Reise durch die Sonnenwelt. Jules Verne
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Reise durch die Sonnenwelt - Jules Verne страница 7
– Und folglich, rief Kapitän Servadac, befinden wir uns ...
– Auf dem Gestirn, welches ich ›Gallia‹ genannt habe, antwortete Palmyrin Rosette triumphirenden Tones. Sie leben jetzt auf meinem Kometen!«
Drittes Kapitel
Einige Variationen über das längst bekannte Thema von den Kometen und anderen Wanderern der Sonnenwelt.
Wenn Professor Palmyrin Rosette einen Vortrag über Kometographie hielt, so definirte er, in Uebereinstimmung mit den hervorragendsten Astronomen, die Kometen folgendermaßen:
»Gestirne mit einem leuchtenden Centralpunkte, dem sogenannten Kerne, mit einer Nebelhülle, welche man auch als Strahlenkranz bezeichnet, und einem schwächer leuchtenden Anhängsel, dem Schweife, wobei diese Gestirne in Folge der großen Excentricität ihrer Bahn für die Bewohner der Erde nur zeitweilig und im Vergleich zur Dauer ihres Umlaufes nur sehr kurze Zeit sichtbar sind.«
Palmyrin Rosette unterließ es auch niemals, hinzuzusetzen, daß seine Definition eine vollkommen treffende sei – freilich mit den Ausnahmefällen, daß diese Gestirne wohl auch ohne Kern und Schweif und ohne Nebelhülle auftreten könnten und dennoch als Kometen zu betrachten seien.
Auch setzte er, nach Arago, stets noch hinzu, daß ein solches Gestirn, um den Ehrennamen eines Kometen zu verdienen, noch: 1. eine eigene Bewegung besitzen und 2. eine sehr verlängerte Ellipse beschreiben müsse, in welcher es sich so weit entferne, um von der Erde und der Sonne aus unsichtbar zu werden. Bei Erfüllung jener ersten Bedingung konnte dann ein solcher Wandelstern nicht mehr mit einem Fixsterne und bei Erfüllung der zweiten auch nicht mit einem Planeten verwechselt werden. War es dann endlich nicht unter die Klasse der Meteore zu bringen, so mußte ein solches Gestirn, das weder ein Fixstern noch Planet war, nothwendig ein Komet sein.
Wenn Professor Palmyrin Rosette in der Art von seinem bequemen Lehnstuhl aus docirte, wiegte er sich immer in dem Glauben, einmal noch von einem Kometen fortgerissen und durch die Sonnenwelt geführt zu sehen.
Unentwegt bewahrte er für diese behaarten oder unbehaarten Gestirne eine ausgesprochene Vorliebe. Ahnte er vielleicht voraus, was ihm die Zukunft wirklich gewähren sollte? In der Kometographie war er, wie man sich leicht denken kann, denn auch ganz besonders sattelfest. Nach dem Zusammenstoße hatte er auf Formentera gewiß nur das Eine schmerzlich vermißt, keinen Zuhörerkreis um sich zu haben; denn in diesem Falle hätte er bestimmt sofort einen Eilcursus über die Kometen begonnen und sein Lieblingsthema in folgender Ordnung abgehandelt:
1 Wie groß ist die Zahl der Planeten im Weltraume?
2 Welche sind die periodischen Kometen, d.h. die, welche nach einer gewissen Zeit wiederkehren, und welche sind die nichtperiodischen?
3 Wie verhält es sich mit der Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes zwischen der Erde und irgend einem jener Kometen?
4 Was würde die Folge eines solchen Stoßes sein, je nachdem der betreffende Komet einen harten Kern besäße oder nicht?
Mit der Beantwortung dieser vier Fragen hätte Palmyrin Rosette gewiß auch die anspruchsvollsten seiner Zuhörer befriedigt.
Eben das wollen wir an seiner Stelle in diesem Kapitel versuchen.
Also die erste Frage lautete: Wie groß ist die Zahl der Planeten im Weltraume?
Keppler nahm an, die Kometen am Himmel seien ebenso zahlreich wie die Fische im Wasser.
Arago hat, unter Zugrundelegung derjenigen dieser Gestirne, welche zwischen Merkur und Sonne gravitiren, die Zahl der übrigen, welche den Raum unseres Sonnensystems berühren, auf siebzehn Millionen berechnet.
Lambert nimmt allein bis zum Saturn, also innerhalb eines Rayons von etwa zweihundertneunzehn Millionen Meilen, deren gegen fünfhundert Millionen an.
Andere Berechnungen ergeben gar vierundsiebzig Millionen Milliarden dieser Himmelskörper.
Die Wahrheit ist, daß man nichts Bestimmtes über die Anzahl der Haarsterne weiß, daß man sie niemals gezählt hat und niemals wird zählen können, aber daß sie jedenfalls sehr zahlreich vorhanden sind. Um den Vergleich Keppler's zu verdeutlichen und zu erweitern, könnte man sagen, daß ein auf der Sonnenoberfläche stehender Fischer seine Angel gar nicht auswerfen könnte, ohne einen Kometen zu fangen.
Und das ist noch nicht Alles. Eine große Anzahl schweift durch das Universum, welche sich dem Einflusse der Sonne vollständig entzieht. Es giebt darunter viele so weit und so regellos umherirrende Gestirne, daß sie scheinbar ganz nach ihrem Belieben von einem Attractions-Centrum zu einem anderen übergehen. Sie vertauschen unsere Sonnen- (d.h. unsere specielle Fixstern-) Welt mit bedauerlicher Leichtigkeit gegen eine andere, wobei am Horizonte der Erde solche erscheinen, welche man früher hier niemals erblickte, während andere dafür auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
Um aber nur von denen zu sprechen, die unserem Sonnensysteme zweifellos angehören, haben diese wenigstens eine unveränderlich vorherbestimmte Bahn, wodurch ein Zusammenstoß entweder zwischen ihnen selbst oder mit der Erde zur Unmöglichkeit würde? – Leider nein! Ihre Bahnen sind fremden Einflüssen nicht ganz und gar entzogen. Aus Ellipsen können dieselben zu Parabeln oder Hyperbeln werden.
Um nun vom Jupiter zu reden, so ist dieser Planet der hervorragendste »Ordnungsstörer« der Bahnen vieler Weltkörper. Nach der Beobachtung der Astronomen scheint er vorzüglich auf der Heerstraße der Kometen zu wandeln und übt auf die schwächlichen Weltkörper oft einen verderbendrohenden Einfluß, der sich freilich durch seine mächtige Anziehungskraft er klärt.
Das ist also in groben Zügen die Kometenwelt, welche Millionen zu ihr gehörender Gestirne zählt. –
Die zweite Frage. Welche sind die periodischen Kometen und welche die nichtperiodischen?
Durchblättert man die astronomischen Jahrbücher, so finden sich zwischen fünf- und sechshundert Kometen, welche zu verschiedenen Zeiten der Gegenstand eingehender Untersuchung geworden sind. Hierunter sind aber nur vierzig, deren Umlaufszeiten genau bekannt sind.
Diese vierzig Gestirne zerfallen wiederum in periodische und nichtperiodische Kometen. Die ersteren erscheinen für die Erde in mehr oder weniger langen, aber fast ganz regelmäßigen Zeiträumen wieder. Die anderen entfernen sich von der Sonne in wahrhaft unmeßbare Weiten.
Unter den periodischen Kometen kennt man zehn mit sogenannter »kurzer Umlaufszeit«, deren Bewegungen mit äußerster Genauigkeit berechnet sind. Es sind das die Kometen Halley's, Encke's, Gambart's, Faye's, Brörsen's, d'Arrest's, Tuttle's, Winnecke's, de Vico's und Tempel's.
Einige Worte über die Geschichte derselben dürften hier nicht am unrechten Orte sein, denn einer derselben befand sich einmal in demselben Verhältnisse zur Erde, wie unlängst der Komet Gallia.
Der Halley'sche Komet ist schon am längsten bekannt. Man nimmt an, daß er in den Jahren 134 und 52 v. Chr., und dann 400, 855, 930, 1006, 1230, 1305, 1380, 1456, 1531, 1607, 1682, 1759 und 1835 sichtbar war.
Er bewegt sich von Osten nach Westen,