Geliebtes Carapuhr. Billy Remie
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Geliebtes Carapuhr - Billy Remie страница 7
Vynsu ließ ausatmend die massiven Schultern hängen und sagte zu sich selbst: »Ich bin kein Prinz mehr.«
Und am liebsten hätte er die Pflicht, die ihm sein Onkel gerade auferlegt hatte, auch sofort wieder abgetreten. Ausgerechnet er sollte einen Airynn bewachen und beschützen. Ausgerechnet er…
Kapitel 3
Eine Berührung an seinem Arm schmerzte derart brutal, dass es ihn aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit herausriss.
Mit einem Aufschrei erwachte Desith und schlug instinktiv zu, blind, aber durch den nebligen Schleier der Schmerzen spürte er, wie seine zur Faust geballte Hand in etwas Warmes einschlug, das sofort nachgab. Ein dumpfer Laut drang an sein Ohr, gefolgt von einem geknurrten Fluch. In seinem Schlag hatte keine Kraft gelegen, aber seinen Angreifer offensichtlich überrascht. Noch immer entsagten ihm seine Sinne den Dienst, waren desertiert, er konnte nicht richtig sehen, seine Lider waren wie verklebt, das versetzte ihn noch mehr in Panik. Er spürte nur Schmerz, Hitze auf der Haut, und eine beunruhigende Kälte in seinem linken Arm, roch nichts, hörte unheilvolle dunkle Stimmen und Schritte um sich herum, und seinen eigenen, rasenden Herzschlag, der schwer vor Anstrengung in seinen Ohren dröhnte.
Und alles, woran er sich erinnerte, waren blaue Flammen, klares Wasser und gesichtslose Dämonen in dunklen Umhängen. Er warf sich brüllend umher, war sich dem Schaukeln unter sich überhaupt nicht bewusst. Hände packten ihn plötzlich an Armen und Beinen, er kämpfte mit aller Kraft gegen sie an. Stimmen erhoben sich rund herum, traten näher, er hatte das Gefühl, anzuhalten, obwohl ihm zuvor nicht bewusst gewesen war, dass er sich bewegt hatte. Es war ihm auch gleich, er wusste nur eines: er musste sich wehren.
Schreiend, tretend und schlagend versuchte er, seine Angreifer abzuwehren, während sein geschwächtes Herz einen Satz nach dem anderen machte. Ein Feuer loderte in ihm und ließ ihn schwitzen und zittern zugleich. Übelkeit kam auf und er musste spucken. Wieder fluchte jemand, ein paar Hände ließen locker, er warf sich gegen den Angreifer, dem dieser Fehler unterlaufen war.
Schmerz entfachte, als er hart auf dem Boden aufkam, und breitete sich wie ein Buschfeuer über seine Rippen aus, stach ihm mitten ins Herz und brachte ihn zum Keuchen. Es raschelte unter ihm, als lägen sie in einem Laubhaufen, während er blind mit seinem Angreifer rang.
»So tut doch was, Herr!«, ächzte eine alte Stimme, dünn wie Papier. »Er bringt sich noch um.«
Unter ihm grollte ein Mann: »Nehmt ihn runter von mir! Der hat doch die Tollwut!«
Irgendwo lachte jemand schmutzig: »So nah war dir noch kein sterbliches Wesen, wah Rurik?«
»Leck mich, Bragi!«, knurrte der Dämon, den Desith unter sich festhielt. »Nehmt ihn runter, bevor ich ihm das Genick breche!«
Desith schrie wütend, etwas anderes bekam er nicht heraus. Es machte ihn rasend, dass dieser Dämon glaubte, er käme gegen ihn an, obwohl Desith ihn doch bereits festgesetzt hatte! Pah! Bevor diese Kreatur ihm das Genick brach, hatte er sie mit bloßen Händen zerrissen!
»Beim Allmächtigen, so beruhige dich doch endlich! Desith!« Er wurde hochgerissen, ein Felsen schien sich um seine Brust zu legen und hielt ihn mühelos in der Luft, gepresst an einen Berg. Desith strampelte, fauchte und spürte, wie die Wut in ihm ein gleißendes, weißes Licht in seinem Inneren zum Erstrahlen brachte, das seinen Schmerz linderte und seinen Gebeinen Lebensgeister einhauchte. »Lasst mich los, aahhhhh, ihr verfluchten Dämonen, mich bekommt ihr nicht!«
»Er ist von Sinnen, Herr! Schnell, wir müssen ihm Kräuter einflößen!«
»Still, Desith, es ist jetzt genug!«, sagte der Berg, der ihn gefangen hielt, die Stimme kam ihm seltsam vertraut vor, doch seine Furcht und sein Überlebenswille waren stärker als der Funke Vertrauen, der erwachte. Er versuchte, seinem Widersacher die Ellenbogen in die Rippen zu rammen, doch mehr als ein Grunzen entlockte er dem Angreifer damit nicht. Aus purer Verzweiflung schlug er schließlich die Zähne in den felsengleichen Arm, der ihm die Luft abdrückte.
Der Klammergriff löste sich dadurch um keinen Fingerbreit, aber es war eine honigwarme Genugtuung, den darauffolgenden schmerzerfüllten Schrei zu vernehmen.
Und in diesem Moment wusste er, wer ihn festhielt.
Bevor er sich jedoch besinnen konnte, wurde er bereits grob auf den Boden geschubst und mit einem recht unsanften Tritt auf den Rücken befördert.
Er blinzelte, die grobe Behandlung sorgte dafür, dass sich sein Blick ein wenig klärte.
Ein paar große Schatten standen um ihn herum, breite Schultern, lange Zöpfe und Bärte – keine gesichtslosen Geister unter Umhängen, nur ein paar stinkende Barbaren.
Er wurde an den Schultern gepackt und niedergedrückt, hart schlug ihm jemand ins Gesicht.
»Herr!«, rief die krächzende Stimme erschrocken. »Nicht doch, er ist zu schwach!«
Der Protest wurde ignoriert.
»Beiß mich nie wieder, Desith Airynn von Elkanasai, sonst zieh ich dir alle Zähne, dann frisst du zukünftig nur noch Grütze, kapiert?«
Als Desith die großen tiefbraunen Augen mit den violetten Sprenkeln darin erkannte, hätte er beinahe vor Erleichterung geschluchzt. »Vynsu?«, ächzte er mit schwacher Stimme. Da fiel ihm alles wieder ein, der Fluss, die Rettung, Derrick…
»Rick!«, rief er und klammerte sich mit knochigen Fingern in Vynsus Wams. »Ihr … ihr…«
Vynsus violette Sprenkel verloren an Intensität, als in sein grobes Gesicht ein mildtätiger Ausdruck trat. »Keine Sorge, der Großkönig wird ihn suchen und heim-«
»Nein!«, fuhr Desith auf, und bereute es sofort. Ihm stach ein so scharfer Schmerz in den Kopf, dass ihm schwindelig und übel wurde. Etwas Warmes rann ihm über die Schläfe und Wange, Vynsu riss die Augen auf und jemand hinter ihm verwünschte Desith.
»Er hat sich die Naht am Kopf aufgerissen, der Narr!«
Desith achtete nicht darauf, er versuchte, Vynsus Aufmerksamkeit durch ein Schütteln zu erlangen, und beschwor ihn furchtvoll: »Ihr dürft ihn nicht suchen! Ihr dürft niemals mehr nach ihm suchen! Niemals! Warn den Großkönig! Ihr dürft ihn nicht zurückbringen! Ihr…«
»Schsch!« Vynsu drückte ihn auf den feuchten Waldboden, die Sonne fiel über dessen Kopf durch das Blätterdach und blendete ihn. »Ruhig. Alles ist gut…«
»Nein … ihr … ihr dürft ihn nicht …« Schwäche suchte Desith heim, alles drehte sich. »Bitte… nicht…«
Ein Schatten trat neben Vynsu, ging in die Hocke. Desith riss noch erschrocken die Augen auf, aber da wurde ihm bereits feines Pulver ins Gesicht gepustet. Eher als ihm lieb war, sank er zurück in einen übermächtigen Schlaf, der wie ein Dämon seine Krallen in ihn schlug und ihn in die Tiefe zog. Es war, als würde er in einem Meer aus öligem, schwarzem Wasser ertrinken, doch immerhin hatte er dort weder Sorgen noch Schmerzen.
*~*~*
Sie stand auf dem Eis im weißen Nebel. Der schneidende Wind wehte die dichten Schwaden über den gefrorenen See, doch die Sicht blieb versperrt. Sie trug ein Nachthemd, das dünn genug