Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika. Henry Morton Stanley

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Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika - Henry Morton Stanley gelbe Buchreihe

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danken, sein Entlassungsgesuch in gehöriger Form einreichen und nach Europa kommen können, um ebenso viele Festmahle in London wie in Berlin zu genießen und so viele goldene Medaillen zu erhalten, wie er nur weg zu stauen vermochte. Wenn er je den Wunsch nach Festmahlen oder Medaillen ausdrückt, werde ich mein Möglichstes tun, um ihm alles, was er wünscht, zu verschaffen. Er kann alle die meinigen bekommen, sobald er sie wünscht. Wahrscheinlich sind nur seine krankhafte Empfindlichkeit und sein Stolz bei dieser wie bei anderen Gelegenheiten sein größtes Hindernis gewesen. Jedenfalls hat sein Sturz in Bagamoyo jegliche Theorie, die ich mir je über ihn gebildet hatte, über den Haufen geworfen. Als er ins Hospital kam, trat zwischen ihn und mich ein Schatten so dichter und handgreiflicher Art, dass die angenehmen Beziehungen, welche, wie ich glaubte, beständig zwischen uns herrschen sollten, vollständig verdunkelt wurden. Alle unsere Offiziere – und selbst Casati – sind verblüfft, und keiner von uns wagt es, sich eine Ansicht über die Ursache zu bilden.

       Über die Bestrebungen der Deutschen in Ost- und Zentralafrika möchte ich nicht viel sagen. Ich habe kein materielles, aber ein ziemlich starkes Gefühlsinteresse an der Angelegenheit. Während ich den Wunsch hege, dass die Deutschen das ernstliche Bestreben zeigen möchten, in ihrem ungeheuren wertvollen Gebiet zwischen den drei Seen, dem Victoria, Tanganjika und Njassa, Gutes zu schaffen, ist es nicht meines Amtes, eine Beschränkung ihres Ehrgeizes zu versuchen, wenn es ihnen belieben sollte, den ganzen Kontinent zu annektieren. Mir ist es keinen Pfifferling wert, wer Afrika gewinnt, aber da ich zahlreiche Freunde bei der Britisch-Ostafrikanischen Gesellschaft besitze, kann ich nicht untätig zuschauen, wenn sie bei den Versuchen, mit dem Deutschen Reiche zu rivalisieren, ihre Tausende nutzlos ausgeben. Ich habe ihnen gesagt, dass sie bis zur Feststellung der Grenzen ihres Gebiets das Geld einfach vergeuden auf Aussendung von Expeditionen, solange sie nicht wissen, wie bald sie in einem Anfall von Überdruss die Deutschen auffordern werden, ihnen das Ganze abzunehmen. Die bei ihnen anzuwendenden Argumente sind auch bei den Deutschen anwendbar. Wenn die Kolonialfreunde in Deutschland der Meinung sind, mehr Geld verdienen zu können, wenn sie die Engländer erst aus Afrika vertreiben, befinden sie sich in einem großen Irrtum. Die gesunde Rivalität zwischen den beiden Nationen ist es, die Ostafrika Wert verleiht.

      Wenn die Engländer sich im Überdruss aus Afrika zurückziehen, wird das deutsche Interesse an dem Kontinent untergehen, und wenn die Deutschen infolge irgend eines Zufalles aus einem ähnlichen Grunde Afrika verlassen müssten, würde das britische Interesse daran absterben. Ich würde mich freuen, beide Nationen zu einer gerechten und ehrenhaften Verständigung gelangen zu sehen, dann würden beide prosperieren und ihre beiderseitigen Gebiete nutzbringend machen. Erwägen Sie selbst diesen Gedanken sorgfältig und Sie werden zu demselben Schlusse kommen. Ganz Afrika ist für Großbritannien nicht das wert, was ein Streit mit Deutschland ihm kosten würde, noch wiegt der Kontinent für Deutschland die Kosten eines Bruches mit England auf. Um daher ein gesundes, eifriges Interesse an Afrika anzuregen, sollten beide Nationen sich über ihre Grenzen verständigen; der Reibungsprozess des Einen am Anderen würde hervorbringen, was ich, als Verehrer Afrikas, von ganzem Herzen zu sehen wünsche. England kümmert sich beispielsweise nicht im geringsten mehr um den Kongostaat, weil es keinen Teil daran hat und haben kann; es wird sich, wenn es aus Ostafrika vertrieben wird, auch darum nicht mehr kümmern, und auch die Deutschen werden dann das rege Interesse verlieren, welches ihr Stolz, ihre Eigenliebe usw. jetzt an Ostafrika in der Nachbarschaft einer reichen, starken und unternehmenden Macht nimmt.

      Ihr ergebener

       Henry M. Stanley.

      * * *

      Brief an Sir William Mackinnon als Vorrede

       Brief an Sir William Mackinnon als Vorrede

Grafik 820

      Sir William Mackinnon – 1823 – 1893

      – schottischer Schiffseigner und Geschäftsmann

      Mein lieber Sir William!

      Es gereicht mir zu großem Vergnügen, Ihnen dieses Werk zu widmen. Dasselbe soll für Sie selbst sowie für das Komitee zum Entsatze Emins ein offizieller Bericht sein über das, was wir während unserer Entsatz-Mission, die durch die Verhältnisse in eine Rettungsmission umgewandelt wurde, erlebt und erduldet haben. Sie wollen den Bericht als eine wahrhafte Schilderung der Märsche der Expedition betrachten, deren Führung Sie und das Komitee mir anvertraut haben.

      Ich bedauere, dass ich nicht imstande gewesen bin, alles das zu erfüllen, was auszuführen ich vor Begier brannte, als ich im Januar 1887 von England abreiste. Allein der vollständige Zusammenbruch der Regierung von Äquatoria bürdete uns die Pflicht auf, so viele alte und kranke Leute in Hängematten zu befördern und so viele hilflose und entkräftete Menschen zu beschützen, dass wir aus einem kleinen kampfbereiten Corps erprobter Männer in eine reine Hospitalkolonne umgewandelt wurden, welcher tatkräftige Abenteuer versagt waren. Der Gouverneur selbst, halb erblindet, besaß viel Gepäck; Casati war schwächlich und musste getragen werden, und 90 Prozent des Gefolges waren bald nach unserm Aufbruch wegen Alters, Krankheit, Schwäche oder großer Jugend kaum imstande zu marschieren. Ohne unsere, den Zweck der Expedition bildende, unverletzliche Aufgabe, Hilfe zu leisten, zu opfern, konnten wir weder nach rechts noch links von der allerdirektesten Route nach der See abweichen.

       Sie haben während Ihres langen und abwechslungsreichen Lebens standhaft an den Gott der Christen geglaubt und öffentlich Ihre inbrünstige Dankbarkeit für die Ihnen zuteil gewordenen vielen Gnadenbeweise ausgesprochen, und Sie werden daher besser als viele andere das Gefühl verstehen, welches mich beseelt, nun ich mich, ohne Schaden an Leben und Gesundheit genommen zu haben, wieder inmitten der Zivilisation befinde, nachdem ich so stürmische und kummervolle Zeiten durchgemacht habe. Als ich in der dunkelsten Stunde gezwungen war, demütig einzugestehen, dass ich ohne Gottes Hilfe verloren sei, da tat ich in der Waldeinsamkeit das Gelübde, dass ich seine Hilfe vor den Menschen bekennen wolle. Rund um mich herum herrschte Todesstille; es war Mitternacht; ich war durch Krankheit geschwächt, lag vor Erschöpfung darnieder und quälte mich mit Sorgen um meine weißen und schwarzen Gefährten, deren Schicksal für mich damals ein Geheimnis war. In dieser physischen und geistigen Not flehte ich zu Gott, dass er mir meine Leute zurückgeben möge. Neun Stunden später frohlockten wir in höchster Freude. Vor uns allen zeigte sich die rote Flagge mit dem Halbmond und unter ihren wehenden Falten die lange vermisste Nachhut.

       Alsdann waren wir, nachdem wir Erfahrungen gemacht hatten, deren gleichen es in den Annalen sämtlicher afrikanischen Reisen nicht gibt, aus dem Walde in das offene Land hinausgetreten. Wir näherten uns der Gegend, wo der Gouverneur, unser Ideal, belagert sein sollte. Alles, was wir von den durch unsere Patrouillen gefangen genommenen Eingeborenen hörten, bereitete uns auf verzweifelte Kämpfe mit großen Scharen vor, über deren Stärke und Eigenschaften uns niemand verlässliche Mitteilungen machen konnte. Als dann die Bevölkerung von Undussuma in Myriaden von den Hügeln herabschwärmte und die Täler von Kriegern lebendig geworden zu sein schienen, da glaubten wir in unserer vollständigen Unwissenheit bezüglich ihres Charakters und ihrer Stärke tatsächlich, dass wir diejenigen vor uns hätten, welche den Pascha im Westen umzingelt hatten. Wenn er mit seinen 4.000 Soldaten um Hilfe bat, was konnten wir dann mit 173 Mann ausrichten? Am Abend vorher hatte ich die Ermahnung Mosis an Josua gelesen. War es nun die Nachwirkung dieser kraftvollen Worte, oder war es eine Stimme, ich weiß es nicht, doch glaubte ich zu hören: „Sei stark und guten Mutes; fürchte dich nicht und habe keine Furcht vor ihnen, denn der Herr dein Gott ist bei dir; er wird dich nicht verlassen.“ Als Masamboni am nächsten Tage den Befehl erteilte, uns anzugreifen und zu vernichten, gab es keinen einzigen Feigling im Lager, während wir am Abend vorher, als wir vier unserer Leute vor einem einzigen Eingeborenen fliehen sahen, voller Bitterkeit ausgerufen hatten: „Und das sind die Wichte, mit denen wir bis zum Pascha dringen müssen!“

      

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