Star Kid. Michael Trieb

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Star Kid - Michael Trieb

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hat das Recht, meine Loyalität anzuzweifeln! Dem Gesetz nach bin ich jedem Erdbürger gleichgestellt!« Der Mann gab keine Antwort. Dann gab er sich einen Ruck und sagte: »Geh jetzt auf dein Zimmer packen. Der Hubschrauber bringt dich um ein Uhr nach Mexico City.«

      »Ja, Sir.«

       Er stand schon unter der Tür, als der Direktor ihn Zurück rief.

      »Augenblick noch. In der Hitze unserer - äh – Diskussion hätte ich beinahe vergessen, dass da noch eine zweite Nachricht für dich ist.«

      »Oh?«

      David nahm den Zettel entgegen. Auf ihm stand:

       „lieber Sohn verabschiede dich unbedingt von Onkel dudley ehe du abreist – Mutter“

      Diese zweite Nachricht überraschte ihn eigentlich noch mehr als die erste; er brauchte eine Weile, bis ihm klar wurde, dass seine Mutter Dr. Dudley Jefferson meinen musste – einen Freund seiner Eltern, keineswegs einen Verwandten, jedenfalls einen Mann, der in seinem eigenen Leben keinerlei Bedeutung hatte. Aber Reeves schien die Nachricht als etwas ganz Selbstverständliches anzusehen, also steckte er sie ein und ging aus dem Zimmer. David machte sich ans Packen und verabschiedete sich von seinen Freunden. Dann ging er hinaus zur Koppel.

      Lazy kam sofort gelaufen, als er rief, und schnupperte an seinen Taschen, ob er Zucker hatte. »Tut mir leid, alter Junge«, sagte er traurig, »nicht einmal eine Mohrrübe. Hab' ich vergessen. « Er stand da und lehnte sein Gesicht an die Wange des Pferdes und kratzte es hinter den Ohren. Dann redete er leise auf das Pferd ein, erklärte alles ganz ausführlich, so als könnte Lazy jedes Wort verstehen.

      »So ist das eben«, schloss er. »Ich muss weg, und die lassen mich dich nicht mitnehmen.« Und dann brachte er plötzlich kein Wort mehr heraus. Er warf dem Pferd seine Arme um den Hals und

       weinte.

      Lazy schnaubte leise. Er wusste, dass hier irgendetwas nicht stimmte, und versuchte, seine Zuneigung zu zeigen. Dann hob David den Kopf. »Wiedersehen, Alter. Pass gut auf dich auf.« Er drehte sich abrupt um und rannte zu den Schlafsälen.

      Der Helikopter setzte ihn am Flugplatz von Mexico City ab. Er musste sich beeilen, um seine Rakete zu erreichen. Ehe er den Flugsteig betrat, nahm ihm ein Beamter seine Taschen ab. »Hast du eine Kamera drin, Junge?« fragte der Mann. »Nein. Warum?«

      »Weil wir deinen Film belichten könnten, wenn wir die Tasche röntgen.« Offenbar zeigte auch der Röntgenschirm keine in seiner Wäsche verborgenen Bomben, und so reichte man ihm seine Tasche, und er ging an Bord des Kontinentalflugs Santa Fe Trail der zwischen dem früheren Mexico und Nürnberg City verkehrte. Drinnen schnallte er sich an und wartete. Zuerst störte ihn das Startgeräusch mehr als der Andruck. Aber als sie dann die Schallgeschwindigkeit überschritten, verstummte das Geräusch, während die Beschleunigung immer noch zunahm. Schließlich verlor er die Besinnung. Er kam zu sich, als die Rakete in freien Fall überging und einen hohen Bogen über den Wüstenstaaten beschrieb. Sofort empfand er große Erleichterung, dass das unerträgliche Gewicht von seiner Brust genommen war - aber ehe er sich richtig daran gewöhnen konnte, wurde ihm ein neuer Sinneseindruck bewusst; sein Magen versuchte an seiner Speiseröhre empor zu kriechen. Und das - ja, das war die Raumkrankheit- das musste gerade ihm passieren, ihm, der im freien Fall geboren war. Raumkrankheit war etwas für Erdenkriecher, nicht für Leute wie ihn. Aber das half nichts; er hatte gerade noch Zeit, nach dem Plastikbehälter zu greifen, der für diese Zwecke vorgesehen war. Nachher fühlte er sich wohler, wenn auch geschwächt, und hörte sich in den Kopfhörern Musik an. Und dann war schon wieder der Augenblick da, wo der Himmel draußen seine Farbe von Schwarz in tiefes Purpur Veränderte, die Tragflächen griffen wieder, und die Passagiere spürten wieder ihr Gewicht, als die Maschine ihren Gleitflug nach Nürnberg City antrat. Zwanzig Minuten später sprangen die Motoren in der Nase des Schiffes, ausgelöst von Radar an, und die Santa Fe Trail setzte zur Landung an. Der ganze Flug hatte kürzer gedauert als der Helikopterflug von der Schule nach New Mexico - eine knappe Stunde für die gleiche Strecke nach Osten, die die Planwagen -wenn sie Glück hatten - in achtzig Tagen von Osten nach Westen durchgeführt hatten. Die Maschine landete auf einem Flughafen außerhalb der Stadt ganz in der Nähe des riesigen alten Flughafens, der immer noch etwas Radioaktivität ausstrahlte und heute den Hauptraumhafen des Planeten darstellte. Hier war früher einmal das alte Erlangen gelegen.

      Ein Rollband war auf das Schiff zugefahren. Er betrat es und ließ sich in das Flughafengebäude tragen. Drinnen verwirrte ihn das rege Treiben in zahllosen Stockwerken über und unter der Erde. Der Franken-Flughafen bediente nicht nur die Santa Fe Trail, die Route 66 und andere Lokalraketen, die den Verkehr mit dem Südwesten versahen; er bediente auch noch ein Dutzend anderer Lokallinien, ebenso wie die Interkontinentalschiffe, die Frachter und die Raumschiffe, die zwischen der Erde und der Star-Terra-Station verkehrten- und von dort weiter zur Luna, der Venus, dem Mars und den Jupitermonden; er war gleichsam der Nabel eines mehr als weltweiten Imperiums. Die lärmenden, dicht gedrängten Menschenmassen irritierten David, insbesondere nach dem langen Aufenthalt in der weiten leeren Wüste, von New Mexico. Für ihn hatten Menschen, die sich wie Ameisen benahmen, etwas Würdeloses, wenn er diesem Gefühl auch keine Worte hätte verleihen können. Aber da

      konnte man nichts machen - er sah die drei Globalbusse der Interplaneten Linien und folgte den schimmernden Neonzeichen, die den Weg zu den Reservierungsbüros wiesen. Ein ziemlich desinteressierter Angestellter händigte ihm seine Fahrkarte für Sitz 64, Passagierschiff Franken 1 aus, das am folgenden Morgen um 9:03:57 von der Erde zur Star Terra Station startete. »Haben Sie eine Reisegenehmigung?« »Hm? Was ist das denn?« Der Angestellte zog die Flugkarte wieder zu sich. »Hören Sie denn keine Nachrichten? Geben Sie mir Ihren Ausweis.« David schob ihm etwas zögernd seinen Ausweis hin; der Angestellte fertigte eine Fotokopie an und reichte das Papier dann zurück. »Jetzt Ihre Fingerabdrücke.« David drückte seinen Daumen auf das ihm hingeschobene Scanner Pad und sagte: »Ist das jetzt alles? Kann ich meine Flugkarte haben?«

      »> Ist das jetzt alles? < sagte der Mann! Seien Sie morgen eine Stunde vor Abflug hier. Dann können Sie sich Ihr Ticket holen - wenn das IBI einverstanden ist.« Der Mann wandte sich ab. David wusste nicht recht, was er jetzt tun sollte. Er hatte Direktor Reeves gesagt, dass er im Hilton übernachten würde, das war das Hotel, in dem seine Familie vor Jahren gewohnt hatte und im Übrigen das einzige, das er namentlich kannte. Andererseits musste er noch versuchen, mit Dr. Jefferson - »Onkel Dudley« - Verbindung aufzunehmen, da das seiner Mutter anscheinend so wichtig war. Es war noch Ziemlich früh am Nachmittag; er beschloss, seine Koffer einzustellen und mit der Suche zu beginnen.

      Das bereitete auch keinerlei Schwierigkeiten; er fand die Telefonnummer sofort und drückte die Tasten des Videobildschirms. Das Telefon des Doktors bedauerte höflich, dass Dr. Jefferson nicht zu Hause wäre, und bat ihn, eine Nachricht zu hinterlassen. Er war gerade beim Diktieren, als ihn eine freundliche Stimme unterbrach: »Für dich bin ich zu Hause, David. Wo bist du denn, Junge?« Der Bildschirm leuchtete auf, und er blickte in die vertraut wirkenden Züge von Dr. Dudley Jefferson.

      »Oh, auf dem Flughafen, Doktor. Franken-Airport. Ich bin gerade vor ein paar Minuten angekommen.«

      »Dann nimm dir ein Taxi und komm sofort hierher.«

      »Äh, ich will Ihnen keine Umstände machen, Doktor. Ich habe angerufen, weil Mutter gesagt hat, ich soll mich von Ihnen verabschieden. « Insgeheim hatte er gehofft, Dr. Jefferson würde keine Zeit haben. So sehr er auch Städte hasste, hatte er eben so wenig Lust, seinen letzten Abend auf der Erde damit zu verbringen, mit einem Freund der Familie Höflichkeiten auszutauschen; er wollte sich umsehen, was dieses moderne Babylon an Zerstreuungen anzubieten hatte. Der Kreditbrief, den sein Vater ihm geschickt hatte, brannte in seinen Taschen; er wollte ihn etwas anzapfen. »Aber ganz und gar nicht! Wir sehen uns in ein paar Minuten. Inzwischen will ich

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