Anhaltender Schmerz. Ute Dombrowski
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Читать онлайн книгу Anhaltender Schmerz - Ute Dombrowski страница 5
„Und sie stalkt noch weiter?“
Robin nickte verzweifelt.
„Darf ich jetzt joggen gehen?“
Bianca lachte.
„Ja, darfst du, aber sei vorsichtig.“
„Klar, Chefin.“
Er winkte kurz in die Runde und verschwand eilig. Ferdinand setzte sich an seinen neuen Schreibtisch und rückte die Schale mit den Stiften zurecht. Zufrieden nickte er allen zu.
„Tja, dann findet mal den Mörder! Ein bisschen flott, wenn ich bitten darf.“
Alle starrten ihn an.
„Ich kann das schon ziemlich gut, oder?“
Das schallende Gelächter beflügelte Ferdinand. Eines war ihm heute schon klar: Er hatte alles richtig gemacht. Ein ganz kleines bisschen Wehmut kam auf, als Bianca mit den anderen sein Büro verließ, um an die Arbeit zu gehen. An der Tür drehte sie sich nochmal um und lächelte.
„Du wirst mir fehlen, Freund.“
„Du mir auch, Freundin.“
In ihrem eigenen Büro setzte sie sich an den Computer und tippte an einem Bericht, doch ihre Gedanken flogen immer wieder davon. Die Worte ihres neuen Kollegen Robin ließen sie nicht los. Von jemanden gestalkt zu werden war immer schlimm und es erinnerte sie an den alten Fall.
Luca war damals nicht der einzige Mann gewesen, der Fabienne auf Schritt und Tritt belauert hatte. Die Zeit war aufregend gewesen und hatte sie alle in Gefahr gebracht. Sie hoffte, dass diese Ex-Freundin von Robin nur noch wegen der Trauer nach der Trennung aus der Bahn geraten war. Stalking machte einen mürbe, auch oder besonders, wenn man wusste, wer der Stalker war. Luca hatten sie alle nicht für den Stalker gehalten, aber er hatte sich so in seine Liebe zu Fabienne verrannt, dass es für jeden anderen Menschen aus ihrer Nähe lebensgefährlich gewesen war.
Sie nahm sich vor, noch einmal privat mit dem Neuen zu reden, ganz ohne Zwang, bei einer Currywurst oder einem Glas Wein. Sie nahm sich auch vor, ihm eine reelle Chance zu geben und sich nicht in die Rolle der Ober-Mutti zu begeben. In diesem Augenblick fühlte sie sich alt.
„Der Typ ist dreizehn Jahre jünger als ich“, flüsterte sie. „Oh Mann, die Zeit rennt.“
Kopfschüttelnd ging sie an die Tafel, die noch leer war und auf Informationen wartete. Sie schrieb den Namen des Opfers an und klebte sein Foto dazu. Daneben schrieb sie „Motiv“ und malte ein großes Fragenzeichen. Als die Tür aufgerissen wurde, zuckte sie zusammen. Robin kam verschwitzt herein und öffnete eine Wasserflasche. Er setzt sie an die Lippen und trank sie in einem Zug zur Hälfte leer. Danach schraubte er sie wieder zu, knallte sie auf den Tisch und rülpste ungeniert.
Bianca hatte ihm zugesehen und war sich nicht sicher, ob sie fasziniert oder angeekelt sein sollte. Mit einem breiten Grinsen setzte sich Robin ihr gegenüber an den Tisch, auf Ferdinands Platz, und stützte die Ellbogen auf.
„Gibt es Neuigkeiten?“
„Nein, ich mache mir nur Gedanken über das Motiv. Wie war es beim Joggen? Schon jemanden verhaftet?“
„So schnell geht das nicht. Also, ich bin gelaufen und musste feststellen, dass mich niemand beachtet hat. Ich habe sogar mal einen Typen angerempelt, der wie ein Gangster aussah, doch der hat nur auf sein Handy gestarrt.“
„Wie sieht denn ein Gangster aus?“
Durch den strengen Blick, den Bianca Robin zuwarf, schien er auf einmal verunsichert.
„Ähm … naja … eben halt … wie soll ich sagen …“
Jetzt lachte die Kommissarin und schüttelte den Kopf.
„Weißt du was? Am besten gehst du jetzt duschen und danach machen wir uns gemeinsam Gedanken über das Motiv des Täters.“
Robin nickte und sprang auf.
Als er an der Tür war, rief Bianca: „Vielleicht solltest du nicht so viele Krimis gucken.“
Robin zwinkerte und verschwand. Bianca wendete sich wieder der Tafel zu. Sie knabberte am Ende des Stiftes.
„Eifersucht? Krumme Geschäfte? Raub? Zufall?“
Es klopfte und Eric steckte den Kopf durch die Tür.
„Hallo Schatz, darf ich reinkommen?“
„Seit wann fragst du?“
Der Staatsanwalt kam zu ihr und küsste sie sanft auf die Lippen, die sie ihm entgegenreckte.
„Ich weiß ja nicht, was dein junger Kollege denkt, wenn ich seine Partnerin küsse.“
„Das weiß ich auch noch nicht so genau. Ich kann ihn schlecht einschätzen. Mal ist er forsch und vorlaut, dann wieder druckst er herum und es kommt einem vor, als wenn man ihn bei irgendwas ertappt hat. Robin scheint nicht so cool zu sein, wie er tut.“
„Das hört sich an, als hättest du ihn bereits durchschaut.“
„Nein, ich forsche noch. Er hat eine Ex-Freundin in Brandenburg, vor der er geflüchtet ist. Sie stalkt ihn.“
„Hm, er ist also hier, um sich zu verstecken. Das wird ihm nicht gelingen. Es hat bei mir auch nicht funktioniert. Aber mal etwas anderes: Wie weit seid ihr mit dem Mord an dem Jogger?“
Bianca fasste die mageren Ergebnisse zusammen und äußerte auch ihre Ideen zum Motiv.
„Hattest du denn den Eindruck, seine Frau hätte Probleme?“
„Nein, sie ist schwanger und vollkommen fertig mit den Nerven. Aber weißt du, welche Option mir am meisten Sorgen bereitet?“
Eric sah Bianca fragend an.
Sie sagte ernst: „Was, wenn es Zufall war und jemand wahllos tötet?“
4
Bianca hatte Robin den Staatsanwalt vorgestellt. Als Eric ging, grinste sie, küsste ihn auf den Mund und schob ihn aus der Tür. Robin pfiff durch die Zähne.
„Was denn? Du und der Staatsanwalt?“
„Ja, ich und der Staatsanwalt. Aber denk jetzt bloß nicht, dass wir deshalb bevorzugt werden. Die meisten Diskussionen mit ihm habe ich über die Arbeit, denn wir sind nicht immer einer Meinung. Er ist ein Mann des Rechts und ich bin eine Frau der Gerechtigkeit.“
Jetzt lachte Robin, denn er verstand.
„Du gehst nicht immer Wege, die ihm gefallen?“
„Schlauer Kerl. Also, welches Motiv scheidet aus?“
„Raub.“
„Warum?“