Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika. Henry Morton Stanley
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Die englische Presse, welche bezüglich der Chancen Valentine Baker Pascha's so weise gewesen war, befand sich ziemlich in derselben Lage wie die Bevölkerung von Khartum, d. h. sie war General Gordon ergeben und zuversichtlich in Bezug auf seinen Erfolg. Er hatte in China solche Wunder vollführt, hatte die Vernichtung des Sklavenhandels im Sudan so wirksam betrieben, hatte sich die Zuneigung der tückischen Sudanesen erworben, dass die Presse es für durchaus nicht unwahrscheinlich hielt, dass Gordon mit seinem weißen Stabe und sechs Dienern die dem Verderben geweihten Garnisonen von Sennar, Bahr-el-Ghasal und Äquatoria, insgesamt 29.000 Mann außer den Zivilbeamten, Frauen und Familien, retten und nach Erledigung dieser bei ihrer Unmöglichkeit mehr als herkulischen Aufgabe eine organisierte Regierung einrichten könnte.
Am 29. Februar telegraphiert Gordon: „Es ist nicht viel Aussicht auf Besserung, vielmehr wird jede Chance schlechter“, und am 2. März meldet er: „Bezüglich des Verbleibens in Khartum habe ich keine Wahl, sie ist meinen Händen entschlüpft.“ Am 16. März prophezeit er, dass „wir binnen kurzem blockiert sein werden“, und gegen Ende März telegraphiert er: „Wir haben Lebensmittel für fünf Monate und sind eingeschlossen.“
Offenbar hat ein ernstliches Missverständnis bei dem Entwurf der Instruktionen durch Sir Evelyn Baring und der Auslegung derselben durch General Gordon obgewaltet, denn letzterer spricht sich ersterem gegenüber folgendermaßen aus:
„Sie fordern mich auf, Ursache und Grund meiner Absicht, in Khartum zu bleiben, anzugeben. Ich bleibe in Khartum, weil die Araber uns eingeschlossen haben und uns nicht hinauslassen wollen.“
Inzwischen befürwortete die öffentliche Meinung bei der englischen Regierung dringend die Notwendigkeit, eine Expedition zur Befreiung des Generals Gordon aus Khartum auszusenden. Da Indessen zwischen General Gordon und Lord Granville vereinbart worden war, dass die Mission des erstem zu dem Zwecke unternommen werden solle, um die englischen Truppen im Sudan entbehrlich zu machen, und da die Regierung ferner ihre Politik dahin erklärt hatte, dass keine englischen oder indischen Truppen in jener Gegend verwendet werden sollten, so zögerte sie natürlich, die Forderung des Publikums zu erfüllen. Als jedoch das Geschrei immer mehr zunahm und das Parlament und das Publikum gemeinsam behaupteten, es sei die Pflicht des Landes, den tapferen Mann zu retten, der sich freiwillig bereit erklärt hatte, seinem Lande einen so wichtigen Dienst zu leisten, da erhob sich Herr Gladstone am 5. August im Hause der Gemeinen, um einen Kredit für die Operationen zum Entsatze Gordon's zu beantragen.
Es wurden zwei Wege vorgeschlagen, auf denen die Entsatz-Expedition sich Khartum nähern könne, der eine kürzere quer durch die Wüste von Suakin nach Berber und der andere auf dem Nil. Da Gordon der Nilroute den Vorzug gab, so wählte der die Entsatz-Expedition befehligende General diese letztere.
Am 18. September erlitt der Dampfer „ABBAS“, auf welchem Oberst Stewart, der Begleiter Gordon's, der „Times“-Korrespondent Power, der französische Konsul Herbin und eine Anzahl Griechen und Ägypter, insgesamt 44 Personen, sich befanden, bei dem Versuch, den Katarakt von Abu-Hammed zu passieren, in dem Wasserfalle Schiffbruch, worauf die am Lande befindlichen Araber die Schiffbrüchigen aufforderten, in Frieden zu landen, aber ohne Waffen. Stewart kam dieser Aufforderung nach; er, die beiden Konsuln (Power und Herbin) und Hassan Effendi begaben sich ans Land und traten in ein Haus, wo sie sofort ermordet wurden.
Am 17. November meldet Gordon an Lord Wohlseley, der sich damals in Wadi Halfa befand, dass er sich noch 40 Tage halten könne, die Mahdisten seien im Süden, Südwesten und Osten, aber nicht im Norden von Khartum.
Am Weihnachtstage 1884 war ein großer Teil der Expeditionstruppen in Korti versammelt, da der kommandierende General die Expedition so rasch hatte vordringen lassen, wie seine Energie und Geschicklichkeit dies möglich machten. Wahrscheinlich hat es noch nie eine so zahlreiche Schar gegeben, welche von so edlem Eifer und Streben beseelt war, wie diese unter Lord Wohlseley's Oberbefehl zum Entsatze des hochherzigen einsamen Engländers in Khartum ziehende.
Am 30. Dezember setzt sich ein Teil der Kolonne des Generals Herbert Stewart von Korti aus mit 2.099 Kamelen in der Richtung der Oase von Gakdul in Bewegung; in 46 Stunden 50 Minuten sind die Brunnen von Gakdul erreicht und 11 Stunden später tritt Sir Herbert Stewart mit sämtlichen Kamelen den Rückmarsch nach Korti an, wo er am 5. Januar eintrifft. Am 12. war Sir Herbert Stewart wieder in der Gakdul-Oase und am 13. 2 Uhr nachmittags wurde der Marsch in der Richtung auf Abu-Klea von neuem aufgenommen. Am 17. wurde die berühmte Schlacht von Abu-Klea geschlagen, welche zu einem schwer erkämpften Siege der englischen Truppen führte, die bei 1.800 Mann einen Verlust von 9 Offizieren und 65 Mann an Toten und 85 Verwundete hatten, während vom Feinde 1.100 Tote vor dem Karree lagen. Wären die 3.000 Engländer, welche den Nil hinauf gesandt waren, bei dieser tapferen kleinen Truppe gewesen, so würde der Feldzug wahrscheinlich ein einfacher Vormarsch der englischen Armee gewesen sein. Nach einer weiteren Schlacht am 19. in der Nähe von Metämmeh, wo von den Engländern 20 getötet und 60 verwundet wurden und der Feind 250 Mann verlor, wurde ein auf einer Kiesterrasse stehendes Dorf in der Nähe des Nils besetzt. Am 21. trafen vier dem General Gordon gehörende Dampfer ein, deren Befehlshaber berichtete, dass die Schiffe einige Wochen in der Nähe einer Insel gelegen und auf die Ankunft der britischen Kolonne gewartet hätten. Den 22. und 23. verwendete Sir Charles Wilson dazu, eine Rekognoszierung zu unternehmen, zwei Forts zu erbauen, die Bemannung der Dampfer auszuwechseln und Feuerungsmaterial herbeizuschaffen. Am 24. brachen zwei von den Dampfern, die nur 20 englische Soldaten an Bord hatten, nach Khartum auf. Am 26. kamen zwei Männer an Bord und berichteten, dass in Khartum gekämpft worden sei, und am 27. rief ein Mann am Flussufer, Khartum sei gefallen und Gordon getötet worden. Diese letzteren Nachrichten wurden am nächsten Tage von einem anderen Manne bestätigt.
Sir Charles Wilson fuhr dann weiter, bis seine Dampfer zur Zielscheibe der Geschütze von Omdurman und Khartum, sowie der in einer Entfernung von 75-200 m stehenden Büchsenschützen wurden, und kehrte erst um, als er die Überzeugung erlangt hatte, dass die traurige Meldung nur zu wahr sei. Er setzte dann mit voller Kraft die Fahrt stromabwärts fort, bis er Tamanieb erreichte, wo er für die Nacht haltmachte. Von dort aus sandte er zwei Boten aus, um Nachrichten zu sammeln; der eine behauptete bei der Rückkehr, dass er von einem Araber erfahren habe, Khartum sei in der Nacht des 26. Januar durch die Verräterei von Farag Pascha besetzt und Gordon getötet worden; der Mahdi sei am nächsten Tage in die Stadt gekommen, habe sich in eine Moschee begeben, um ein Dankgebet zu verrichten, und dann die Stadt wieder verlassen, nachdem er die Plünderung derselben für drei Tage gestattet habe.
Sir Charles Wilson – 1836 – 1905
In dem Berichte des Majors Kitchener findet man die Resultate der Einnahme von Khartum zusammengefasst. „Das Gemetzel in der Stadt dauerte sechs Stunden, wobei mindestens 4.000 Personen ermordet wurden. Die Baschi-Bosuks und meisten Regulären, 3.327 an der Zahl, und die Schaigia-Irregulären, 2.330 Mann, wurden, nachdem sie sich ergeben hatten und entwaffnet waren, fast sämtlich kalten Blutes niedergemetzelt.“ Die überlebenden Einwohner wurden aus der Stadt hinaus beordert, beim Passieren des Tores untersucht und dann nach Omdurman geführt, wo die Frauen an die Mahdistenhäuptlinge verteilt und die Männer ausgeplündert und fortgejagt wurden, um so gut wie möglich das Leben zu fristen. Ein griechischer Kaufmann, welcher aus Khartum entkam, behauptet, die Stadt sei von den Kaufleuten, welche mit dem Feinde Verbindungen anzuknüpfen wünschten, nicht aber von Farag Pascha verraten worden.
Darfur, Kordofan, Sennar, Bahr-el-Ghasal und Khartum waren in den Besitz des Feindes gelangt; bald folgte auch Kassala, und im Sudan war der ganzen Länge und Breite nach nur noch die Äquatorialprovinz übrig, deren Gouverneur Emin Bey Hakim – der getreue Arzt – war.
Wenn das englische Volk die Pflicht zu haben glaubte, seinen wackeren Landsmann und einen so