der Schatz im Acker. Hermann Brünjes
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Читать онлайн книгу der Schatz im Acker - Hermann Brünjes страница 11
»Das hat er gemacht?«
»Nein. Er war am Freitag vor seinem Urlaub der letzte im Büro. Er hat erst am Montag besagte Mail geschrieben. Da war er schon auf Mallorca.«
»Können Sie mir seine Adresse geben? Dann versuche ich, ihn dort zu finden.«
Wieder schaut eine zum anderen. Sie verständigen sich mit Blicken. Der Mann scheint ihr Sprecher zu sein.
»Wir können und wollen Sie nicht daran hindern, Tobias zu suchen. Die Adresse werden Sie als Journalist vermutlich ja auch anders herauskriegen – also können wir sie Ihnen auch gleich geben.«
Die junge Frau tippt etwas in den Computer und schreibt dann die Adresse vom Bildschirm ab auf einen Zettel. Den reicht sie mir.
»Es ist gleich um die Ecke. Er wohnt in einer neuen Eigentumswohnung.«
»Danke.«
Ich wende mich zum Gehen, da fällt mir noch etwas ein. Ein bisschen muss es wirken wie beim schrulligen Inspektor Colombo, als ich mich noch einmal umdrehe.
»Ach, das wollte ich noch fragen: Hatte Tobias Bahn bei einem oder einer von Ihnen Schulden?«
Das Flackern im Blick der älteren Frau ist nicht zu übersehen. Die anderen beiden sagen laut und klar »Nein«, diese Dame murmelt etwas, das ich nicht verstehe. Also hatte er Schulden. Ich vermute, sie wird es nicht zugeben. Trotzdem versuche ich, sie zum Reden zu bringen.
»Sie zögern? Also hatte er bei Ihnen Schulden?«
»Äh, ja. Tobias war oft klamm. Aber er ist ein guter Mensch! Er kümmert sich um seine alte Mutter. Die braucht teure Therapien und Stammzellen.«
»Sie hat Krebs? Wissen Sie, in welchem Krankenhaus sie liegt?«
»Leider nicht. Aber es muss etwas weiter weg sein, denn Tobias hat immer mal Zeit gebraucht, sie zu besuchen.«
»Und da haben Sie ihm Geld geliehen? Für Reisekosten?«
»Nein, natürlich nicht. Wir verdienen hier ganz gut, sind ja im öffentlichen Dienst! Aber Tobi musste teure Operationen für seine Mutter finanzieren. Er war oft in Sorge, dass er nicht helfen konnte und die ganze Therapie letztlich umsonst war.«
Mir schwant Schlimmes.
»Sie haben ihm also größere Summen geliehen?«
Sie schaut unsicher zu den beiden anderen. Die haben ganz offensichtlich von solchen Zuwendungen keine Ahnung.
»Nun sag’ schon, Friederike, wie viel hast du ihm gegeben und wie oft?«
»Nicht oft. Nur drei oder viermal. Er zahlt das Geld in kleinen Raten zurück.«
»Wie viel?« Ihr Kollege wird jetzt ungeduldig.
»Einmal tausend und dreimal zwei.«
»Was, zweitausend Euro?«
Friederike nickt und sackt in sich zusammen. Sie erinnert mich jetzt an Fabian Heimfeld gestern. Es ist ihr peinlich und sie ahnt, dass sie einen Fehler gemacht hat.
»Aber ich kenne ihn doch schon so lange! Er war immer ehrlich und ein guter Kollege!«
Ich versuche, sie zu beruhigen.
»Noch ist ja nichts geklärt. Also warten wir mal ab. Danke jedenfalls für seine Adresse.«
Als ich kam, fand ich ein selbstbewusstes Team vor, als ich mich jetzt zum Gehen wende, sind alle drei erschüttert.
»Sollen wir zur Polizei gehen und die Sache melden?«, fragt der Mann mit fast ängstlicher Stimme.
»Warten Sie noch. Am besten, Sie behalten die Sache zunächst für sich. Ich melde mich. Und wenn die Polizei eingeschaltet wird, sagen Sie einfach, wie es war – und nicht wie Sie es gerne hätten.«
*
Draußen im Golf checke ich die Adresse bei Google Maps. In drei Minuten müsste ich dort sein. Ich staune über uns Menschen. Nicht nur Fabian von Heimfeld hat dieser Tobi hinters Licht geführt, auch seine Kolleginnen und Kollegen. Vermutlich hat er bei Friederike mütterliche Gefühle geweckt und sie mit dem ältesten Trick der Welt überlistet, durch Mitleid.
Ich bin gespannt, welche Abgründe sich bei Tobias Bahn noch auftun.
Die Wohnung des Vermissten liegt in einem der neueren Mehrfamilienhäuser gleich neben einem griechischen Restaurant. Ob sich Tobias Bahn eine Eigentumswohnung leistet? Soweit ich informiert bin, wurden die unterschiedlich großen Wohnungen in diesem Haus vom Investor verkauft. Das Haus besitzt eine eigene Tiefgarage, die Besucher aber nicht einfach so nutzen können. Ich parke also vor dem Griechen.
Schnell finde ich die Klingel. Niemand macht auf. Ich meine, das Läuten aus einer Wohnung im ersten Stock zu hören. Ich klingle bei einem K. Meyer. Ohne dass jemand sich über den Lautsprecher unter den Klingeln meldet, ertönt der Summer. Ich öffne die Tür und bin in einem geräumigen, aber anonymen Flur. Aufs Geratewohl nehme ich die Treppe und stehe auch schon vor der Wohnung mit dem Namensschild »T. Bahn«. Wie erwartet, reagiert niemand. Dafür öffnet sich die Tür daneben einen Spalt weit. Eine alte, knorrige Hand ist zu sehen, mehr nicht.
»Sie wollten zu mir?«
Ich wende mich der Männerstimme zu. »Entschuldigen Sie, eigentlich wollte ich zu Ihrem Nachbarn, Herrn Bahn.«
»Warum klingeln sie dann nicht auch dort?«
»Bitte entschuldigen Sie. Er hat nicht reagiert.«
»Und wer sind Sie?«
»Oh, nochmals bitte ich um Entschuldigung. Mein Name ist Jens Jahnke. Ich bin von der Zeitung.«
Ich nestle meinen Ausweis aus der Lederjacke und zeige ihm den. Nun geht die Tür ein Stück weiter auf und ein grauer, bärtiger Kopf schaut heraus. Der Mann sitzt in einem Rollstuhl, trägt einen gestreiften Morgenmantel und seine nackten Füße stecken in Adiletten. Mit Links hat er die Tür geöffnet, in der rechten Hand hält er eine Sprühflasche.
»Was Sie da in der Hand haben, ist ja hoffentlich kein Pfefferspray«, meine ich freundlich und halte mir demonstrativ die Hand vor die Augen.
Er lässt die Flasche in seiner weiten Manteltasche verschwinden. »Man kann nie vorsichtig genug sein!«
Dass ich ihn längst hätte überrumpeln können, kommt dem Alten nicht in den Sinn.
»Wissen Sie, wo ich Tobias Bahn finden kann?«
»Er ist nicht da.«
Das weiß ich schon. »Ich suche ihn wegen seines Jobs.«
»Da müssen Sie im Rathaus fragen.«
»Dort war und ist er nicht, weder gestern noch heute.«
»Aber er ist zurück aus dem Urlaub, ganz sicher!«
»Haben Sie ihn