Geliebter Wächter 2: Wolfsherz. Billy Remie

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Geliebter Wächter 2: Wolfsherz - Billy Remie Chroniken der Bruderschaft 2

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unglaublich, dass er existierte und sie sich unterhielten. Desiderius konnte das alles noch gar nicht so richtig begreifen, er wusste auch gar nicht ob er sich fürchtete oder sich freute. Man stand ja nicht alle Tage vor einem verlorenen Sohn, der aus einem Ei geschlüpft war, und den man mit einem anderen Mann geschaffen hatte. Einem Mann, den man einst wegen Verrats gerichtet hatte.

      Schuldbewusst griff sich Desiderius an die Brust und umfasste Nebelkralles alte Kette und die Ringe, die Rahff für sie angefertigt, ihm aber nie gegeben hatte. Trauer und Wut überkamen ihn, aber er zügelte seinen Zorn auf sich und die Welt.

      Was war er doch dumm gewesen, zu glauben, Suto und das Ei wären einfach so aus der Welt. Er hätte nach beiden suchen müssen! Doch damals war es einfach, daran zu glauben, Suto sei gestorben. Er hatte es sich eingeredet, um nie wieder daran denken zu müssen.

      »Es tut mir leid, dass ich nie nachgeforscht habe, was aus euch geworden ist«, hörte er sich sagen, ohne sich bewusst gewesen zu sein, dass er es hatte sagen wollen. Aber er meinte es ehrlich, heute bedauerte er es zutiefst, vor allem wenn er sich ansah, was für ein stattlicher Mann vor ihm stand, in dessen Augen eine Erfahrung innewohnte, die ihn sogar ein wenig einschüchterte.

      Doragon ging um eine Tanne herum, blieb dann stehen und wandte Desiderius das Gesicht zu. Er hatte die Maske nicht wieder übergestreift und in seinem Blick stand Vergebung. »Ihr habt es selbst gesagt, Ihr wart jung – und es gingen schreckliche Dinge in Eurem Königreich vor, von denen wir sogar bis nach Zadest hörten. Ihr hattet ein Schicksal zu erfüllen.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin nicht verbittert, König Desiderius. Das heißt, ich war es, aber das ist lange her. Heute bin ich erwachsen und habe meinen Frieden damit gemacht. Ich wollte nie Teil Eures Lebens sein. Ich fragte mich immer, wer Ihr wohl seid und was für ein Mann aus Euch geworden ist, was Ihr wohl zu mir gesagt hättet. Aber ich wollte nie …« Er brach ab und schüttelte seufzend den Kopf. »Ich hatte ein Leben, ein eigenes Leben. Zadest war meine Heimat und die Tiermenschen waren mein Volk. Und ihretwegen bin ich hier. Nicht, um irgendetwas von Euch für mich selbst zu erbitten, nicht einmal, um Euch zu treffen. Nur um den Westen um Hilfe zu ersuchen. Nicht für mich, sondern für die Völker meiner Heimat. Und wir brauchen den gesamten Westen, nicht Euch im Einzelnen.«

      Desiderius hätte von den Worten vielleicht gekränkt sein sollen, aber das war er nicht, er lächelte lediglich und reckte das Kinn ein wenig vor. »Jetzt ist es fast, als stünde dein Vater vor mir, Doragon.«

      »Ragon«, korrigierte er und neigte leicht das Haupt, »wenn Ihr wünscht, mein König.«

      »Nennen deine Stammesbrüder dich so?«, fragte Desiderius interessiert.

      »Ähm ja… aber den Namen gab ich mir selbst.«

      »Oh. Ach so?«

      »Ja…« Nun wirkte Doragon doch tatsächlich ein wenig schüchtern, als er sich im Nacken kratzte. »Wisst Ihr… Ragon. Rahff. Das klang ein wenig ähnlich…« Er räusperte sich unbehaglich und zuckte mit den Schultern. »R.A. Es war das Einzige, was irgendwie von ihm blieb, oder? Na ja, ich und diese beiden Buchstaben. Damals war es einem ruhelosen Jungen wichtig, und heute ist Ragon einfach mein Name.«

      Neugierig legte Desiderius den Kopf schief. »Und welchen Familiennamen bevorzugst du?«

      »Keinen, mein König. Ich bin einfach Ragon, schon mein ganzes Leben.«

      Desiderius schnaubte amüsiert. »Also schön. Ragon. In Ordnung. Aber lass den Quatsch mit dem Verbeugen und diesem Königs-Ding. Du hast es selbst gesagt, deine Heimat ist Zadest, und dein Volk ist dein Stamm – ich bin nicht dein König, Ragon, ich will es auch nicht sein.«

      Das brachte Doragon – Ragon dazu, die Augen zu verengen, aber er nickte einmal knapp.

      Natürlich herrschte noch gesunder Argwohn auf beiden Seiten, immerhin waren sie sich trotz allem gänzlich fremd. Und es hatte eine Zeit gegeben, da hätte Desiderius nicht einmal seinem eigenen Schatten vertraut, geschweige denn einem Verwandten. Doch Wexmell hatte ihn gelehrt, auch mal auf sein Herz zu vertrauen, darauf, was es ihm sagte, und dieses wollte sich gegenüber diesem Fremden regelrecht öffnen. Es war so seltsam, als würde er wieder vor dem jungen Rahff stehen, und natürlich kamen dabei allerlei Gefühle auf.

      »Wir sollten weiter gehen«, schlug Ragon vor. Desiderius nickte und bedeutete ihm, voran zu gehen. Ragon drehte sich um und kämpfte sich weiter gewissenhaft durch das Unterholz, wobei er sich weniger einen Weg bahnte, als vielmehr trotz massigem, riesigem Körper der Umgebung anpasste. Selten knickte ein Zweig oder auch nur ein Blatt ab, wenn er durch den Wald schlich.

      All das nahm Desiderius ganz deutlich wahr, er beobachtete den Fremden ganz genau, um ihn kennen zu lernen. Ragon wusste, sich durch den Wald zu bewegen, sogar noch besser als er. Er war wie ein schleichender Bär, der immer darauf achtete, Mutternatur nicht zu schaden. Er respektierte den Wald, vom kleinsten Grashalm bis zum größten Baum, liebte ihn wie eine Mutter, das sah man auf den ersten Blick. Ein Mann, der eindeutig im Dschungel und unter Völkern aufgewachsen war, deren Gott und deren Glaube die Wälder waren.

      Aber nicht nur das fiel Desiderius auf, auch bei ihrem Gespräch achtete er ganz genau auf Ragons Worte und auf das, was sie beinhalteten. Er war zurückhaltend, vorsichtig – aber nicht verschlossen. Er wollte Desiderius` Vertrauen gewinnen, erzählte persönliche Dinge von sich und antwortete ohne zu zögern auf alle Fragen, wobei er ehrlich blieb, selbst wenn die Antwort Desiderius vielleicht nicht gefiel, jedoch war er dabei immer höflich.

      Klug. Das war er. Sehr klug. Und er schien mit Königen, die nicht die seinen waren, Erfahrung zu haben. Er benahm sich vorbildlich distanziert, aber offen, und das obwohl er vermutlich jeden Grund hätte, Desiderius etliche Vorwürfe zu machen.

      Des Weiteren ging er voraus und drehte Desiderius ohne zu zögern den Rücken zu. Er war ein wenig angespannt dabei, drehte sich aber niemals nervös zu ihm um, als wollte er ihm zeigen, dass er ihm vertraute, und Desiderius auch ihm vertrauen konnte. Er trug auch keine Waffen, die hatte er bei der Ruine gelassen.

      Der Wald wurde wieder lichter und Desiderius holte auf, nebeneinander gingen sie weiter. Herabgefallene, trockene Äste knackten unter ihren Schritten, es wurde wärmer, der Morgen ging in den Mittag über, und er fragte sich, ob es Wexmell gut ging.

      Mir geht es gut, Liebster, sagte er in Gedanken und hoffte, sie würden seinen Prinzen erreichen. Ich komme zurück zu dir. Ich. Komme. Immer. Wieder. Zurück. Zu. Dir.

      Erst an zweiter Stelle trat die Sorge an seine Kinder, die vermutlich umkamen vor Angst um ihn.

      Er dachte immer zuerst an Wex, so war das leider. Sie liebten ihre Kinder ohne Grenzen, aber die Liebe zu einander war schon immer die stärkste Macht gewesen.

      Und jetzt war Cohen wieder da. Das änderte natürlich nichts zwischen ihm und Wexmell, rein gar nichts. Aber … es war seltsam. Einfach seltsam. Er könnte nicht glücklicher sein, und doch wusste er, dass es nichts ändern würde, außer einem Ende der Schuld, weil Cohen für ihn gestorben war, und ein Ende der Trauer.

       Was Wex wohl sagen wird, wenn er Cohen sieht?

      Desiderius vertrieb die Gedanken, er würde es auf sich zukommen lassen. Wexmell würde Cohen vermutlich umarmen, so war er eben einfach. Aber gerade war Desiderius sogar froh, dass Ragon ihn von Cohen ablenkte.

      Denn… er war einfach wieder da, nach all den Jahren. Und er war jetzt ein Dämon. Zudem ein ziemlich bissiger, wenn er an dessen Bemerkung dachte. Das musste erst einmal verdaut werden.

      Er konnte es

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