Geliebtes Carapuhr. Billy Remie
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König Desiderius´ letzte, verbliebene und anerkannten Söhne kehrten nach Nohva zurück, doch nur Riath und Vaaks – der nur ein Ziehsohn des Königs war – blieben in der Familienfestung, während Riaths leiblicher Bruder Xaith von Trauer zerfressen sein Seelenheil nur in der Flucht vor der Heimat sah und wortlos davon ging.
Desiderius‘ Erbe sollte jedoch keiner seiner Söhne werden, er vermachte seine Krone seinem langjährigen Geliebten, Wexmell Airynn. Ganz zu Riaths Groll, der sich auf dem Thron seines Vaters sah.
Sarsar M’Shier erbrachte das gleiche, tragische Opfer wie sein Vater, er gelangte nie aus dem Turm heraus, denn nachdem das Portal geschlossen und die göttliche Macht gebannt war, stürzte der Turm über ihm zusammen und begrub ihn spurlos. Derrick, dessen Leben Sarsar gerettet hatte, indem er ihm eine uralte Drachenseele eingepflanzt und ihn zum Blutdrachen gemacht hatte, konnte sein Verschwinden nicht akzeptieren, so blieben er und sein Gefährte Desith im Dschungel zurück, um nach Sarsars Leiche zu suchen. Doch Desith war ein Sohn des Kaisers und somit Prinz von Elkanasai, und seine Pflichten sollten ihn bald einholen…
Vorwort
Von Vätern und Söhnen…
…von zweiten Chancen…
…und neuen Schicksalen.
Prolog
Er tauchte aus dem tiefsten und schwärzesten Gewässer seit Anbeginn der Zeit auf.
Dem eigenen Bewusstsein.
Und es war ein kalter Ort, aus dem er emporstieg. Dunkel und eisig, wie eine Eishöhle in den Höhen der berühmten Gletscher Carapuhrs, dem Land am oberen Ende der Karte.
Doch er war nicht im hohen Norden, das wusste er in dem Moment, da die Kälte seinen Verstand freigab. Sein erster Gedanke galt der Tatsache, dass er sich wie ein Eisklumpen fühlte und seinen eigenen Körper nicht spüren konnte.
Sein zweiter Gedanke war, dass dies hier das schwarze Reich zwischen den Welten sein musste.
Ein Nichts aus ewiger Finsternis, kein Leben, kein Licht wohnte hier, wo ein regelrechter Leereraum zwischen den verschiedenen Reichen herrschte.
Wie lange er schon dort war, wusste er nicht, es gab keine Zeit an diesem Ort, der gar nicht wirklich existierte. Aber vor allem hätte er nicht dort sein dürfen.
Als er wieder vermochte, zu denken, kam er sich vor, als wäre er nur einen Augenblick in der Leere verblieben, als hätte der Riss ihn gerade erst verschluckt und hierhergebracht. Er sah nichts, er fühlte nichts, aber er wagte zu glauben, dass er seinen kalten Leib zusammengekrümmt hatte, ihm war es, als würde er schweben. Wie ein Säugling im Leib seiner Mutter.
Dann spürte er den Sog, der ihn zu sich riss. Es fühlte sich an, als würde er auftauchen, obwohl es an diesem Ort weder oben, noch unten gab. Er wurde immer schneller und schneller, sein Herzschlag beschleunigte sich wieder, taute auf, erwachte zu neuem Leben. Seine Brust brannte, seine Kehle wurde eng, wie ein Ertrinkender, der Wasser schluckte. Es gab hier keine Luft, er würde ersticken.
Und dann war es ihm, als würde er abermals sein Bewusstsein verlieren, genau in dem Moment als er durch die schwarze Oberfläche brach. Flüchtig blendete ihn ein greller Schein, als stiege er aus einem tiefschwarzen Keller hinaus ins helle Sonnenlicht, dann wurde es wieder schwarz.
Doch in dieser alles verschlingenden Schwärze erklang plötzlich eine Stimme. Eine dunkle, gedämpfte Stimme, die immer kräftiger wurde und ihn festzuhalten schien.
»Kämpfe«, sagte sie streng, »kämpfe, mein Sohn. Dein Herz brennt, es kennt den Weg. Kämpfe! Gib nicht auf. Gib niemals auf.«
Mit aller Willenskraft stemmte er sich gegen sein eigenes Bewusstsein. Er stellte sich vor, sein Körper wäre eingefroren und er müsste nur die Eisschale zerbrechen, die ihn einhüllte, um nach Hause zu gelangen. Er kämpfte dagegen an, wieder hinab zu sinken, spürte, wie nach und nach ein schwerer Panzer von ihm abfiel, erst die Zehen, dann die Finger, bis die Arme und Beine frei waren und er durch das kalte Wasser schwimmen konnte. Es war, als erlebte er seine Geburt erneut. Er sah nichts, er hörte nichts, aber er spürte ein Kitzeln in seinem Bewusstsein, das ihm die Richtung vorgab, wie ein innerer Kompass, ein Instinkt.
Er war der Vogel, der die Richtung nach Süden kannte, wenn der Winter Einzug erhielt.
Als er zum zweiten Mal durch die Oberfläche brach, blendete ihn warmes Licht, das sofort auf seinen kalten Wangen prickelte. Er schnappte tief nach Luft, mehrmals, noch bevor er sich gewahr wurde, wo er sich befand. Der Drang zu atmen war übermächtig und wichtiger, als die Augen zu öffnen.
Seine Lungen brannten und er musste husten, hatte zu viel Wasser geschluckt, aber es tat so gut, zu atmen, dass er weiter nach Luft schnappte, obwohl ihm hohe Wellen ins Gesicht schlugen und er salziges Wasser schmecken konnte.
Nach und nach wurde ihm bewusst, dass er auf dem offenen Meer trieb. Es war warm, die Sonne stand am höchsten Punkt am Himmel und verbrannte ihm beinahe augenblicklich das Gesicht, sodass er sich nach der Kälte in der Leere zurücksehnte. Er schwebte auf der Oberfläche, paddelte sacht mit den Beinen, war aber zu kraftlos, um zu schwimmen. Die Wellen schwemmten ihn an Land, da spürte er die Schwere seiner Knochen. Der Sand des Ufers war weich und nass, sog ihn beinahe ein. Still blieb er liegen, konnte sich nicht bewegen, kam sich vor, als bestünde er aus Stein. Sein Blick war noch verschwommen, die Augen brannten, aber er genoss das Gefühl des Windes und der Sonne auf seinem Leib, während die Wellen über ihn schwappten. Das Licht blendete ihn, er sah schwarze Punkte vor sich, die von den Schatten kreischender Möwen unterbrochen wurden.
Er hustete gelegentlich, das Brennen in seiner Kehle und in seiner Brust nahm nicht ab, wie Sand fraß sich das Salz durch seine Lungen, doch er war zu schwach, um es abzuhusten.
Aus der Ferne hörte er Stimmen, helle Rufe, und schon bald fielen Schatten auf ihn. Er zwang ein Auge auf, musste blinzeln. Er brauchte nicht klar zu sehen, um die vielen Pfeilspitzen zu erkennen, die auf sein Gesicht zielten. Sie blitzten im Sonnenlicht tödlich auf. Sein Herz machte einen Satz, doch sein Körper wollte sich nicht rühren.
Schluckend versuchte er, Worte zu formen. »Nein«, wollte er sagen, »ich bin kein Feind. Ich will nur heim. Ich will nur nach Hause, bin doch nur ein Reisender.« Doch er brachte keinen Ton heraus, und die grimmigen, dunklen Gesichter hätten wohl auch kaum ein Interesse an seinen Beteuerungen gehegt.
Er spürte, wie er unsanft gepackt wurde, noch immer fühlte er sich zu schwer, um sich selbst zu bewegen, die nassen Kleider klebten an ihm und waren so schwer wie ein Eisenpanzer. Erschöpft ließ er den Kopf in den Nacken fallen und konnte zusehen, wie die Sonne hinter einem dichten Blätterdach verschwand und die satten Grüntöne des Dschungels ihn umfingen.
Teil 1: Angst
Ein Korn, gesät tief in der Seele, genährt durch eigene Gedanken, wächst und wächst, immer höher, immer breiter, überragt das eigene Ich, erstickt, geißelt. Angst ist ein Dämon, der in uns allen wohnt, der an uns zerrt