Die Fünfundvierzig. Alexandre Dumas
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Fünfundvierzig - Alexandre Dumas страница 4
»Ich erlaube mir, zu sagen, Ihr habt mir schon bedeutend gedient. Oh! meine Frau wird Euch segnen;... doch meine arme Frau, sie wird in diesem Gedränge erstickt werden. Ah! verfluchte Schweizer, die nur dazu taugen, die Leute zu erdrücken.«
Der Gevatter Friard hatte kaum diesen Ausruf beendigt, als er auf seine Schulter eine Hand so schwer wie die einer eisernen Bildsäule fallen fühlte, es war die eines Schweizers.
»Soll ich Euch niederschlagen, Freundchen?« sagte der kräftige Soldat. »Ah! wir sind eingeschlossen!« rief Friard.
»Rette sich, wer kann!« fügte Miton hinzu.
Und da sie die Hecke hinter sich und Raum vor sich hatten, so entflohen beide, verfolgt von dem stillen Gelächter und dem höhnischen Blicke des Mannes mit den langen Armen, der sich nun einer andern Gruppe näherte, die von einer beträchtlichen Anzahl außerhalb der Stadt durch dieses unerwartete Schließen der Tore überraschter Bürger gebildet wurde. Diese umgaben vier oder fünf Reiter von kriegerischer Haltung, denen das Schließen der Tore, wie es schien, sehr unbequem war, denn sie schrien mit voller Lunge: »Das Tor! das Tor!«
Robert Briquet schritt also auf diese Gruppe zu und rief noch lauter als einer von denen, die sie bildeten: »Das Tor! das Tor!«
Infolgedessen wandte sich einer von den Reitern, entzückt über diese Stimmgewalt, gegen ihn um, grüßte ihn und sagte: »Ist es nicht schändlich, daß man am hellen Tage ein Stadttor schließt, als ob die Engländer oder die Spanier Paris belagerten?«
Vor dem Tore Saint-Antoine.
Robert Briquet schaute den Redenden aufmerksam an. Es war ein Mann von vierzig bis fünfundvierzig Jahren, und er schien der Anführer der drei oder vier anderen Reiter zu sein, die ihn umgaben.
Da die Prüfung Robert Briquet Vertrauen einzuflößen schien, verbeugte er sich ebenfalls und erwiderte: »Oh! mein Herr, Ihr habt recht, zehnmal recht, zwanzigmal recht; aber dürfte ich Euch, ohne neugierig zu sein, fragen, welchem Beweggrunde Ihr diese Maßregel zuschreibt?«
»Bei Gott!« rief einer von den Umstehenden, »was für eine Furcht sie haben, man könnte ihnen ihren Salcède fressen.«
»Cap de Bious! ein trauriger Fraß!« sagte eine Stimme.
Robert Briquet wandte sich nach der Seite, von der diese Stimme kam, deren Akzent ihm einen Gaskogner andeutete, und er erblickte einen Mann von zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren; er war barhaupt; ohne Zweifel hatte er im Getümmel seinen Hut verloren.
Briquet schien ein Beobachter zu sein, doch in der Regel waren seine Beobachtungen kurz; er wandte auch sogleich seinen Blick wieder von dem Gaskogner zu dem Reiter zurück.
»Aber,« sagte er, »da man meldet, dieser Salcède gehöre Herrn von Guise, so ist es kein schlechtes Ragout.« »Bah!, man sagt das?« versetzte der neugierige Gaskogner, seine Ohren weit aufsperrend.
»Ja, allerdings, man sagt das,« antwortete der Reiter, die Achseln zuckend; »aber in unsern Zeitläuften sagt man viel Närrisches.«
»Ah!« bemerkte Briquet mit seinem forschenden Auge und seinem spöttischen Lächeln, »Ihr glaubt also, mein Herr, Salcède gehöre nicht Herrn von Guise?«
»Ich glaube es nicht nur, sondern ich bin dessen sicher,« antwortete der Reiter und fügte, als Robert Briquet, sich ihm nähernd, mit einer Bewegung zu sagen schien: »Ah, bah! und worauf gründet Ihr diese Sicherheit?« hinzu: »Ganz gewiß, wenn Salcède dem Herzog gehört hätte, so würde ihn der Herzog nicht haben hängen oder wenigstens nicht, an Händen und Füßen gebunden, haben von Brüssel nach Paris führen lassen, ohne mindestens einen Entführungsversuch zu seinen Gunsten zu machen.«
»Einen Entführungsversuch!« versetzte Briquet, »das wäre sehr gewagt; denn er mag gelingen oder scheitern, sobald er von seiten des Herrn von Guise käme, würde dieser zugestehen, daß er gegen den Herzog von Anjou konspiriert habe.«
»Ich bin überzeugt, Herr von Guise wäre dadurch nicht zurückgehalten worden,« erwiderte trocken der Reiter; »und da er Salcède weder reklamiert noch verteidigt hat, so gehört ihm Salcède nicht an.«
»Entschuldigt meine Beharrlichkeit,« fuhr Briquet fort; »es scheint sicher, daß Salcède gesprochen hat.«
»Wo dies?« – »Vor den Richtern.«
»Nein, nicht vor den Richtern, mein Herr, auf der Folter.« – »Ist dies nicht dasselbe?« fragte Meister Robert Briquet mit einer möglichst naiven Miene.
»Nein, das ist entfernt nicht dasselbe; man behauptet, er habe gesprochen, das mag sein, aber man wiederholt nicht, was er gesagt hat.« – »Ihr werdet mich abermals entschuldigen,« entgegnete Robert Briquet; »man wiederholt es, und zwar sehr ausführlich.«
»Und was hat er gesagt? Laßt hören?« fragte ungeduldig der Reiter, »sprecht, da Ihr so gut unterrichtet seid. Wie lauten seine Worte?« – »Ich kann nicht dafür stehen, daß es seine eigenen Worte sind, man behauptet aber, er habe zugestanden, daß er für Herrn von Guise konspirierte.«
»Gegen den König von Frankreich, ohne Zweifel. Immer dasselbe Lied!« – »Nicht gegen Seine Majestät den König von Frankreich, sondern gegen Seine Hoheit Monseigneur den Herzog von Anjou.«
»Wenn er das zugestanden hat...« – »Nun!«
»Nun! so ist er ein Elender,« sagte der Reiter, die Stirne faltend. – »Ja,« sagte leise Robert Briquet; »doch hat er getan, was er zugestanden, so ist er ein braver Mann. Ah! mein Herr, der spanische Bock, die Daumenschraube und die Wippe haben ehrliche Leute viel sagen lassen.«
»Ach! Ihr sprecht da eine große Wahrheit aus,« versetzte der Reiter, einen Seufzer ausstoßend.
»Bah!« unterbrach ihn der Gaskogner, der beständig den Kopf in der Richtung jedes Redenden ausstreckte und alles gehört hatte, »bah! spanischer Bock, Daumenschraube und Wippe, schöne Erbärmlichkeiten das! Hat Salcède gesprochen, so ist er ein Schuft und sein Patron ebenfalls.«
»Oh! oh!« machte der Reiter, ungeduldig auffahrend, »Ihr singt sehr laut, Herr Gaskogner!«
»Cap de Bious, ich singe aus der Tonart, die mir beliebt; desto schlimmer für die, denen mein Gesang nicht gefällt.«
Der Reiter machte eine Bewegung des Zornes.
»Ruhe!« sagte eine zugleich sanfte und gebieterische Stimme, deren Eigentümer Robert Briquet vergebens zu erkennen suchte.
Der Reiter schien gegen sich selbst zu kämpfen; doch er besaß nicht die Kraft, ganz an sich zu halten.
»Kennt Ihr die, von denen Ihr sprecht?« fragte er den Gaskogner. – »Ob ich Salcède kenne?« – »Ja.« – »Nicht im geringsten.« – »Und den Herzog von Guise?« – »Ebensowenig.« – »Und den Herzog von Anjou?« – »Noch weniger.« – »Wißt Ihr, daß Herr von Salcède ein Tapferer ist?« – »Desto besser,