Georg Schweinfurth: Afrikanisches Skizzenbuch. Georg Schweinfurth
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Von Kosser aus unternahm ich einen Ausflug zu den südlich gelegenen Gebirgen, dem Gebel (= Berg) Abu Tiur und Gebel Ssubah, die durch ihre schönen blauen Umrisse, die sie am Horizont gewähren, schon früher meine Neugierde aufgestachelt hatten. Ich mietete mir einen Abadi (Eingeborenen) und ein Kamel und trat so die gemütliche Wanderung an. Mein nächstes Ziel war der Brunnen Hendosse, der 5 deutsche Meilen in SSW von Kosser gelegen ist. Die botanische Ausbeute während dieser Tour war zwar keine reiche zu nennen, sie bot mir indes mancherlei neue Gesichtspunkte und bereicherte immerhin meine Sammlungen mit neuen Formen und schönen Exemplaren. Hier in den dem Meere näher gelegenen Gebirgen war übrigens die Vegetation um wenigstens einen Monat vor derjenigen der Wüste voraus.
Am 21. Januar verließ ich gegen Mittag Kosser und wandte mich südwärts, die einförmige Küstenebene durchschneidend. Nach einem langsamen Marsch von 20 Minuten betraten wir das durch flache diluviale Nagelfluhfelsen begrenzte Uadi Murssefa, in dem wir 45 Minuten langsam nach Südwest zogen. Dann verengt sich das Uadi (= Tal), das mit einer ziemlich dichten Vegetation von Zygophyllum bekleidet erscheint, und in dem man zwischen wild zerklüfteten etwa 60 Fuß hohen Kalkfelsen 10 Minuten nach Süden geht. In einem offenen Uadi geht es alsdann weitere 10 Minuten nach Südwest auf eine Kette dunkler Vorgebirge zu.
Indem der Pfad ansteigt, durchziehen wir 20 Minuten stark marschierend ein rechts durch Sandsteinfelsen, links durch roten Granit eng begrenztes Tal. Späterhin folgt rechts ein niederer Hügelzug von schwarzem Diorit. Von 100–150 Fuß hohen Hügeln begrenzt, die rechts aus Diorit, links aus Granit bestehen, verbreitert sich das Tal in südlicher Richtung 15 Minuten weit und senkt sich alsdann, zur Linken verflachte Felsen des gleichsam schlackigen durchlöcherten Korallenkalk der Meeresküste zeigend, 10 Minuten lang gegen SSW.
Abwärts steigend, durchschneidet man weiterhin eine Fläche auf die Gebirge nach Süden zu gehend. Ein von schwarzen Dioritfelsen eng eingeschlossenes Tal beginnt, dessen Rinnsal durch zahlreiche umherrankende Koloquinten, die überreich mit Früchten behangen, geziert erscheint. 35 Minuten marschiert man stark durch das anfangs nach Südwest, dann etwas Ost, Südwest und West gewundene Tal, wo einige Seyalbäumchen (Acacia tortilis D.) auftreten. Steilabfallende 100 Fuß hohe Wände von grünlichem Glimmerschiefer bilden die Hauptmasse des Gesteins. Süd zu West, dann WSW, W, S zu W, und schließlich WSW gehend, marschiert man 30 Minuten weiter allmählich ansteigend. Sille-Vegetation tritt zum ersten Male hier auf und verzögert den Marsch des hungrigen Tiers. Dieses Uadi-System wird von den Leuten als Uadi Sireb bezeichnet. Das letzte ausgeprägte Tal verlassend, das sich weiter in WSW hinzieht, marschiert man alsdann südwärts in einem kleinen ansteigenden Uadi, wo sich der Abu Tiur zuerst den Blicken darstellt. Rechts zeigt sich der Gebel Ssubah oder Ssubaï, der „Fingerberg“, so benannt wegen der zahlreichen Zacken, die sein langhingestreckter Kamm trägt. Späterhin taucht in sehr weiter Ferne noch der Gebel Schedit im äußersten Links auf. 30 Minuten in S zu W und stets ansteigend durchwandert man diese Seitentäler und geht abwechselnd S und SW noch 35 Minuten durch unregelmäßige Diorithügel weiter, bis man einen weithin gekennzeichneten hellen Hügelrücken von der Eozän-Formation vor sich hat, abwärts steigend auf dem letzten Teil des Marsches.
In dem eine Viertelstunde breiten von SO nach NW verlaufenden Uadi Abu Tundub, so benannt wegen der in ihm auftretenden Capparis decidua lagerten wir bei einigen Seyalbäumchen und trafen an dieser Stelle die für Kosser bestimmte tägliche Wasserkarawane, die nachmittags von Hendosse ausgehend des Morgens in der Stadt anlangt. Die Nachtluft war milde und taufrei, erst vor Sonnenaufgang weckte mich eine empfindliche Kühle.
22. Januar. In 15 Minuten wurde das Tal in SSW gekreuzt und der Beginn eines zwischen roten Felsithügeln mündenden Uadis betreten, in dem stark ansteigend und zwischen engen Felsen jede paar Schritte gewunden der Pfad sich in südlicher und südöstlicher Richtung 20 Minuten weit fortzieht.
Nun stößt man auf ein anderes breites Uadi, das in 30 Minuten starken Marsches nach SW durchzogen wird. Seyalbäume, Marchgebüsch – March (Leptadenia pyrotechnica Desn.), ein Staudengewächs. – und einzelne Granithügel boten sich an mehreren Stellen meinen Blicken dar. Nach weiteren 30 Minuten nach SSW zu erreicht man zwischen 150 Fuß hohen Felsithügeln das Ende des Uadi, übersteigt einen kleinen Kamm und betritt ein anderes sehr breites Tal, das man in der gleichen Richtung in 55 Minuten starken Marsches durchschneidet.
Ababda im Wadi Um Ghamis
Dies ist das Uadi Hendosse, und man befindet sich nun bei fünf jener kleiner erbärmlichen Mattenzelte, unter denen die Ababde ihren ganzen Hausstand zu bergen pflegen.
Eine Viertelstunde weiter befindet sich der Wasserplatz, den man erreicht, indem man zuerst gegen SW, dann nach W einbiegt, dann stößt man auf eine enge, von hohen Glimmerschieferfelsen eingeschlossene Schlucht, in der das Wasser wie ein Bächlein zwischen den kolossalen Steinblöcken hinrieselt. Es ist klar und rein, besitzt jedoch einen schwachen Mineralgeschmack, auch sprechen leichte Efflorationen, mit denen in der Nähe der Boden stellenweise überdeckt erscheint, für den Salzgehalt des vom Wasser durchronnenen Terrains. Indem es nämlich seinen Ursprung von dem weiter südlich gelegenen Gebel Ssubah nimmt, sickert es unter der die Talsohle bedeckenden Schicht zersetzten Granitschuttes auf der dichten Unterlage von Glimmerschiefer durch bis zu der beschriebenen Schlucht, wo es auf den entkleideten Felsen zutage tritt, und alsbald wieder in gleicher Weise, wie es gekommen, sich den Blicken entzieht. Ein anderer Wasserplatz, der hauptsächlich Kosser mit Trinkwasser versorgt, ist der südwestlich von der Stadt 12 Stunden entfernte Brunnen Derfaui, dessen Wasser noch besser und reiner und nach den Angaben der Leute in solcher Menge vorhanden sein soll, dass nicht 5 regenlose Winter hinreichen würden, um es versiegen zu lassen. Hendosse liegt näher zu Kosser und ist von Derfaui östlich so weit entfernt, dass die Tour dahin einen Tag vom Morgen bis zum Nachmittag in Anspruch nehmen würde. Ein mittelmäßig großer Schlauch mit Wasser kostet selbst in jetziger Jahreszeit in Kosser immer noch 5 Piaster Courr., obgleich gegenwärtig alle Brunnen reichlich gefüllt sind, da erst vor wenigen Wochen ein wiederholter Regen in den Bergen am Roten Meer niederstürzte. Am 4. Januar gewahre ich des Abends in Keneh, dass der Himmel gegen W auffallend trüber und bewölkt erschien, ich dachte mir gleich, dass es in jenen Bergen regnen müsse. Am andern Tage stürzte sich nach Sonnenuntergang 6 Stunden lang eine große Wassermasse in den Nil, zu dem es von der Stärke eines großen Baches durch eine der Wüstenrinnsale abfloss. Die durch den diesjährigen niederen Wasserstand des Nils sehr bedrängten Fellachen benutzten dieses Rinnsal und arbeiteten bei Nacht an Dämmungen und Gräben, um das Wasser auf ihre Felder zu leiten. Man erzählte mir, dass auf diese Art große Kanäle gefüllt worden seien, in denen man diesen Wasservorrat aufgestaut hat.
Ich rastete nun in der schattigen Felsschlucht, in der man geschützt vor den stechenden Strahlen der Mittagssonne den erquickenden Hauch des rieselnden Wassers und eine sehr behagliche frische Temperatur genießt. Felstauben, Flughühner (Pterocles quadricinctus) und Steinhühner (Perdix Hayi), die hurtig und gackernd auf den Felsen umhereilen, fanden sich ein, und boten mir reiche Küchenvorräte. An solchen Stellen ist nichts leichter als die Jagd, da man nur zu warten braucht, um die sichere Beute zu erhaschen. Wenn man durch die stufenförmigen Felsblöcke, in denen das Wasser fließt, hinaufklettert, erreicht man nach kurzer Zeit die Öffnung der Schlucht auf der Südseite, wo man ein von den 4.500 Fuß hohen Berge Ssubah herunterkommendes gewundenes Uadi betritt. Hier überraschte mich eine stellenweise sehr üppige Vegetation, die bereits in dieser noch wenig entwickelten Jahreszeit 30 Arten blühender Gewächse darbot.
Den schönsten Schmuck gab die Lavandula und der zwischen üppigen Lyciumgebüsch und an Moringabäumen emporstrebende