Arthur Holitscher: Drei Monate in Sowjet-Russland. Arthur Holitscher
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https://de.wikipedia.org/wiki/Sowjetrussland
Als Sowjetrussland wurde die Russische Sowjetrepublik vor Errichtung der Sowjetunion (Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken) bezeichnet, also etwa in der Zeit von der Oktoberrevolution 1917 über den Russischen Bürgerkrieg bis zur Unionsverfassung von 1922 (auch informelle Bezeichnung der russischen Regierung vor Gründung der Sowjetunion).
https://www.bpb.de/internationales/europa/russland/47918/revolutionaere-neuordnung-und-stalin-diktatur-1918-1953
Die revolutionäre Neuordnung von Staat und Gesellschaft vollzog sich allerdings unter extremen Bedingungen. Bereits im Frühjahr 1918 kam es zwischen „Weißen“, Gegnern des Oktoberumsturzes, von denen manche die alte zarische Ordnung wiederherstellen wollten, und „Roten“, den Bolschewiki, zu heftigen Kämpfen. Großbritannien, die USA, Japan und Frankreich entsandten Interventionstruppen, die die Weißen gegen die sowjetische Seite unterstützten.
Boris Kustodijew: „Der Bolschewik“
In einer ungeheuren Kraftanstrengung organisierten die Bolschewiki den Widerstand und bauten eine mit massiver Repression verbundene, rigide Versorgungsdiktatur auf. Der „Kommunismus“ der Bürgerkriegsphase mit Hochinflation und gewaltsamer Beschlagnahmung lebensnotwendiger Güter war eine überbürokratisierte Organisation des Mangels, die im ganzen Land Unzufriedenheit und Widerstand hervorrief. Die Industrieproduktion sank im Bürgerkrieg auf ein Minimum, der Schwarzmarkt blühte. In nur zwei Jahren gelang es den Bolschewiki, ihre soziale Basis zu ruinieren: Die Arbeiterschaft befand sich durch den Zerfall der Industrie im Zustand der Auflösung, die bäuerliche Bevölkerungsmehrheit, ursprünglich durch das Bodendekret 1917 für die Sowjetmacht gewonnen, befand sich 1920 im Aufstand. Das System des „Kriegskommunismus“ war trotz des militärischen Sieges bankrott und konnte nur durch massive Repressionen gegen Bauern, streikende Arbeiter und Oppositionelle aufrechterhalten werden.
Nach der Niederschlagung der „Weißen“ entschied sich die sowjetische Führung unter Lenin zu einer politischen Wende. Sie ersetzte im März 1921 die Ablieferungspflicht durch eine Naturalsteuer und gab den Handel mit Überschüssen frei. Damit öffnete sie den Weg für die Entstehung eines Agrarmarktes, der sich rasch entfaltete und zu einer deutlichen Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion führte. Da die sowjetische Führung nach Vertreibung der Weißen und Unterdrückung aller konkurrierenden linken Parteien wie Menschewiki und Sozialrevolutionäre ein politisches Monopol innehatte, konnte sie sich die Verfügung über Großindustrie, Banken und Außenhandel vorbehalten und so weiterhin die Wirtschaftsentwicklung kontrollieren.
Lenin inspiziert auf dem Roten Platz in Moskau zusammen mit Kommandeuren allgemeine Truppen der Roten Armee (25. Mai 1919)
Ziel der „Neuen Ökonomischen Politik“ (NÖP) war einerseits die Steigerung der Wirtschaftsleistung, andererseits die Versöhnung der Gesellschaft mit dem Regime und damit die Überwindung der Folgen von Bürgerkrieg und Versorgungsdiktatur. Von 1921 bis 1928 herrschte ein fragiles soziales Einvernehmen, das es ermöglichte, die Wirtschaftsleistung der Vorkriegszeit wieder zu erreichen und die Basis für die weitere Industrialisierung des Landes zu schaffen.
An der Spitze der „Russischen Kommunistischen Partei“ (der Bolschewiki) kam es indessen zu heftigen Führungskämpfen, in denen sich letztlich Generalsekretär Iosif Wissarionowitsch Stalin (1879-1953) durchsetzte.
Josef Wissarionowitsch Stalin – Иосиф Виссарионович Сталин – 1879 – 1953
Er verstand es, die emotionale Reaktion auf den Tod Lenins am 24. Januar 1924 auszunutzen und einen Lenin-Kult zu organisieren, der vom Aufbau einer bürokratischen Organisation flankiert wurde. Dieser Apparat war die Machtbasis, mit deren Hilfe Stalin nach der Ausschaltung seiner Gegner Ende der Zwanzigerjahre die dominierende Figur wurde. In Fortentwicklung des Lenin-Kults wurde nun auch Stalin das Objekt kultischer Verehrung. Aus der Mythisierung seiner Person erwuchs ihm zusätzliche Macht.
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Arthur Holitscher: Drei Monate in Sowjet-Russland
Arthur Holitscher: Drei Monate in Sowjet-Russland
Arthur Holitscher – Clara Zetkin – Claude McKay – in Moskau
https://www.projekt-gutenberg.org/holitsch/3monate/3monate.html
1921 in Berlin im Verlag S. Fischer erschienen
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Und nun sage ich euch: Lasset ab von diesen Menschen,
und lasset sie fahren.
Ist der Rat oder das Werk aus den Menschen,
so wird’s untergehen;
Ist’s aber aus Gott, so könnt ihrs nicht dämpfen;
Auf dass ihr nicht erfunden werdet,
als die wider Gott streiten wollen.
Apostelgeschichte 5, 38-39
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„Die Wahrheit über Sowjetrussland“
In der ersten Septemberwoche des Jahres 1920 schickte Karl Radek, der damals im Gefängnis Moabit saß, einen Sendboten zu mir mit der Frage, ob ich mich einer Kommission anschließen wolle, die zusammen mit ihm nach Russland reisen würde. Diese Kommission bestand aus Sachverständigen für die Landwirtschaft, die Industrie, einem ehemaligen Staatssekretär als Fachkundigen für das Verwaltungswesen, einem Vertreter der Berliner radikalen Arbeiterschaft und dem Polizeipräsidenten einer großen Schweizer Stadt. Ich sollte die Ergebnisse dieser Reise in einem Buche niederlegen. Ich sagte sofort zu und traf dann im Laufe des Herbstes wiederholt mit Mitgliedern dieser Kommission im Empfangszimmer des Moabiter Gefängnisses zusammen, wo wir mit Radek unter Aufsicht eines Inspektors sprechen durften.
Karl Radek – Карл Бернгардович Радек – 1885 – 1939
Journalist und Politiker, der in Polen, Deutschland und der Sowjetunion wirkte
Die Abreise der Kommission, die Radek vonseiten der deutschen Regierung gewährleistet zu sein schien, verzögerte sich von Woche zu Woche. Radek wurde dann im Januar des laufenden Jahres allein und heimlich über die Grenze gebracht.
Je weiter unsere Abreise hinausgeschoben wurde, umso enttäuschter wurde ich in Bezug auf die Möglichkeit, den Bolschewismus in seiner ursprünglichen, wie mir schien stärksten und definitiven Form in Wirksamkeit zu sehen. Die „Schritte nach rechts“,