Die Fünfundvierzig. Alexandre Dumas

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Die Fünfundvierzig - Alexandre Dumas

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von Alençon, jeden hat töten lassen, der sich für ihn interessierte, La Mole, Coconnas, Bussy und andere?«

      »Ich kümmere mich den Teufel darum.« – »Wie, Ihr kümmert Euch den Teufel darum?« – »Mayneville! Mayneville!« murmelte dieselbe Stimme. – »Allerdings kümmere ich mich nicht darum. Gottes Blut! ich weiß nur eins; ich habe heute, noch diesen Morgen, in Paris zu tun, und wegen des wütenden Salcède schließt man mir die Tore vor der Nase zu. Cap de Bious! dieser Salcède ist ein Lumpenkerl, und ebenso alle, die daran schuld sind, daß ich die Tore geschlossen, statt geöffnet finde.« – »Oh! das ist ein rauhborstiger Gaskogner, und wir werden ohne Zweifel etwas Interessantes sehen,« murmelte Briquet.

      Doch das Interessante, das der Bürger erwartete, kam nicht. Der Reiter, dem bei dieser letzten Rede das Blut ins Gesicht gestiegen war, senkte die Nase, schwieg und verschluckte seinen Zorn.

      »Ihr habt im ganzen recht,« sagte er nach einer Pause, »ein Gewitter über alle, die uns verhindern, nach Paris hineinzukommen.«

      »Oh! oh!« sagte Robert Briquet, »ah! ah! es scheint, ich werde etwas sehen, das noch interessanter sein dürfte, als was ich erwartet hatte.«

      Eine Trompete erklang, und zugleich trennten die Schweizer die ganze Menge mit ihren Hellebarden, als ob sie eine Lerchenpastete durchschnitten, in zwei zusammenhängende Stücke, so daß die Mitte freiblieb.

      In dieser Mitte ritt der Offizier, von dem wir gesprochen, und dessen Bewachung das Tor anvertraut zu sein schien, auf und ab; nach einem Augenblicke prüfender Umschau, die einer Ausforderung glich, befahl er seinen Trompetern zu blasen, worauf nach so viel Aufregung und Getöse ein unheimliches Schweigen eintrat.

      Der Ausrufer mit seiner lilienbestickten Tunika, auf der Brust ein Schild mit dem Wappen von Paris, trat sodann, ein Papier in der Hand, vor und las mit näselnder Stimme: »Kund und zu wissen unserem guten Volke von Paris und Umgegend, daß die Tore von jetzt bis ein Uhr nachmittags geschlossen sind, und daß niemand vor dieser Stunde in die Stadt kommen wird, nach dem Willen des Königs und durch die Wachsamkeit des Herrn Stadtvogts von Paris.«

      Der Ausrufer hielt inne, um wieder Atem zu schöpfen. Sogleich benutzten die Anwesenden die Pause, um ihr Erstaunen und ihre Unzufriedenheit durch lautes Zischen zu äußern.

      Der Offizier machte ein gebieterisches Zeichen mit der Hand, und bald war die Stille wiederhergestellt, worauf der Ausrufer, den sein Gleichmut keinen Augenblick verlassen hatte, fortfuhr: »Von dieser Maßregel sollen ausgenommen sein diejenigen, so sich durch Erkennungszeichen ausweisen oder gehörig mit Mandaten versehen sind. Gegeben im Hotel der Stadtvogtei, Paris, auf ausdrücklichen Befehl Seiner Majestät, am 26. Oktober des Jahres der Gnade 1585. Trompeter, blaset.«

      Sogleich ließen die Trompeter ihr heiseres Geschmetter vernehmen. – Dann aber fing die Menge hinter der Linie der Schweizer und der Soldaten an zu wogen wie eine Schlange, deren Ringe anschwellen und sich krümmen.

      »Was bedeutet das?« fragten sich die Friedlichsten. »Ohne Zweifel abermals ein Komplott.«

      »Oh! oh! ohne Zweifel, um es zu verhindern, daß wir in die Stadt hinein kommen, hat man die Sache so eingerichtet,« sagte leise zu seinen Gefährten der Reiter, der mit so seltener Geduld die Ungezogenheiten des Gaskogners ertragen hatte, »diese Schweizer, dieser Ausrufer, diese Riegel, diese Trompeten, das ist alles unsertwegen; bei meiner Seele, ich bin stolz darauf!«

      »Platz! Platz! Ihr Leute,« rief der Offizier. »Tausend Teufel! Ihr seht wohl, daß ihr die, die das Recht haben, sich die Tore öffnen zu lassen, weiterzugehen verhindert.«

      »Cap de Bious, ich bin einer, der durchkommen wird, wenn alle Bürger der Erde zwischen ihm und dem Schlagbaum wären,« sagte, mit den Ellenbogen spielend, der grobe Gaskogner. Und er war in der Tat in einem Augenblick in dem leeren Raum, der sich mit Hilfe der Schweizer zwischen den Reihen der Zuschauer gebildet hatte.

      Man kann sich denken, wie sich die Augen voll Eifer und Neugierde auf einen Mann richteten, der so sehr begünstigt war, daß er eintreten durfte, während die anderen nach einem strengen Befehle außen bleiben mußten.

      Doch der Gaskogner kümmerte sich wenig um die neidischen Blicke; er dehnte sich stolz aus und ließ durch sein dünnes grünes Wams alle Muskeln seines Körpers hervortreten, die ebensoviel durch eine innere Kurbel angespannte Stricke zu sein schienen. Dürr und knochig standen seine Faustgelenke um drei Zoll aus seinen abgeschabten Ärmeln hervor; er hatte einen klaren Blick und gelbe, krause Haare, zu deren Farbe übrigens auch der Staub sein Teil beigetragen haben mochte. Groß und geschmeidig schlossen sich seine Füße an Knöchel, so sehnig, wie die eines Hirsches. An einer Hand trug er einen Handschuh von gesticktem Leder, der ganz erstaunt schien, daß er ein Leder, das noch rauher war als das seinige, schützen sollte; mit der andern Hand schwang er ein Haselstöckchen.

      Er sah einen Augenblick umher, dachte dann wohl, der Offizier, von dem wir gesprochen, sei die wichtigste Person dieser Truppe, und ging gerade auf ihn zu. Dieser schaute ihn eine Zeitlang an, ohne mit ihm zu sprechen. Ohne sich im geringsten aus der Fassung bringen zu lassen, tat der Gaskogner dasselbe.

      »Ihr habt Euren Hut verloren, wie es scheint?« sagte der Offizier. – »Ja, mein Herr.«

      »Geschah es im Gedränge?« – »Nein, ich hatte einen Brief von meiner Geliebten erhalten. Cap de Bious, ich las ihn am Flusse, eine Viertelmeile von hier, als mir plötzlich ein Windstoß den Brief und den Hut entriß. Ich lief dem Brief nach, obgleich der Knopf meines Hutes ein einziger Diamant war. Meinen Brief erwischte ich; als ich aber zum Hut zurückkehrte, hatte ihn der Wind in den Fluß gerissen. ... Er wird das Glück von irgendeinem armen Teufel machen. Desto besser!«

      »Somit seid Ihr barhaupt?« – »Findet man keine Hüte in Paris, Cap de Bious! Ich werde einen herrlicheren kaufen und einen Diamanten, zweimal so groß, als der erste war, daran setzen.«

      Der Offizier zuckte unmerklich die Achseln und fragte: »Ihr habt eine Karte?« – »Gewiß habe ich eine und eher zwei als eine.«

      »Eine einzige wird genügen, wenn sie in Ordnung ist.«

      – »Aber täusche ich mich nicht?« fuhr der Gaskogner, die Augen weit aufsperrend, fort; »nein, Cap de Bious, ich täusche mich nicht; ich habe das Vergnügen, mit Herrn von Loignac zu sprechen?«

      »Es ist möglich, mein Herr,« antwortete trocken der Offizier, sichtbar wenig erfreut über diese Wiedererkennung.

      – »Mit Herrn von Loignac, meinem Landsmann?«

      »Ich sage nicht nein.« – »Meinem Vetter?«

      »Es ist gut. Eure Karte?« – »Hier ist sie...«

      Der Gaskogner zog aus seinem Handschuh eine kunstvoll abgeschnittene Karte.

      »Folgt mir,« sagte Loignac, ohne die Karte anzuschauen, »Ihr und Eure Gefährten, wenn Ihr welche habt, wir wollen die Einlaßscheine untersuchen.«

      Er nahm seinen Posten beim Tor ein, und der barhäuptige Gaskogner und fünf andere Männer folgten ihm.

      Der erste war mit einem herrlichen Panzer von so wunderbarer Arbeit bedeckt, daß man hätte glauben sollen, er komme aus den Händen Benvenuto Cellinis. Da indessen das Muster etwas aus der Mode gekommen war, so erregte dieses Prachtstück eher Gelächter als Bewunderung. Allerdings entsprach auch kein anderer Teil des Mannes der beinahe königlichen Herrlichkeit des Prospekts.

      Der zweite, dem ein dicker

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