dem Hauptsaale und der Jude folgte ihm mit den devotesten Ehrenbezeigungen.

      »Was wollt Ihr, fragte Kapitän Servadac und sah Isaak Hakhabut gerade in's Gesicht.

      – O, Herr General-Gouverneur, wissen Sie denn seit einigen Stunden gar nichts Neues?

      – Wie, Ihr denkt hier Neuigkeiten zu erfahren?

      – Gewiß, Herr Gouverneur, und ich hoffe, Sie werden haben die Güte, sie mir mitzutheilen.

      – Ich werde Euch gar nichts mittheilen können, Meister Isaak, denn ich weiß selbst nichts.

      – Nun, es ist doch gekommen noch ein Mann gestern hierher nach Warm-Land? ...

      – Also das wißt Ihr schon?

      – Was sollt' ich's nicht, Herr Gouverneur? Von meiner armseligen Tartane aus hab' ich den You-You wegsegeln sehen auf eine weite Reise, und habe gesehen, daß er wieder gekommen ist. Mir schien, man lud daraus mit großer Vorsicht ...

      – Nun, was oder wen?

      – Nun, Herr Gouverneur, verhielt es sich nicht so, daß Sie gestern hätten aufgenommen hier einen Fremden? ...

      – Der Euch bekannt wäre?

      – O, das sage ich ja nicht, Herr Gouverneur, indeß, ich möchte ... ich wünschte ...

      – Was?

      – Jenen Fremden zu sprechen, denn vielleicht kommt er ...

      – Von wo?

      – Von der nördlichen Küste des Mittelmeeres, und es wäre zu hoffen er brächte ...

      – Nun, er brächte?

      – Nachrichten aus Europa!« sagte der Jude mit einem bezeichnenden Blicke auf den Kapitän Servadac.

      Der Starrkopf verweilte also, trotz dreiundeinhalbmonatlichen Aufenthaltes auf der Gallia, bei seinen früheren Ansichten. Bei seinem Temperament fiel es ihm gewiß schwerer als jedem Anderen, sich geistig als von der Erde getrennt anzusehen, obwohl er es buchstäblich war. Mußte er auch das Auftreten abnormer Erscheinungen zugestehen, wie die Verkürzung der Tage und Nächte, die Verkehrung der Hauptpunkte des Himmels bezüglich des Auf- und Unterganges der Sonne, so vollzog sich seiner Meinung nach das Alles eben auf der Erde selbst. Das Meer hier blieb für ihn immer noch das Mittelmeer. War auch ein Theil Afrikas durch irgend eine Katastrophe unzweifelhaft verschwunden, so existirte nach ihm doch das ganze Europa, einige hundert Meilen im Norden, unverändert weiter. Seine Bewohner lebten gewiß wie zuvor und auch er würde dort umherziehen, kaufen und verkaufen, mit einem Worte schachern können. Die Hansa würde in Ermanglung des afrikanischen Ufers den Küstenhandel längs des europäischen Ufers betreiben und bei diesem Tausche wahrscheinlich nichts einbüßen. Deshalb war Isaak Hakhabut spornstreichs herbeigeeilt, um im Nina-Bau Nachrichten von Europa zu erhalten.

      Diesen Juden aufklären und seine starr festgehaltenen Ansichten brechen zu wollen, schien eine vergebliche Mühe. Kapitän Servadac dachte auch nicht im Geringsten daran, mit diesem Renegaten, der ihn anwiderte, neue Beziehungen anzuknüpfen, und begnügte sich, als Antwort auf dessen Gesuch nur mit den Achseln zu zucken.

      Wer aber auch noch mehr als mit den Achseln zuckte, das war Ben-Zouf. Die Ordonnanz hatte das Begehren des Juden gehört und antwortete nun Isaak Hakhabut an Stelle des Kapitän Servadac, der ihm den Rücken zugekehrt hatte.

      »Ich habe mich also nicht geirrt, fuhr der Jude mit lebhafter erglänzenden Augen fort. Gestern ist ein Fremder hier angekommen?

      – Ja wohl, antwortete Ben-Zouf.

      – Lebend?

      – Man hofft es.

      – Und kann ich erfahren, Herr Ben-Zouf, von welchem Orte ist gekommen dieser Reisende?

      – Von den Balearen, belehrte ihn Ben-Zouf, der beobachten wollte, welche Wirkung das auf Isaak Hakhabut äußern würde.

      – Von den Balearen! rief der Jude. O, das ist ein herrlicher Platz zum Handeln! Was hab' ich sonst dort gemacht für ein seines Geschäft! Die Hansa ist gar wohl bekannt auf jenen Inseln.

      – Nur zu bekannt.

      – Sie liegen aber blos entfernt fünfzehn Meilen von der spanischen Küste, und jedenfalls wird der Herr Reisende bringen können Nachrichten von Europa.

      – Gewiß, Manasse, er wird Euch so manches Interessante mittheilen können.

      – Ist das wahr, Herr Ben-Zouf?

      – Natürlich.

      – Ich werde nicht ansehen ... fuhr der Jude zögernd fort ... nein ... gewiß ... ich bin zwar nur ein armer Mann ... ich werde nicht ansehen ein Paar Realen, um mit ihm sprechen zu können.

      – Oho, Ihr werdet sie doch ansehen!

      – Ja, das werde ich ... aber ich werde sie geben trotzdem, wenn ich ihn sprechen kann sogleich.

      – Aha! ließ

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