Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika. Henry Morton Stanley
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Vom 11. August 1881 bis zum 4. März 1883, als Hicks Pascha, ein früherer Offizier der indischen Armee, als Generalstabschef der Sudanarmee in Khartum eintraf, hatte Missgeschick aller Art die Regierungstruppen in fast ununterbrochener Reihe verfolgt; und inzwischen hatte die meuterische ägyptische Armee sich erhoben, war überwältigt und aufgelöst worden, worauf eine neue Armee unter Sir Evelyn Wood gebildet ward, die nicht über 6.000 Mann zählen sollte. Und dennoch beschließt Hicks Pascha, obwohl ihm die ungeheure Macht des Mahdi, der nahezu an Raserei grenzende Fanatismus in Verbindung mit dem seine Legionen beseelenden Hasse, sowie die Unzuverlässigkeit, die mangelnde Disziplin und die Feigheit seiner Truppen bekannt waren, während er die ägyptische Regierung um eine Verstärkung von 5.000 Mann oder von vier Bataillonen von der neuen Armee des Generals Wood bittet, Kordofan zu erobern und marschiert dem siegreichen Propheten entgegen, der mit seinen Horden noch über den kürzlich erfochtenen Sieg über Obeid und Bara triumphiert. Sein Stab und sogar die ihn begleitenden Zivilisten prophezeien Unglück, allein Hicks tritt seinen letzten Marsch mit einer Armee von 12.000 Mann, 10 Gebirgsgeschützen, 6 Nordenfelt-Kanonen, 5.500 Kamelen und 500 Pferden an. Jeder weiß, dass die Elemente der Schwäche in den Truppen selbst liegen, dass viele von den Soldaten Bauern sind, welche man von den ägyptischen Feldern weggeschleppt und in Ketten geworfen hat, dass andere sich zum Mahdismus bekennen, dass unter den Offizieren Uneinigkeit besteht und dass nichts in der richtigen Verfassung ist. Allein trotzdem marschieren sie auf Obeid los, stoßen mit den Legionen des Mahdi zusammen und werden vernichtet.
England dirigiert jetzt die Geschäfte Ägyptens mit Zustimmung des jungen Khedive, dem es bei der Besteigung auf den beinahe königlichen Thron behilflich gewesen ist und den zu schützen es ein Interesse hat. Englands Soldaten befinden sich in Ägypten, die neue ägyptische Armee steht unter dem Befehle eines englischen Generals, die Militärpolizei unter dem Kommando eines früheren englischen Kavallerieobersten; Englands diplomatischer Agent leitet die auswärtige Politik und die wichtigsten Staatsämter sind fast alle in den Händen von Engländern.
Der Sudan ist der Schauplatz der schrecklichsten und blutigsten Kämpfe zwischen den schlecht geführten Truppen der ägyptischen Regierung und den siegreichen Stämmen gewesen, welche sich unter dem heiligen Banner des Mahdi gesammelt haben, und wenn dem Vordringen des Propheten nicht bald kräftiger Widerstand geleistet wird, dann wird, wie viele Leute in England einsehen, dieses ungeheure Gebiet und das fruchtbare Becken des oberen Nils Ägypten verloren gehen, falls nicht Truppen und Gelder geschickt werden, um dies zu verhindern.
Nach der Ansicht des gesunden Menschenverstandes ist es klar, dass England, nachdem es die Leitung der Regierung und die Handhabung der Geschäfte Ägyptens übernommen hat, nicht umhin kann, sich über seine Politik bezüglich des Sudan zu erklären. Auf eine im englischen Parlament an den Premierminister gerichtete Frage, ob der Sudan als ein Teil von Ägypten betrachtet werde und, wenn dies der Fall, ob die englische Regierung Schritte tun werde, um die Ordnung daselbst wiederherzustellen, erwiderte Herr Gladstone, der Sudan sei in den Kreis der englischen Operationen nicht mit einbegriffen und die Regierung sei auch nicht geneigt, ihn in den Kreis der englischen Verantwortlichkeit einzuschließen. Als politische Erklärung kann gegen diese Antwort kein Vorwurf erhoben werden; sie bezeichnet die Gladstone'sche Politik, und als solche kann nichts gegen dieselbe gesagt werden; sie ist sein Prinzip, das Prinzip seiner Kollegen in der Regierung und seiner Partei, und als Prinzip verdient diese Erklärung Berücksichtigung.
Während das Schicksal des Generals Hicks Pascha und seiner Armee noch unbekannt ist, aber schon der unglückliche Ausgang befürchtet wird, schickt der politische Agent in Ägypten, Sir Evelyn Baring, der englischen Regierung wiederholt Warnungen und schlägt Mittel und Wege vor, um die Schlusskatastrophe zu verhüten.
Sir Evelyn Baring 1841 – 1917
„Wenn Hicks Pascha geschlagen wird, ist Khartum in Gefahr; durch den Fall von Khartum wird Ägypten bedroht.“
Khartum
Lord Granville erwidert während der Monate November und Dezember 1883 zu verschiedenen malen, die Regierung rate zur Räumung des Sudan innerhalb gewisser Grenzen; die ägyptische Regierung müsse die alleinige Verantwortung für alle Operationen außerhalb des eigentlichen Ägypten übernehmen; die englische Regierung beabsichtige nicht, englische oder indische Truppen im Sudan zu verwenden; unwirksame Anstrengungen seitens der ägyptischen Regierung zur Sicherung des Sudan würden die Gefahr nur vergrößern.
Sir Evelyn Baring Teilt darauf Lord Granville mit, dass keine Überredung und kein Argument die ägyptischen Minister veranlassen könne, die Politik der Räumung des Sudan zu akzeptieren. Ferner benachrichtigt der Premierminister Cherif Pascha Lord Granville, dass der Aussage Valentine Baker Pascha's zufolge die zur Verfügung stehenden Mittel durchaus unzureichend seien, um den Aufstand im Sudan niederzuwerfen.
Darauf erklärte Lord Granville durch Sir Evelyn Baring, es sei unerlässlich, dass, solange noch englische Soldaten Ägypten provisorisch besetzt hielten, dort der Rat der Minister Ihrer Majestät befolgt würde, und dass er auf der Annahme desselben bestehe. Nunmehr wurden die ägyptischen Minister gewechselt und am 10. Januar 1884 wurde Nubar Pascha Premierminister.
Am 17. Dezember 1883 reiste Valentine Baker von Ägypten nach Suakin ab, um die militärischen Operationen für die Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen Suakin und Berber zu beginnen und die Beruhigung der Stämme in jener Gegend vorzunehmen. Während man in England absolut sicher war, dass die Truppen Baker's eine vernichtende Niederlage erleiden würden, und man dies auch in Ägypten befürchtete, scheint der General keine Gefahr geahnt oder, wenn dies doch der Fall war, mit derselben geliebäugelt zu haben. In der Befürchtung, dass ein Kampf für seine Truppen unheilvoll sein werde, schreibt der Khedive privatim an Baker Pascha: „Ich verlasse mich auf Ihre Klugheit und Tüchtigkeit und erwarte, dass Sie den Feind nur unter den günstigsten Verhältnissen angreifen.“ Baker besaß Klugheit und Tüchtigkeit im Überfluss; aber die Folge zeigte, dass es ihm in diesem Falle ebenso sehr an Klugheit und Urteilsfähigkeit fehlte, wie dem unglücklichen Hicks. Baker's Truppe bestand aus 3.746 Mann. Am 6. Februar 1884 verließ er Trinkitat an der Meeresküste in der Richtung auf Tokar; nach einem Marsche von 10 km stieß man auf die Vorhut der Rebellen, und bald nachher waren beide Armeen im Kampfe. Es heißt, „dass die Rebellen den Ägyptern die äußerste Verachtung gezeigt hätten, dass sie dieselben beim Genick packten und ihnen den Hals abschnitten, dass die Regierungstruppen, vor Furcht gelähmt, kehrt machten und sich lieber töten ließen, als den Versuch wagten, ihr Leben zu verteidigen; dass Hunderte ihre Waffen fortwarfen, niederknieten und mit erhobenen Händen um Gnade flehten“.
Die Gesamtzahl der Getöteten betrug 2.373 von 3.746. Herr Royle, der vorzügliche Geschichtsschreiber des ägyptischen Feldzuges, sagt: „Baker kannte die Zusammensetzung der von ihm befehligten Truppen oder hätte