MIT 6 EURO DURCH EUROPA. Antonio De Matteis
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу MIT 6 EURO DURCH EUROPA - Antonio De Matteis страница 9
Der Whisky schaut dagegen recht abgemagert aus der Wäsche, jetzt wo ihm drei Kubikmeter Haare abgenommen wurden.
Gleich danach fahren wir zu unserem Camp wieder zurück. Dort haben wir einen Termin mit dem Filmteam. Sie drehen einige Stunden für einen Beitrag.
Auch diese Prozedur ist für unsere Hunde anstrengend, genauso wie für uns. Auf Kommando müssen wir fahren, erzählen, erklären, zeigen, nicht aus der Puste kommen und geduldig sein.
Zum Ausruhen haben wir heute leider keine Zeit. So bauen wir das Zelt ab und verstauen alles auf die Gespanne. Jetzt müssen wir sie wiegen lassen. Das dürfen wir bei einer kleinen Firma in der Nähe tun.
Das komplette Gespann von Sabine wiegt, natürlich ohne Mensch und Tier, 90 kg und meines 110 kg! Das ist wahrlich nicht wenig, obwohl wir wirklich nur das Allernötigste eingepackt haben, an Gewicht und Volumen gespart, wo es nur ging.
Wir kennen uns zwar mit Schwertransporten aus, aber das hier müssen wir selbst aus eigener Kraft durch die Ländle ziehen. Wir schleppen praktisch unser ganzes Hausinventar mit, die Utensilien, die für die nächsten vier Jahreszeiten zum Einsatz kommen sollen.
Jetzt müssen wir ins Zentrum. Der Startschuss wird in der Piazza della Libertà um circa 17 Uhr gegeben. Davor wird es noch eine Pressekonferenz mit einigen Politikern geben.
Der Weg dorthin führt durch die halbe Stadt. Da heute in den zwei meist gelesenen Regionalzeitungen, ein Bericht mit Bild von uns zu sehen gibt, erkennen uns die Leute. Deshalb grüßen viele oder applaudieren.
Für uns ist es ein ungewohntes Gefühl. Das ist zwar schön, aber eben noch sehr gewöhnungsbedürftig. Als wir in der besagten Piazza ankommen, werden wir gleich von einigen Sympathisanten umzingelt.
Viele sind gekommen um den Start zu erleben. Einige sind Hundehalter, die natürlich ihren Hund dabei haben. Das macht unsere nervös. Viele sind vom Sportverein. Sie wollen uns mit ihrem Rad durch die Stadt nach dem Startschuss begleiten.
Wir platzieren uns mitten auf den Platz, unsere Hunde sind sehr angespannt. So eine Situation sind sie noch nicht gewöhnt. So viele Leute, viele Hunde, viele Reporter, die sie ständig filmen und fotografieren. Sie wirken etwas verloren. Auch für uns ist es nicht leicht.
Wir versuchen ständig die Hunde zu beruhigen, gleichzeitig aber mit Leuten unterhalten, den Fragen der Reporter beantworten und immer schön in die Kameras lächeln. Die Leute von der Tierschutzorganisation sind da.
Sie stellen sich vor und meinen dann gleich, dass sie zuerst unsere Hunde untersuchen wollen, mit Blutabnahme usw., bevor wir losfahren. Dem stimme ich aber nicht zu. Wir haben die Zeit nicht mehr und wir wollen unseren Vierbeinern diesen zusätzlichen Stress ersparen.
Ich bin sauer, denn sie haben ganze zwei Monate Zeit gehabt, um sich darum zu kümmern. Denn solange wissen sie schon von unserem Vorhaben.
Außer heiße Luft kam bis dato nichts, was sie von sich gegeben haben. Wahrscheinlich haben sie nicht wirklich geglaubt, dass wir unsere Aktion durchziehen und haben uns nicht ernst genommen.
Ich schlage ihnen ein Kompromiss vor, sie könnten die Untersuchung unterwegs nachholen, in einem Ort, der auf unserem Weg liegt. Sie stimmen zu, aber sie wirken etwas seltsam auf mich.
Keiner von ihnen hat versucht sich unseren kleinen Athleten zu nähern, sie kennenzulernen, sie zu streicheln, das ist äußerst merkwürdig. Ich habe den Eindruck, dass sie nicht wirklich begeistert sind von unserem Konzept.
Die vielen Reporter stellen viele Fragen in Bezug auf die Fahrt:
wie die Idee zustande gekommen ist;
wie unser Training und das der Hunde war;
was wir uns von diesem gewagten Abenteuer erwarten;
welche Kriterien bei der Wahl der Route beigetragen haben
und und und.
Ich persönlich habe nicht so viele Medien erwartet.
Es sieht so aus, und da übertreibe ich nicht, als ob mehr Medienoperatoren anwesend sind als Besucher und Zuschauer. Das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass gar keine Werbung über dieses Event gemacht wurde.
Wie dem auch sei, wir sind positiv überrascht. Von unserer Aktion werden also mindestens acht Fernsehsender und noch viel mehr Zeitungen berichten. Und das können wir auf jeden Fall schon mal als einen großen Erfolg bezeichnen.
Als dann die politischen Vertreter eintreffen, werden wir gebeten uns mit unserer Karawane in den Rathausinnenhof zu begeben. Dort wurden mehrere Stuhlreihen und eine große Bühne, eigens für die Pressekonferenz, aufgestellt. Auf der Bühne steht ein langer Tisch.
An dem sitzen:
Piero, der Präsident des Radsportclub,
Enzo, der Vizepräsident und Sprecher der Konferenz,
der Regionalpräsident der Radsportorganisation,
der Assessor der Provinz Brindisi und
der Bürgermeister der Stadt Ostuni.
Wir sind beide beeindruckt von so viel Einsatz und Mühe seitens der Organisatoren. Sie werden diese Gelegenheit nutzen um sich zu profilieren, was auch in Ordnung ist, solange sie uns wirklich helfen werden.
Sie halten alle mein Buch in der Hand und blättern es durch. Tagebuchähnlich beschreibe ich darin meine Erlebnisse der letzten Fahrt im Jahre 2006. Ein Buch, das die Interessenten gegen eine kleine Spende haben können, da es nicht im Handel zu kaufen gibt.
Seitlich und in der Mitte über den Tisch sind große Werbeplakate angebracht. Zuerst stellt Enzo die Politiker vor, dann uns und spricht anschließend die Einführung. Erklärt ein paar wichtige Einzelheiten in Bezug auf die Reise und dass sie, als Freunde und als Vertreter des Radsportclubs, glücklich sind, uns bei unserer Mission helfen zu können.
Ungefähr dasselbe „bla bla“ erzählen auch, einer nach dem anderen, die politischen Vertreter, während sie uns volle Unterstützung versprechen! Jeder macht natürlich Werbung für das, was er vertritt.
Besucher und Fotoreporter machen eine Unmenge von Fotos. Ich gebe einige Interviews ab. Dann gehen wir alle wieder auf die Piazza, stellen uns für den Start auf, bedanken und verabschieden uns von der Menge.
Die Hunde sind ganz nervös. Es ist später geworden, als wir dachten und bald wird es dunkel. Also mache ich etwas Druck, daraufhin hebt der Bürgermeister endlich die Fahne hoch.
Auf die Plätze, fertig, los!
Die Leute jubeln, wünschen uns Glück, klatschen die Hände und winken.
„Ciao, wir sehen uns hoffentlich in mehr als einem Jahr wieder.“,
brüllen wir in die Menge zurück.
Jetzt noch eine Ehrenrunde durch die wichtigste Arterie der Stadt.
Viele begleiten