Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller страница 5
Ließ er den Haß – Der Starke achtet es
Gering, die leise Quelle zu verstopfen,
Weil er dem Strome mächtig wehren kann.
Was kommen mußte, kam. Als er die Augen
Im Tode schloß, und seine starke Hand
Sie nicht mehr bändigt, bricht der alte Groll
Gleichwie des Feuers eingepreßte Glut,
Zur offnen Flamme sich entzündend los.
Ich sag euch, was ihr alle selbst bezeugt,
Messina teilte sich, die Bruderfehde
Löst' alle heilgen Bande der Natur,
Dem allgemeinen Streit die Losung gebend,
Schwert traf auf Schwert, zum Schlachtfeld ward die Stadt,
Ja diese Hallen selbst besprützte Blut.
Des Staates Bande sahet ihr zerreißen,
Doch mir zerriß im Innersten das Herz –
Ihr fühltet nur das öffentliche Leiden,
Und fragtet wenig nach der Mutter Schmerz.
Ihr kamt zu mir und spracht dies harte Wort:
»Du siehst, daß deiner Söhne Bruderzwist
Die Stadt empört in bürgerlichem Streit,
Die, von dem bösem Nachbar rings umgarnt,
Durch Eintracht nur dem Feinde widersteht.
– Du bist die Mutter! Wohl, so siehe zu,
Wie du der Söhne blutgen Hader stillst.
Was kümmert uns, die Friedlichen, der Zank
Der Herrscher? Sollen wir zugrunde gehn,
Weil deine Söhne wütend sich befehden?
Wir wollen uns selbst raten ohne sie,
Und einem andern Herrn uns übergeben,
Der unser Bestes will und schaffen kann!«
So spracht ihr rauhen Männer, mitleidlos
Für euch nur sorgend und für eure Stadt,
Und wälztet noch die öffentliche Not
Auf dieses Herz, das von der Mutter Angst
Und Sorgen schwer genug belastet war.
Ich unternahm das nicht zu Hoffende,
Ich warf mit dem zerrißnen Mutterherzen
Mich zwischen die Ergrimmten, Friede rufend –
Unabgeschreckt, geschäftig, unermüdlich
Beschickt ich sie, den einen um den andern,
Bis ich erhielt durch mütterliches Flehn,
Daß sies zufrieden sind, in dieser Stadt
Messina, in dem väterlichen Schloß,
Unfeindlich sich von Angesicht zu sehn,
Was nie geschah, seitdem der Fürst verschieden.
Dies ist der Tag! Des Boten harr ich stündlich,
Der mir die Kunde bringt von ihrem Anzug.
– Seid denn bereit, die Herrscher zu empfangen
Mit Ehrfurcht, wies dem Untertanen ziemt.
Nur eure Pflicht zu leisten seid bedacht,
Fürs andre laßt uns andere gewähren.
Verderblich diesem Land, und ihnen selbst
Verderbenbringend war der Söhne Streit;
Versöhnt, vereinigt, sind sie mächtig gnug,
Euch zu beschützen gegen eine Welt,
Und Recht sich zu verschaffen – gegen euch!
Die Ältesten entfernen sich schweigend, die Hand auf der Brust. Sie winkt einem alten Diener, der zurückbleibt.
Isabella. Diego.
ISABELLA.
Diego!
DIEGO.
Was gebietet meine Fürstin?
ISABELLA.
Bewährter Diener! Redlich Herz! Tritt näher!
Mein Leiden hast du, meinen Schmerz geteilt,
So teil auch jetzt das Glück der Glücklichen.
Verpfändet hab ich deiner treuen Brust
Mein schmerzlich süßes, heiliges Geheimnis.
Der Augenblick ist da, wo es ans Licht
Des Tages soll hervorgezogen werden.
Zu lange schon erstickt ich der Natur
Gewaltge Regung, weil noch über mich
Ein fremder Wille herrisch waltete,
Jetzt darf sich ihre Stimme frei erheben,
Noch heute soll dies Herz befriedigt sein,
Und dieses Haus, das lang verödet war,
Versammle alles, was mir teuer ist.
So lenke denn die alterschweren Tritte
Nach jenem wohlbekannten Kloster hin,
Das einen teuren Schatz mir aufbewahrt.
Du warst es, treue Seele, der ihn mir
Dorthin geflüchtet hat auf beßre Tage,
Den traurgen Dienst der Traurigen erzeigend.
Du bringe fröhlich jetzt der Glücklichen
Das teure Pfand zurück.
Man hört in der Ferne blasen.
O eile, eile,
Und laß die Freude deinen Schritt