Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika. Henry Morton Stanley
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Wir kommen jetzt zu General Gordon, der von 1874 bis 1876 im oberen Sudan auf den von Sir Samuel Baker begonnenen Linien tätig gewesen war, die Eingeborenen zu versöhnen, die Sklavenkarawanen zu vernichten, die Sklavenstationen zu zerstören und die ägyptische Herrschaft vermittelst einer Kette von Forts bis zum Albert-Njansa auszudehnen.
Sklavenkarawane
Nachdem er vier Monate außer Dienst gewesen war, wurde er zum Generalgouverneur des Sudan, von Darfur und der Äquatorialprovinzen ernannt. Unter anderen Personen, welche Gordon als Gouverneure der verschiedenen unter seiner vizeköniglichen Herrschaft stehenden Provinzen anstellte, befand sich auch Eduard Schnitzer, ein am 28. März 1840 in Oppeln in Schlesien geborener Deutscher, welcher im Gefolge von Ismail Hakki Pascha, des früheren Generalgouverneurs von Skutari und Muschir des Reiches, in der Türkei, Armenien, Syrien und Arabien Dienste getan hatte. Nach dem Tode seines Gönners begab Schnitzer sich nach Neiße, wo seine Mutter, Schwester und Verwandten lebten, und blieb dort einige Monate, bis er nach Ägypten reiste. Von dort ging er nach Khartum, und da er Medizin studiert hatte, wurde er von Gordon Pascha als Arzt angestellt. Er nahm den Namen Emin Effendi Hakim – der getreue Arzt – an, wurde als Lagerverwalter und Arzt nach Ladó gesandt, später in einer politischen Mission zu König Mtesa geschickt, dann nach Khartum zurückberufen, darauf mit einer ähnlichen Mission zu König Kabba-Rega von Unjoro gesandt und schließlich, 1878, zum Bey befördert und zum Gouverneur der Äquatorialprovinz Hatt-el-Estiva (Äquatoria) mit einem Gehalt von 50 Pfd. St. monatlich ernannt. Ein Steuermann eines Dampfers der Peninsular- und Oriental-Dampfschifffahrts-Gesellschaft, namens Lupton, wurde zum Gouverneur der an Äquatoria stoßenden Provinz Bahr-el-Ghasal erhoben.
Als Gordon im Jahre 1879 von der Absetzung Ismail's hörte, gab er sein hohes Amt dem neuen Khedize Tewfik zurück und teilte ihm mit, dass er nicht beabsichtige, dasselbe wieder anzunehmen.
Im Jahre 1880 übernahm er den Posten eines Sekretärs des Marquis von Ripon, legte ihn aber schon innerhalb eines Monats wieder nieder.
Im Jahre 1881 befindet er sich in Mauritius als Befehlshaber der königlichen Genietruppen; schon nach zwei Monaten gibt er diesen Posten wieder auf, um den Behörden am Cap der Guten Hoffnung in ihren Schwierigkeiten mit den Basuto zu Hilfe zu eilen, Indessen findet er schon nach kurzer Zeit, dass seine Ansichten mit denen der Capregierung nicht übereinstimmen, weshalb er den Dienst verlässt.
Inzwischen arbeitete ich am Kongo. Unsere Erfolge in jenem ungeheuren Gebiete des westlichen Afrika haben schwere Verantwortlichkeit in so ausgedehntem Maße gebracht, dass sie unkontrollierbar zu werden droht. Wenn ich den Unterkongo besuche, geraten die Geschäfte am Oberkongo in Unordnung; begebe ich mich an den Oberkongo, dann finden am Unterkongo Reibungen statt.
König Leopold II. von Belgien
Bei meinem regen Interesse an dem rasch sich zu einem Staate entwickelnden Gebiete schlug ich daher schon im September 1882 und dann nochmals im Frühjahr 1883 Sr. Majestät dem König Leopold vor, eine Persönlichkeit von Verdienst, Rang und Arbeitslust, wie General Gordon, zu meinem Assistenten zu ernennen. Derselbe sollte die Verwaltung entweder des oberen oder des unteren Kongo übernehmen, während ich in dem anderen Teil arbeitete, weil ungeheuer viel wertvolle Zeit mit dem Reisen flussauf- und abwärts von einem Gebiete zum anderen verloren ging und die jungen Befehlshaber der Stationen nur zu geneigt waren, meine Abwesenheit auszubeuten. Se. Majestät versprach mir, General Gordon um seine Mitwirkung zu bitten, doch lauteten die Antworten lange Zeit ungünstig.
Schließlich erhielt ich im Frühjahr 1884 einen Brief in der mir wohlbekannten Handschrift des Generals Gordon, der mir mitteilte, ich möge ihn mit dem nächsten Postdampfer erwarten.
Er scheint jedoch, gleich nachdem er sein Schreiben an mich zur Post gegeben und sich von Sr. Majestät verabschiedet hatte, von seinen Landsleuten mit Aufforderungen, der ägyptischen Regierung bei der Rettung der eingeschlossenen Garnison von Khartum vor dem ihr drohenden Schicksal Hilfe zu leisten, bestürmt worden zu sein. Persönlich weiß ich nichts von dem, was vorgefallen ist, als er von Lord Wohlseley Lord Granville vorgestellt wurde, ich habe aber erfahren, dass General Gordon die Überzeugung hegte, er könne die ihm anvertraute Mission durchführen. Bezüglich des Umfangs dieser Mission besteht ein ernstlicher Widerspruch. Die ägyptischen Behörden wünschten nur den Entsatz Khartums, und möglicherweise brauchte Lord Granville die Dienste Gordon's nur für diese humane Aufgabe, während alle übrigen Garnisonen ihrem Schicksal überlassen bleiben sollten, weil man die Befreiung derselben für unmöglich hielt. Die Blaubücher, welche die betreffenden offiziellen Noten enthalten, scheinen die Richtigkeit dieser Annahme zu bestätigen. Sicher ist jedoch, dass Lord Granville General Gordon angewiesen hat, nach Ägypten zu gehen und über die Lage des Sudan, sowie über die zu ergreifenden besten Mittel zur Sicherung der ägyptischen Garnisonen und zur Rettung der europäischen Bevölkerung in Khartum zu berichten. Außerdem sollte er noch weitere Aufgaben übernehmen, welche die ägyptische Regierung ihm etwa zu überweisen wünschte. Er sollte von Oberst Stewart begleitet werden.
Nach einer längeren Unterredung mit Sir Evelyn Baring erhält Gordon von diesem seine endgültigen Instruktionen namens der britischen Regierung.
Der Hauptinhalt derselben lautet wie folgt:
1) Sichern Sie den Rückzug der europäischen Bevölkerung von 10-15.000 Seelen und der Garnison von Khartum. Die Instruktionen 1 und 3 widersprechen sich einigermaßen, Khartum und der Sudan sind keine gleichbedeutenden Bezeichnungen, die Entfernung der Garnison von Khartum ist eine leichte Aufgabe, die Räumung des Sudan für eine einzelne Person aber eine Unmöglichkeit.
2) Sie wissen am besten, wann und wie dies zu bewirken ist.
3) Vergessen Sie nicht, dass der Hauptzweck (Ihrer Mission) die Räumung des Sudan ist.
4) Bemühen Sie sich, wenn Sie glauben, dass es geschehen kann, unter den Eingeborenenstämmen einen Bund herzustellen, welcher an die Stelle der ägyptischen Autorität tritt.
5) Beim Finanzdepartement ist Ihnen ein von 100.000 Pfd. St. eröffnet.
Es ist Gordon gelungen, den ägyptischen Ministern, welche vorher von einer Panik befallen waren und nur um die Räumung Khartums gefleht hatten, Vertrauen einzuflößen. Nachdem sie ihn gesehen und gehört haben, atmen sie freier und auf sein eigenes Verlangen belehnen sie ihn mit der General-Gouverneurschaft. Der ihm erteilte Ferman ermächtigt ihn, die betreffenden Gebiete (des Sudan) zu räumen, die Truppen, Zivilbeamten und sonstigen Einwohner, welche sich nach Ägypten zu begeben wünschen, zurückzuziehen und nach beendigter Räumung (die aber eine absolute Unmöglichkeit war) wenn tunlich eine organisierte Regierung einzurichten. Mit diesen Instruktionen war Lord Granville einverstanden.
Indessen meinte man, wie ich höre, dass er tun sollte, was er konnte, dass er alles Notwendige tun sollte, wenn es möglich war; konnte er nicht den ganzen Sudan räumen, so sollte dies ohne Zeitverlust nur mit Khartum geschehen. Dies ist jedoch bis zum 23. März 1884 ihm nicht offiziell mitgeteilt worden, und man weiß nicht, ob er das bezügliche Telegramm je erhalten hat. Dies ist die einzige klar ausgedrückte Depesche, welche ich in dem auf diese Periode bezüglichen Blaubuche gefunden habe.
General Gordon reiste am 26. Januar 1884 nach Khartum ab und traf am 18. des nächsten Monats in der genannten Stadt ein. Auf der Reise schickte er häufig telegraphische Depeschen ab, welche von Vertrauen überflossen, und Herr Konsul Power, der Korrespondent der „Times“,