Johann Wolfgang von Goethe: Gesammelte Dramen. Johann Wolfgang von Goethe

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Johann Wolfgang von Goethe: Gesammelte Dramen - Johann Wolfgang von Goethe

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Herr Magister, halten Sie sich in der Nähe.

      MAGISTER. Ich gehe in den Gasthof, wohin ich gleich meine Sachen habe bringen lassen, als man mir im Schlosse übel begegnete.

      BREME. Wenn Sie stürmen hören, so soll's Ihnen freistehen, sich zu uns zu schlagen oder abzuwarten, ob es uns glückt, woran ich gar nicht zweifle.

      MAGISTER. Ich werde nicht fehlen.

      BREME. So lebt denn wohl und gebt aufs Zeichen acht.

      Dritter Auftritt

      BREME allein. Wie würde mein sel'ger Großvater sich freuen, wenn er sehen könnte, wie gut ich mich in das neue Handwerk schicke. Glaubt doch der Magister schon, daß ich große Konnexionen bei Hofe habe. Da sieht man, was es tut, wenn man sich Kredit zu machen weiß. Nun muß Karoline kommen. Sie hat das Kind so lange gewartet, ihre Muhme wird sie ablösen. Da ist sie.

      Vierter Auftritt

      Breme. Karoline.

      BREME. Wie befindet sich der junge Graf?

      KAROLINE. Recht leidlich. Ich habe ihm Märchen erzählt, bis er eingeschlafen ist.

      BREME. Was gibt's sonst im Schlosse?

      KAROLINE. Nichts Merkwürdiges.

      BREME. Der Hofrat ist noch nicht weg?

      KAROLINE. Er scheint Anstalt zu machen. Sie binden eben den Mantelsack auf.

      BREME. Hast du den Baron nicht gesehen?

      KAROLINE. Nein, mein Vater.

      BREME. Er hat dir heute in der Nationalversammlung allerlei in die Ohren geraunt?

      KAROLINE. Ja, mein Vater.

      BREME. Das eben nicht die ganze Nation, sondern meine Tochter Karoline betraf?

      KAROLINE. Freilich, mein Vater.

      BREME. Du hast dich doch klug gegen ihn zu benehmen gewußt?

      KAROLINE. O gewiß.

      BREME. Er hat wohl wieder stark in dich gedrungen?

      KAROLINE. Wie Sie denken können.

      BREME. Und du hast ihn abgewiesen?

      KAROLINE. Wie sich's ziemt.

      BREME. Wie ich es von meiner trefflichen Tochter erwarten darf, die ich aber auch mit Ehre und Glück überhäuft und für ihre Tugend reichlich belohnt sehen werde.

      KAROLINE. Wenn Sie nur nicht vergebens hoffen.

      BREME. Nein, meine Tochter, ich bin eben im Begriff, einen großen Anschlag auszuführen, wozu ich deine Hilfe brauche.

      KAROLINE. Was meinen Sie, mein Vater?

      BREME. Es ist dieser verwegenen Menschenrasse der Untergang gedroht.

      KAROLINE. Was sagen Sie?

      BREME. Setze dich nieder und schreib.

      KAROLINE. Was?

      BREME. Ein Billet an den Baron, daß er kommen soll.

      KAROLINE. Aber wozu?

      BREME. Das will ich dir schon sagen. Es soll ihm kein Leids widerfahren, ich sperre ihn nur ein.

      KAROLINE. O Himmel!

      BREME. Was gibt's?

      KAROLINE. Soll ich mich einer solchen Verräterei schuldig machen?

      BREME. Nur geschwind.

      KAROLINE. Wer soll es denn hinüber bringen?

      BREME. Dafür laß mich sorgen.

      KAROLINE. Ich kann nicht.

      BREME. Zuerst eine Kriegslist. Er zündet eine Blendlaterne an und löscht das Licht aus. Geschwind, nun schreib, ich will dir leuchten.

      KAROLINE für sich. Was soll das werden? Der Baron wird sehen, daß das Licht ausgelöscht ist; er wird auf das Zeichen kommen.

      BREME zwingt sie zum Sitzen. Schreib! »Luise bleibt im Schlosse, mein Vater schläft. Ich lösche das Licht aus, kommen Sie.«

      KAROLINE widerstrebend. Ich schreibe nicht.

      Fünfter Auftritt

      Die Vorigen. Der Baron am Fenster.

      BARON. Karoline!

      BREME. Was ist das? Er schiebt die Blendlaterne zu und hält Karolinen fest, die aufstehen will.

      BARON wie oben. Karoline! sind Sie nicht hier? Er steigt herein. Stille! wo bin ich? daß ich nicht fehlgehe. Gleich dem Fenster gegenüber ist des Vaters Schlafzimmer, und hier rechts an der Wand die Tür in der Mädchen Kammer. Er tappt an der Seite hin und trifft die Tür. Hier ist sie, nur angelehnt. O wie gut sich der blinde Cupido im Dunkeln zu finden weiß! Er geht hinein.

      BREME. In die Falle! Er schiebt die Blendlaterne auf, eilt nach der Kammertüre und stößt den Riegel vor. So recht, und das Vorlegeschloß ist auch schon in Bereitschaft. Er legt ein Schloß vor. Und du, Nichtswürdige! so verrätst du mich?

      KAROLINE. Mein Vater!

      BREME. So heuchelst du mir Vertrauen vor?

      BARON inwendig. Karoline! Was heißt das?

      KAROLINE. Ich bin das unglücklichste Mädchen unter der Sonne.

      BREME laut an der Türe. Das heißt: daß Sie hier schlafen werden, aber allein.

      BARON inwendig. Nichtswürdiger! Machen Sie auf, Herr Breme, der Spaß wird Ihnen teuer zu stehen kommen.

      BREME laut. Es ist mehr als Spaß, es ist bitterer Ernst.

      KAROLINE an der Türe. Ich bin unschuldig an dem Verrat!

      BREME. Unschuldig? Verrat?

      KAROLINE vor der Türe knieend. O, wenn du sehen könntest, mein Geliebter, wie ich hier vor dieser Schwelle liege, wie ich untröstlich meine Hände ringe, wie ich meinen grausamen Vater bitte! – Machen Sie auf, mein Vater! Er hört nicht, er sieht mich nicht an. – O mein Geliebter habe mich nicht in Verdacht, ich bin unschuldig!

      BREME. Du unschuldig? Niederträchtige feile Dirne! Schande deines Vaters! Ewiger schändender Flecken in dem Ehrenkleid, das er eben in diesem Augenblicke angezogen hat. Steh auf, hör' auf zu weinen, daß ich dich nicht an den Haaren von der Schwelle wegziehe, die du, ohne zu erröten, nicht wieder betreten solltest. Wie! in dem Augenblick, da Breme sich den größten Männern des Erdbodens gleichsetzt, erniedrigt sich seine Tochter so sehr!

      KAROLINE. Verstoßt mich nicht, verwerft mich nicht, mein Vater!

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