Bern ... und seine Geheimnisse. Peter Baumgartner
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Es gab viel zu erzählen, und vor allem Deborah und Isabelle tauschten sich rege aus. Philippe und Bernard verabschiedeten sich schon bald vom Bildschirm und sie wollten noch das eine oder andere am Telefon miteinander besprechen. – Das Stichwort war natürlich … ‘Type H’.
Während Isabelle und Deborah sich über ihre Kinder und die unsägliche Krankheit unterhielten, wollte Philippe natürlich wissen, wie es um ihre Bestellung steht und ob diese in der Zwischenzeit eingetroffen sei. Bernard konnte dies bejahen und sie vereinbarten, mit dem Installieren zuzuwarten, bis gegenseitig wieder «freie Fahrt» zwischen den beiden Ländern war.
Dem Vehikel gehe es im Übrigen gut, und er schaue täglich zu ihm, versicherte Bernard. Auch Philippe wusste zu berichten, dass der 2 CV, den sie ebenfalls vor kurzem recht günstig erstehen konnten und nun bei Philippe in der Garage stand, für jeglichen Spass bereit wäre, und sollte das Schicksal ihnen gnädig sei, so könnten sie vielleicht doch noch im Sommer dem Ganzen zum Durchbruch verhelfen. – Die beiden älteren Herren schauten zuversichtlich in die Zukunft.
Ja, es sei schon schade, dass jetzt, wo Michelle und Julien so viel Zeit und Energie in ihre Surf Schule gesteckt hätten, die Touristen ausblieben und sie Mühe hätten, finanziell über die Runden zu kommen. Auch Danielle, die bekanntlich jetzt in London lebte und arbeite, konnte ihren Entscheid gar nicht mehr rühmen. Sie sei verdonnert zu Home-Office und sie versuche, sich in ihrem bescheidenen Logis so gut wie möglich durchzukämpfen.
Auch Rouven leistete praktisch nur noch Home-Office und sein Studium musste er von zu Hause aus wahrnehmen. Als Stehpult diente ihm das Bügelbrett, und der einzige Ausgleich zum tristen Daheimsein war eine Jogging-Runde rund um den nahen gelegenen See.
Marvin als Mitarbeiter im Sicherheitsdienst konnte sich den Herausforderungen nicht entziehen und er blickte dem Ganzen mit etwelcher Sorge entgegen und dies nicht nur wegen sich selber, sondern vor allem wegen seinen Eltern, um die er sich sorgte.
Das Ganze war einfach nur traurig.
Deborah und Isabelle unterhielten sich noch eine Zeitlang und sie vereinbarten, Gleiches schon bald wiederholen zu wollen; es war einfach etwas anderes, wenn man sich beim Sprechen sehen und nicht nur hören konnte, und sie schätzten dies sehr.
Am Abend nach der Zeitumstellung war es wieder etwas länger hell und Philippe nutzte die Gelegenheit für einen etwas ausgedehnteren Spaziergang mit Enrico. Dieser sagte nicht nein und so verschwanden die beiden in Richtung Wald. Auf dem Weg dorthin ging Philippe doch das eine oder andere durch den Kopf. Vor allem das Gespräch mit Freddy und seinen Fragen und Hypothesen liessen ihn nicht mehr los.
Was wäre, wenn…? … Und Philippe studierte dieser Frage unablässig nach. Er war kein Anhänger von Verschwörungstheorien, wenngleich in den Online Medien in diesen Tagen zuhauf solche anzutreffen waren. Es machte ihn trotzdem stutzig, wie schnell sich das Virus verbreiten konnte und dies vor allem in den industrialisierten Ländern. Nebst den Metropolen in China und Asien waren vor allem dichtbesiedelte Gebiete Europas und dort vor allem die Grossstädte betroffen. Aber auch andere politische, soziale, kulturelle oder wirtschaftliche Mittelpunkte einer Region oder gar eines ganzen Landes – namentlich in Amerika – waren Opfer des Virus.
Interessanterweise bildeten Irland und Schottland hier Ausnahmen.
Als einzige simple Antwort auf diese Feststellung ging Philippe durch den Kopf, dass genügend Whisky-Konsum dem Ganzen vielleicht Abhilfe schaffen konnte. Jedoch ganz so einfach konnte es dann wohl auch wieder nicht sein.
Aber was konnte sonst der Grund für die Ausbreitung sein? – Ein gezieltes «Streuen» an Industriestandorten, zeitlich gestaffelt und in unterschiedlicher Dosierung? – Auch diese Erklärung mochte Philippe nicht wirklich überzeugen, wenngleich er sie nicht gänzlich ausschliessen wollte.
Komischerweise kamen ihm abermals Irland und Schottland in den Sinn.
Was hatten diese beiden Länder gemeinsam? Irland galt als Hochburg für künstliche Intelligenz und Schottland durfte wohl Gleiches für ‘Industrial Biotechnology’ in Anspruch nehmen.
Namhafte Firmen wie Ingenza, Unilever oder Ineos haben in Schottland Fuss gefasst. Insgesamt hat Schottland über 110 Firmen “at the core of their business strategy”. Überdies präsentierte sich Schottland als idealer Partner “for Industrial biotechnology activity with access to fantastic facilities and academic expertise”.
https://www.lifesciencesscotland.com/key-subsectors/industrial-biotechnology
All dies liess schon aufhorchen. – Sowohl Irland, als auch Schottland hatten sich im Verlauf der letzten Jahre zu eigentlichen «Epizentren» der Technologie entwickelt. Dies war im Grunde genommen ja nicht schlecht; in falschen Händen hingegen schon.
Philippe beendete seinen Spaziergang und er kam gedanklich müde nach Hause. Enrico hatte nicht allzu viel von seinem Herrchen gehabt; dieser war gedanklich ganz woanders als er, aber was soll’s: Spass gemacht hatte es alleweil.
Philippe gesellte sich zu Deborah und er fragte sie nach ihrem Befinden. «Ja, es geht mir gut, aber ich bin schon ein wenig betrübt. Alle Ideen und Wünsche ‘unserer Kinder’ sind ins Stocken geraten und das stimmt mich schon traurig.» Mit «unserer Kinder» meinte Deborah auch Michelle und Danielle. - So war sie.
Beide, Deborah und Philippe, gingen danach zu Bett und sie hofften, dass die «Normalität» sie schon bald wieder einholen werde.
Am nächsten Morgen ging es darum, den Besuch von Rouven und seiner Freundin vorzubereiten. Das Haus musste noch ein wenig aufgeräumt werden, aber ansonsten war alles in Ordnung.
Philippe freute sich auf den Besuch und er bedauerte einzig, dass Marvin dem Essen nicht beiwohnen konnte. Wie schon gesagt, musste er seinen Pflichten nachkommen und die waren für ihn nicht nur immer angenehm. – Das Essen sollte dieses Mal recht bescheiden sein: Rindfleisch mit Gemüse, Kartoffeln und Salat.
Pünktlich um 1200 Uhr trafen die beiden ein. Die Begrüssung fiel – wie nun üblich – à la «Social Distancing» aus, und der Kontakt war anfänglich ebenso. Glücklicherweise wendete sich dann das Blatt, und Cynthia, wie die Freundin von Rouven heisst, wusste doch so einiges zu berichten.
Cynthia war eine begnadete «Dessertköchin», der man so schnell nichts vormachen konnte. Ihre Kuchen, Cookies und Torten konnte man nur rühmen. Als Pâtissière war sie einsame Spitze! Auch sonst war Cynthia eine sehr sympathische Frau, die mit beiden Füssen auf dem Boden stand. Sie war nicht nur sehr hübsch, sondern auch äusserst charmant und einnehmend. – Rouven durfte sich glücklich schätzen mit ihr zusammen sein zu dürfen.
Cynthia erzählte, dass man auch in diesen schwierigen Zeiten nach vorne blicken müsse und sie wolle sich einen Traum erfüllen. Sie habe an ihrem Wohnort eine Lokalität gefunden, die sie sich hierfür zu Nutze machen wolle. Es handle sich dabei um ein einfaches Verkaufslokal, jedoch frisch restauriert, welches mit geringem Aufwand in ein Bistro umgewandelt werden könne. Die Voraussetzungen hierzu seien gegeben, und sie wolle die Chance nutzen, dort ihrer Passion – dem Herstellen und Vertreiben von feinen, süssen Sachen – nachzuleben.