Unter der Sonne geboren, 1. Teil. Walter Brendel

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Unter der Sonne geboren, 1. Teil - Walter Brendel

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style="font-size:15px;">      Kardinal Richelieu

      Bis 1629 hat Richelieus Aufmerksamkeit der Herstellung von Ruhe und Ordnung im Königreich gegolten. Jetzt gewinnt die Außenpolitik Priorität. Richelieu wendet sich gegen Habsburg, das in Deutschland und in Spanien herrscht und Frankreich „umklammert“. Das ist ein altes Trauma Frankreichs, aus der Zeit von Franz I. (1515-1547) herrührend.

      Bei Hofe stehen sich nun die Parteien der Königsmutter Maria von Medici und des Kardinals gegenüber; Intrigen und Komplotte sind an der Tagesordnung. Jeder weiß: Einer von beiden - Maria oder Richelieu - wird gehen müssen. Am 12. November 1630 wird der Kardinal nach einem dramatischen Showdown öffentlich in seinen Ämtern bestätigt. All jene, die zu früh über seinen Sturz frohlockt haben, beißen politisch ins Gras; man spricht vom „Tag der Düpierten“.

      Richelieu weiß, dass Frankreich für einen Krieg nicht hinreichend gewappnet ist. An vielen Fronten - in Spanien, Deutschland, den Niederlanden - führt er deshalb einen „verdeckten Krieg“, unterstützt alle, die sich von Habsburg bedrängt fühlen. Erst 1635 kommt es mit Spanien, 1636 mit dem Deutschen Reich zum offenen Krieg.

      Die Kosten sind enorm, die Staatskassen erschöpft. Richelieu reagiert mit einer durchgreifenden Verwaltungsreform und setzt im ganzen Königreich „Intendanten“ ein, Berufsbeamte mit weitreichenden Kompetenzen und dem Auftrag, die Autorität des Königs durchzusetzen, Steuern einzutreiben und die „guten Städte“ des Königs nicht nur zu verwalten, sondern auch prächtig - wie es sich für einen großen Herrscher gehört - zu gestalten.

      Das gefällt den lokalen Adelsherren natürlich nicht. Es gibt Revolten, aber letztlich stellt Frankreich seinem König Finanzmittel zur Verfügung, wie sie kein anderer Monarch in Europa erhält. Schon zu Zeiten von Kaiser Karl V. hatte man halb bewundernd, halb neidisch bemerkt, wie diese Franzosen - murrend zwar, aber letztlich solidarisch - zu ihrem König standen. Frankreich ist auch reich. Es zählt 20 Millionen Einwohner (mehr als England, Italien und Spanien zusammen). Seine Wirtschaftskraft ist stark genug, die steigen-den Bedürfnisse des nun mehr und mehr auf Paris hin ausgerichteten Staates zu befriedigen.

      Die eigentliche Bedrohung kommt von den geschwächten großen Herren aus den Provinzen, aber auch aus der Mitte der königlichen Familie, die sich vom Kardinal in ihren Interessen verletzt sieht. Zahllose Komplotte werden gegen Richelieu geschmiedet – alle scheitern an der Rückendeckung durch Ludwig XIII. und an dem Netzwerk von Günstlingen, das er geschaffen hat. Viele sind – und in den Augen der Zeit ist das keine Beleidigung - „seine Kreaturen“: effiziente Diener des Staates, die um den Monarchen eines neuen Typus herum entstanden sind, manche von ihnen wahre „Musketiere des Königs“.

      Richelieu stirbt im Dezember 1642, im März 1643 folgt der König. Sein Sohn und Nachfolger Ludwig XIV. ist erst vier Jahre alt.

      Die Witwe Ludwigs XIII. wird Vormund des kleinen Thronfolgers. Zum Erstaunen vieler wählt Anna als Nachfolger Richelieus dessen Vertrauten Giulio Mazarin(i), der seit 1641 Kardinal ist, ohne je Priester gewesen zu sein. Frankreichs Zukunft, so sagen ihre Widersacher, läge nun in den Händen einer spanischen Regentin und eines italienischen Ministers - beide „Ausländer“, beide katholisch.

      Königin-Witwe Anna von Österreich

      Kardinal Richelieu, der große Staatsmann ist tot. Der König liegt im Sterben. In Frankreich rumort es. Der Adel strebt zur alleinigen Macht, das Parlement will mehr Einfluss, das Volk stöhnt unter den Steuern, Katholiken und Hugenotten liefern sich blutige Schlach-ten. Das Chaos ist vorprogrammiert oder? Kann es einen neuen Richelieu oder gar einen neuen, besseren König geben……?

      Ludwig XIV. wurde am 5. September 1638 in der französischen Residenzstadt Saint-Germain-en-Laye geboren.

      Das Schloss Saint-Germain-en-Laye ist eine Schlossanlage in der französischen Stadt Saint-Germain-en-Laye im Département Yvelines etwa 19 Kilometer westlich von Paris. Seit seiner Errichtung als Burg im 13. Jahrhundert diente es bis in das 17. Jahrhundert als Residenz der französischen Könige, ehe Ludwig XIV. 1682 mit sei-nem Hof nach Versailles umzog.

      Eigentlich hatte keiner mehr damit gerechnet, dass aus der Ehe zwischen Ludwig XIII. und Anna von Österreich noch Kinder entstehen.

      Das Paar, das unterschiedlicher nicht sein konnte, lebte in verschiedenen Welten. Ludwig bevorzugte die Jagd und wohl auch die Jäger. Anna war dem Theater Tanz und der leichten Muse zugetan.

      Ludwig XIV. als Zehnjähriger

      Nach dreiundzwanzig Jahren unfruchtbarer Ehe in wachsender Verbitterung kam es am 5. Dezember 1637 zu einer schicksalhaften Begegnung der Eheleute. Der König der eigentlich auf dem Weg in sein Jagdschloss war musste wegen eines Unwetters seine Reise unterbrechen und im Louvre übernachten. Dort hatte sich die Königin für den Winter eingerichtet. Zur damaligen Zeit wurden die Schlösser nur dann möbliert wenn der König anreiste sonst standen sie meist leer. Der König sah sich also gezwungen das einzige vorhandene Bett aufzusuchen, das der Königin. Neun Monate später brachte Anna von Österreich im Alter von achtunddreißig Jahren ihr erstes Kind den Dauphin Ludwig XIV. zur Welt der jedoch bei der Geburt so schwach war, dass sofort eine Nottaufe vollzogen werden musste.

      So glücklich der König sich über sie Geburt des Stammhalters zeigte so wenig nahm er Anteil an seinem Leben. Der Grund für sein mangelndes Interesse an seinem Sohn war Ludwigs neuer Favorit Henri Cinq-Mars. In dieser Zeit gebar Anna trotz der homosexuellen Phase ihres Mannes am 5. September 1640 ihren zweiten Sohn Philipp.

      Das Verhältnis des Königspaars verbesserte sich dadurch zwar nicht, aber aus der kinderlosen, leicht angreifbaren Spanierin mit ungewisser Zukunft war die Mutter des zukünftigen französischen Königs geworden, und das festigte ihre Stellung ungemein. Anders als bei den Beziehungen Katharinas zu ihren Kindern oder gar Marias zu ihrem Sohn entwickelte sich zwischen Anna und dem kleinen Ludwig ein inniges Mutter-Kind-Verhältnis. Im Gegensatz zu Katharina und Maria von Medici war die spanische Königstochter allerdings auch selbst in einer harmonischen Familie aufgewachsen. Ausdrücklich riet Anna den Erziehern, das Kind nur im äußersten Notfall auszupeitschen und dann darauf zu achten, dass es keine anderen Zeugen gab, um es nicht unnötig zu beschämen. Tatsächlich war Hausarrest die schlimmste in der Erziehung des Dauphins jemals angewandte Strafe, und Anna zog es ohnehin vor, ihn durch gutes Zureden und vernünftige Erklärungen zu überzeugen.

      Kinderporträt Philippes (rechts) und seines Bruders Ludwig

      Von Geburt an war Ludwig ein mürrisches Kind gewesen, das stundenlang schrie und den ständig wechselnden Ammen mit seinen Kiefern die Brüste zerfetzte, da es ja unstatthaft war, dass eine Königin selbst stillte. Die Geburt des jüngeren Bruders hatte seine Unzufriedenheit noch verstärkt: Philippe, der schon als Säugling die Herzen eroberte, der so früh lachte und den alle liebten, obwohl er doch niemals König sein würde wie Ludwig, der sich seiner künftigen Erhabenheit bereits bewusst war, als er noch in Mädchentracht bei den Frauen erzogen wurde.

      Ludwig, der Vater des Sonnenkönigs, kam am 27. September 1601 in Fontainebleau zur Welt. Nach 50 Jahren war er der erste Dauphin, der in Frankreich geboren wurde. Er wuchs fern vom Hof unter der Obhut der Madame de Mouglat und des Leibarztes Jean Héroard auf. Letzterer führte ein genaues Tagebuch und hinterließ damit ein einzigartiges Dokument über die Prinzenerziehung aus einer Zeit, die kaum schriftliche Quellen über Kinder kennt. Das empfindsame Kind litt unter der strengen, durch Schläge geprägten Erziehung und der Trennung vom vergötterten Vater.

      1615

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