Star Kid. Michael Trieb
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Dr. Jefferson murmelte irgendetwas über die langweilige Post, und David meinte: »Vielleicht kommt es noch. War es wichtig?
»Äh, macht nichts; wir sprechen später davon. Hast du in der Schule eine Adresse hinterlassen?«
»Ja, Sir - das Hilton.«
»Nun - dann gib den Pferden die Sporen, und sieh zu, dass du möglichst schnell hierherkommst. Freien Himmel!«
»Und sichere Landung, Sir.« Beide schalteten ab. David verließ die Telefonzelle und sah sich nach einem Taxistand um. Das Flughafengebäude schien noch überfüllter als zuvor; überall sah man Uniformen, nicht nur solche von Piloten und Schiffspersonal, sondern auch militärische Uniformen - und überall die allgegenwärtige Sicherheitspolizei. David zwängte sich durch die Menge, eine Rampe hinunter, durch einen Tunnel, und fand schließlich, was er gesucht hatte. Am Taxistand wartete eine Schlange; er stellte sich hinten an. Neben der Schlange lag lang ausgestreckt die große schwerfällige Sauriergestalt eines Venerianischen »Drachen«. Als David schließlich neben ihm stand, pfiff er höflich einen Gruß. Der Drache drehte eines seiner Stielaugen zu ihm herum. An seiner »Brust« zwischen den Vorderbeinen unmittelbar unter den Tentakeln hing ein kleines Kästchen, eine Sprachbox. Die Tentakel huschten über die Tasten, und der Venerianer antwortete auf dem Umweg über die mechanische Sprachbox, statt in seiner eigenen Sprache zu pfeifen: »Seien Sie gegrüßt, junger Herr. Es ist eine Freude, inmitten von Fremden die Laute zu hören, die man schon im Ei vernahm.« David konstatierte vergnügt, dass die Sprachbox des Venerianers deutlichen Cockneyakzent sprach.
Er pfiff seinen Dank und gab der Hoffnung Ausdruck, dass der Drache eines angenehmen Todes sterben möge. Der Venerianer dankte ihm erneut mit Hilfe seiner Sprachbox und fügte hinzu: »Ihr Akzent ist ausgesprochen nett, aber würden Sie mir bitte den Gefallen tun, Ihre eigene Sprache zu gebrauchen, damit ich mich darin üben kann?«
David nahm an, dass seine Aussprache so unerträglich falsch war, dass der Venerianer ihn kaum verstehen konnte. Also sprach er in menschlicher Sprache weiter: »Mein Name ist David Skyworker«, erwiderte er und pfiff noch einmal - nur um seinen Venerianischen Namen hinzuzufügen - »Nebel über den Wassern«; seine Mutter hatte ihn ausgewählt, und er empfand ihn keineswegs als komisch. Ebenso wenig der Drache. Er pfiff jetzt zum ersten Mal, stellte sich selbst vor und fügte dann über seine Sprachbox hinzu: »Man nennt mich >Sir Isaac Newton<.« Drachen wählten sich häufig als Zusatznamen den irgendeines Erdmenschen aus, den sie besonders bewunderten. David hätte »Sir Isaac Newton« gerne gefragt, ob er zufällig die Familie von Davids Mutter kenne, aber die Schlange hatte sich inzwischen vorwärtsbewegt, und der Drache blieb liegen; er musste also weitergehen, um seinen Platz in der Schlange nicht zu verlieren. Der Venerianer folgte ihm mit einem kreisenden Stielauge und pfiff ihm nach, er hoffe, dass auch David einen angenehmen Tod finden werde. Dann kam der stetige Fluss von Kabinentaxis zum Stillstand; ein von einem Menschen gesteuerter Sattelschlepper kam herangefahren und senkte eine Rampe herab. Der Drache erhob sich auf sechs massive Beine und kletterte an Bord. David pfiff ihm einen Gruß nach - und dann wurde ihm plötzlich bewusst, dass ein Sicherheitspolizist ihn schon seit einiger Zeit scharf beobachtete. Zu seiner Erleichterung hatte er jetzt die Spitze der Schlange erreicht und konnte in die Kabine steigen und die Klappe hinter sich zu ziehen.
Er wählte die Adresse und lehnte sich zurück. Das kleine Fahrzeug fuhr ruckartig an, eine Rampe hinauf, fädelte sich durch einen Lastentunnel und rollte in einen Lift. Zuerst versuchte David die Orientierung zu behalten, aber die Windungen des Ameisenhaufens, der da »New Chicago« hieß, hätten selbst einem Topologen Kopfzerbrechen bereitet; also gab er auf. Vermutlich wusste die Kabine ja, wo die Reise hinging. Doktor Jeffersons Wohnung lag unter der Erde in einem teuren Stadtviertel. Beinahe hätte David Schwierigkeiten gehabt; das Taxi hatte an der Wohnungstüre gehalten, als er aber auszusteigen versuchte, wollte die Türe sich nicht öffnen. Das erinnerte ihn daran, dass er den Fahrpreis bezahlen musste, der vor ihm auf einem kleinen Bildschirm leuchtete - und dann wurde ihm bewusst, dass er wie ein Dorftrottel ein Autonomes Fahrzeug bestiegen hatte, ohne Münzen in der Tasche zu haben. Und seinen Kreditbrief würde die kleine Kabine, so schlau sie auch sein mochte, bestimmt nicht einmal beschnüffeln. Schon hatte er sich damit abgefunden, dass die Maschine ihn zur nächsten Polizeistation befördern würde, als ihn das Auftauchen von Dr. Jefferson aus seiner Not befreite. Der Doktor gab ihm Münzen und komplimentierte ihn in die Wohnung. »Denk dir nichts dabei, Junge; mir passiert das auch einmal jede Woche. Unser Revierpolizist hat immer eine Schublade voll Hartgeld bereit, um uns aus solchen Nöten freizukaufen. Ich zahle ihn alle paar Monate und runde den Betrag dann immer etwas auf. Setz dich doch. Einen Sherry?«
»Äh, nein, vielen Dank, Sir.«
»Dann also Kaffee. Da steht Sahne und Zucker. Was hörst du denn von deinen Eltern?«
»Nun, das Übliche. Beiden geht es gut und sie haben viel Arbeit und all das.« David sah sich um. Der Raum, in dem sie saßen, war groß und komfortabel, ja luxuriös, obwohl die Bücher, die aus allen Regalen quollen und ungeordnet auf Schränken und Tischen, ja sogar Stühlen lagen, diesen Eindruck etwas verwischten. Und ihm gegenüber war ein Aussichtsfenster, das eigentlich in die Eingeweide der Stadt hätte blicken müssen; stattdessen konnte man darin einen Bergstrom und Kiefern sehen. Soeben sprang eine Forelle aus dem Wasser. »Das kann ich mir vorstellen, dass sie viel Arbeit haben«, antwortete sein Gastgeber. »Die haben sie immer. Dein Vater versucht, in einem einzigen, kurzen Menschenleben Geheimnisse zu ergründen, die sich im Laufe von Millionen von Jahren aufgetürmt haben. Unmöglich - aber er gibt nicht auf. Junge, ist dir eigentlich klar, dass wir zu der Zeit, als dein Vater seine Laufbahn begann, noch nicht einmal in unseren kühnsten Träumen ahnten, dass es schon einmal eine Zivilisation gab, die das ganze Sonnensystem umfasste?« Er machte eine kleine Pause und fügte dann nachdenklich hinzu: » Wenn es die erste war.«
Dann fuhr er fort: »Jetzt haben wir die Ruinen auf dem Meeresboden erforscht - und sie mit Aufzeichnungen von vier anderen Planeten in Beziehung gebracht. Natürlich hat dein Vater das nicht alles allein getan, nicht einmal den größten Teil davon - aber ohne seine Arbeit stünden wir heute noch am Anfang. Dein Vater ist ein bedeutender Mann, David - und deine Mutter steht ihm nicht nach. Nimm doch ein Sandwich.« David sagte: »Danke schön« und ging damit einer direkten Antwort aus dem Wege. Es tat ihm gut, dieses Lob seiner Eltern zu hören, aber er wusste nicht recht, wie er antworten sollte. Aber der Doktor konnte das Gespräch durchaus ohne Hilfe fortführen. »Wahrscheinlich werden wir nie alle Antworten erfahren. Zum Beispiel, wie der edelste aller Planeten, der Sitz der Zentralregierung, zerstört und in Weltraumschutt zerlegt wurde. Dein Vater hat vier Jahre im Asteroidengürtel verbracht - du warst doch mit von der Partie, oder? - und hat nie eine eindeutige Antwort gefunden. War es ein Doppelplanet so wie die Erde und der Mond, der von der Kraft der Gezeiten auseinandergerissen wurde? Oder ist er explodiert?« »Explodiert?« wandte David ein. »Aber das ist doch theoretisch unmöglich, oder?« Doktor Jefferson wischte die Bemerkung weg. »Alles ist theoretisch unmöglich, bis es einmal geschieht. So ist es noch allen epochenmachenden Erfindungen gegangen. Hast du dich je mit mathematischer Philosophie befasst, David? Bist du mit der Theorie des unendlichen Universums vertraut und mit den offenen Postulaten?«
»Äh, ich fürchte, nein, Sir.«
»Eine ganz einfache Idee und höchst attraktiv. Die Vorstellung, dass alles möglich ist - ich meine wirklich alles - und dass alles schon einmal geschehen ist. Alles. Ein Universum, indem du den Sherry angenommen und dich sinnlos betrunken hast. Ein anderes, in dem der fünfte Planet heil geblieben ist. Und wieder ein anderes, in der Atomkraft und Kernwaffen ebenso unmöglich sind, wie unsere Verfahren es einmal glaubten. In einem solchen Universum möchte ich übrigens gerne leben.« Er stand auf. »Iss nicht zu viele Sandwiches. Ich gehe mit dir noch in ein Restaurant, damit du die Freuden des Großstadtlebens kennenlernst.« »Ich möchte aber Ihre Zeit nicht zu sehr beanspruchen, Sir.« David hoffte immer noch, sich die Stadt allein ansehen