Die Dubharan. Norbert Wibben

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Die Dubharan - Norbert Wibben Eila - Die Leuchtende

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und Feiern, aber auch für Proben und Aufführungen des Schulorchesters und der Theatergruppe genutzt. Jetzt ist er prachtvoll geschmückt, da morgen die Schüler des letzten Jahrgangs hier ihre Abschlusszeugnisse erhalten sollen. Die meisten ihrer Eltern werden ebenfalls teilnehmen, so dass die vielen Stühle sehr eng angeordnet werden mussten. Aber hier gibt es für den Hausmeister nichts zu tun. Heute Morgen hatte er die letzten Girlanden angebracht.

      Auf dieser Etage gibt es außerdem noch ein großes Lehrerzimmer sowie mehrere Klassenräume, in denen er in den nächsten Tagen kleinere Reparaturen ausführen wird. Diese eilen aber nicht, dafür hat er noch genügend Zeit in den kommenden Wochen der Ferien.

      In der obersten Etage liegen mehrere Schlafräume für jeweils acht Schüler oder Schülerinnen der unteren fünf Jahrgänge, sowie Einzelzimmer für einige der Lehrer und Lehrerinnen. Der rechte Flügel ist für die männlichen, und der linke für die weiblichen Bewohner. Von dort hört er den Lärm vieler Kinderstimmen, während er wieder ins Erdgeschoss hinunter geht. Er lächelt verstehend. Die Schüler freuen sich auf die Ferien und packen ihre Sachen für die morgige Heimreise.

      Die beiden ehemaligen Kavaliershäuser werden für die oberen drei Jahrgänge genutzt. Hier befinden sich auf zwei Etagen verteilt Zimmer für jeweils zwei oder drei Schüler bzw. Schülerinnen, sowie drei Einzelzimmer für Lehrer. Die Zuordnung der Kavaliershäuser ist wie die Aufteilung der obersten Etage im Haupthaus festgelegt: das rechte Haus ist für die männlichen, und das linke für die weiblichen Bewohner. Auch hier hat der Hausmeister demnächst Einiges zu tun.

      Alle Gebäude sind aus rotem Backstein errichtet. Sie haben Fenster- und Türeinfassungen aus grau gelbem Sandstein. Dunkler Schiefer deckt die Walmdächer, aus denen mächtige Schornsteine herausragen. Mittig in der Vorderfront des Haupthauses sieht man eine fünfstufige, sehr breite Sandsteintreppe. Sie führt von einem großen, mit weißem Kies bestreuten Vorplatz zur zweiflügeligen Eingangstür des erhöht liegenden Erdgeschosses hinauf. Der Vorplatz füllt die gesamte Fläche zwischen den drei Gebäuden aus.

      Zu diesem Platz führt eine Allee aus alten Eiben. Diese Zufahrt wird durch ein großes, schmiedeeisernes Tor unterbrochen. Das meistens geschlossene Tor ist Teil einer umlaufenden Backsteinmauer, die das gesamte Internatsgelände einfasst. Vor den beiden Kavaliershäusern und um sie herum wird die Kiesfläche weitergeführt. Sie umschließt somit alle Gebäude an den Seiten als breiter Weg.

      An der Hinterseite des Hauptgebäudes befindet sich mittig, in Höhe des Erdgeschosses ein breites Podest. Davon ausgehend führen zwei Treppen, rechts und links, etwas geschwungen nach unten auf den Kiesweg. Der Weg geht in den Park über.

      Die Schüler des Internats Coimhead sind aufgeregt. Morgen beginnen endlich die Sommerferien. Die letzten Klassenarbeiten sind bereits vor einer Woche geschrieben worden. Morgen erfahren sie die erzielten Ergebnisse. Sie erhalten ihre Zeugnisse und werden abgeholt. Einige, der von weiter weg kommenden, älteren Schüler, reisen eigenständig mit dem Zug zu ihren Familien.

      Nicht jeder der Schüler im Alter von 10 bis 17 Jahren ist froh. Einige fühlen sich hier geborgener als Zuhause, manche haben hier ihre besten Freundinnen oder ihren besten Freund – auch geschlechterübergreifend. Oft vermissen sie diese jetzt schon. Unabhängig davon sind aber alle doch froh, den Abläufen und Zwängen des Internats für mehrere Wochen zu entkommen.

      Eila ist eine der etwa 150 Schüler des Internats. Sie ist ein 16 jähriges Mädchen mit mittelblondem, nicht ganz schulterlangem, glatten Haar, das in der Mitte gescheitelt ist. Ihre Stirn ist sichtbar, da sie die vorderen Haare eines längeren Ponys oft hinter die Ohren streicht. Ihre Figur ist noch etwas jungenhaft. Sie ist schlank und wirkt sportlich.

      Eila trägt gerne lange Hosen und dazu Pullover oder Shirts. Hier im Internat muss sie allerdings fast immer Schuluniform tragen, die keine langen Hosen für Mädchen zulässt. Da sie aber zu den Schülerinnen gehört, die die Schulpferde pflegen dürfen, trägt sie dabei selbstverständlich lange Hosen. Das ist sowohl beim Stall ausmisten, als auch beim Reiten in der Koppel durchaus angemessen. Beim Reiten fühlt sie sich glücklich, sie vergisst dann alles um sich herum. Das Mädchen kann besonders gut mit den Pferden umgehen, besser als alle anderen Schüler oder Schülerinnen.

      Im Umgang mit anderen Menschen ist Eila zurückhaltend, nicht schüchtern, sondern eher etwas vorsichtig. Sie drängt sich nicht in den Vordergrund. Hat sie jedoch mit jemandem Freundschaft geschlossen, steht sie ihm fest und engagiert zur Seite. Abhängig von der Situation kann sie sehr energisch sein. Dies ist immer dann der Fall, wenn es um den Schutz oder Einsatz für Benachteiligte geht.

      Eila freut sich sehr, dass sie morgen zu ihrem Großvater Brian aufs Land in den Norden reisen wird. Dann kann sie täglich in Hosen herumlaufen, durch die einsame Gegend wandern und mit ihm im gemütlichen Wohnzimmer sitzen und heißen Kakao trinken. Etwas Wehmut verspürt sie aber doch, da sie während dessen nicht bei ihren geliebten Pferden sein kann. Trotzdem wird sie die Zeit mit Großvater genießen. Da ist sie sich ganz sicher!

      Auch die bevorstehende Trennung von ihrer Freundin Anna versetzt ihr einen leichten Stich ins Herz. Außerdem ist da noch der gleichaltrige Simon, den sie gut leiden mag. Er ist eher still, nicht so laut, polternd und auf Selbstdarstellung fixiert wie viele andere Jungen. Er liest gern. In der Bibliothek hat sie ihn schon des Öfteren in einer Ecke lesend angetroffen. Dabei konnte sie immer wieder feststellen, dass er verstohlen zu ihr hinüberschaute. Ob sich daraus während des nächsten Schuljahres mehr entwickeln wird? Nach den Sommerferien wird sie in Coimhead die letzte Klasse absolvieren. Danach möchte sie an einer der großen Universitäten des Landes Tiermedizin studieren. Was Simon wohl werden will?

      Eila hat ihre beste Freundin Anna im ersten Schuljahr im Internat kennengelernt. Bereits nach zwei Wochen waren sie unzertrennlich. Anna ist etwa gleich groß, ebenfalls schlank und sportlich aussehend. Ihre leicht gewellten, mittelblonden Haare sind etwas kürzer als Eilas. Eila und Anna bewohnen ein gemeinsames Zimmer in der oberen Etage des Mädchenhauses. Das Fenster geht zum Park hin.

      Beide haben viele gemeinsame Interessen. In ihrer Freizeit lesen sie oft, albern herum, laufen durch den Park oder unterhalten sich über Jungen. Aber Anna teilt Eilas Liebe zu den Pferden nicht, sie hat eher etwas Angst vor den großen Tieren.

      Die derzeitige Lieblingsbeschäftigung der beiden Mädchen ist das Erfinden und Fortführen kleiner Kurzgeschichten. Sie halten diese in einem Tauschbuch fest. Eila schreibt einen Teil einer erfundenen Geschichte und macht Zeichnungen dazu. Dann gibt sie es Anna, die in den nächsten Tagen die Geschichte weiterführt, bevor sie das Buch an Eila zurückgibt. Nun ist Eila wieder an der Reihe, usw. Beide genießen dies sehr. Oft lesen sie das bisher Festgehaltene und müssen heftig lachen.

      An diesem Spätnachmittag sind die beiden Freundinnen in ihrem Zimmer. Anna liest in einem Buch, während Eila die Geschichte im Tauschbuch fortführt.

      »Freust du dich auch so auf die Ferien?«, fragt Anna zu Eila blickend. »Ich kann es kaum noch erwarten, zu meinen Eltern und Geschwistern zu kommen. Wir wollen gemeinsam in die Berge verreisen. Dort werden wir zwei Wochen wandern und in Berghütten übernachten.«

      Eila unterbricht ihre Zeichnung eines etwas sonderbaren, kleinen, gefleckten Hundes.

      »Natürlich freue ich mich auch riesig auf die Ferien!« Helle, blaue Augen mit kleinen, grauen Einsprenkelungen blicken Anna an. Auf und um ihre gerade Nase sind vereinzelt schwache Sommersprossen sichtbar. »Es gibt dann keinen Zwang zum Tragen der Schuluniform, es stehen keine Klassenarbeiten oder Tests an, und ich kann bei Großvater Brian sein.«

      »Fährst du diesmal zu deinen Eltern?«

      »Nein, die müssen arbeiten. Ich fahre

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