Geliebter Wächter 2: Wolfsherz. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebter Wächter 2: Wolfsherz - Billy Remie страница 16
»Xa-Xaith?«, fragte Vaaks verwundert und setzte sich ungefragt neben ihn. Dabei hatte Xaith geglaubt, im Irrweg des Rosengartens würde ihn niemand finden.
Er sagte nichts und drehte sich auch nicht zu seinem Bruder um.
»Warum bist du hier allein?«, hakte Vaaks verwundert nach und versuchte, ihm ins Gesicht zu sehen. Aber Xaith drehte ihm nur noch mehr den Rücken zu, während er versuchte, heimlich die neuen Tränen fortzuwischen.
»Weinst du?«, rief Vaaks empört.
»Nein, du Schweinsgesicht, ich hab was im Auge!«, fauchte er über die Schulter.
Vaaks zuckte zurück, wie er es immer tat, wenn Xaiths ganzer Ärger unbeabsichtigt herausplatzte. Es tat ihm sofort leid, als er Vaaks` gekränktes Gesicht bemerkte, doch das sagte er natürlich nicht. Es fehlte ihm der Mut dazu, sich zu entschuldigen. Es war leichter, gemein und unausstehlich zu sein, als um Vergebung zu bitten.
Doch an diesem Tag ging Vaaks nicht einfach weg, wie er es sonst immer tat, er blieb sitzen und wandte nach einem Moment des unangenehmen Schweigens wieder das Gesicht zu Xaith um und fragte, als wäre nichts gewesen, sehr einfühlsam: »Was ist geschehen? Warum bist du nicht bei den anderen und lässt dich feiern? Heute ist doch euer Wiegenfest.«
»Und warum bist du denn nicht da?«, zischte er streitlustig und schabte mit den Füßen auf dem Kies unter der Gartenbank in Wexmells Rosengarten.
»Ich wollte noch etwas … holen.« Das letzte Wort sagte er so leise und nachdenklich, dass Xaith das tränennasse Gesicht zu ihm hob und ihn musterte.
Vaaks wirkte schüchtern, wie er in die Hecken starrte, die sie umschlossen und sie vor unerwünschten Blicken schützten.
Plötzlich war es, als wären sie wirklich ganz allein, wie in einer anderen Welt. Nur sie beide.
Das beruhigte Xaith auf eine seltsame Weise, wie er sie noch nie zuvor in seinem jungen Leben gespürt hatte. Zum ersten Mal schien er wirklich aufzuatmen und Luft zu bekommen. Sich sicher und geborgen zu fühlen.
Xaith wandte den Blick von Vaaks ab und starrte ebenfalls in die Hecken.
»Warum hast du geweint?«, hakte Vaaks nach einer Weile nach und wandte ihm das Gesicht wieder zu. Seine Augen betasteten Xaiths Profil spürbar, sodass er sich unwillkürlich beschämt wieder über die noch immer feuchte Wange wischte.
Xaith zuckte nur mit den Schultern.
»Wenn du nicht geweint hast, können wir ja auch wieder zurückgehen«, schlussfolgerte Vaaks und wollte aufstehen.
»Nein!« Xaith griff panisch nach Vaaks` Arm und zog ihn zurück auf die Bank. Da spürte er zum ersten Mal das seltsame Prickeln unter der Haut, und das aufgeregte Flattern seines Herzens.
Vaaks setzte sich wieder und sah ihn aufmerksam an. Er war beinahe ein ganzes Jahr älter als Xaith, zehn Monde, um genau zu sein, und das sah man seiner Statur auch an. Aber vor allem bemerkte Xaith, dass sein Bruder älter war, wenn er ihn so ansah, wie es ihr Vater immer tat. Irgendwie … verständlich und besonnen, immer offen und eine Spur … weise. Ja, Vaaks war groß und Vaaks war weise. Zumindest in Xaiths kindlichen Augen.
»Ich … ich mag nicht zurück«, nuschelte er dann mit gesenktem Kopf, hielt Vaaks` Arm aber mit seinen kleinen Händen fest umklammert, als könnte dieser ihn erneut versuchen, zu verlassen.
Vaaks versuchte, ihm ins Gesicht zu sehen. »Warum denn nicht? Willst du nicht dein Wiegenfest feiern? Das ist ein besonderer Tag für euch alle.«
»Nein, ist es nicht«, motzte er, »es ist ein blöder Tag!«
Vaaks runzelte seine große Stirn. »Aber warum denn? Wir haben uns doch alle schon vor einem Mond auf die Feier gefreut! Wir können soviel essen, wie wir wollen. Die Barden singen nur für euch! Und wir dürfen auf den Tischen tanzen! Vater hats erlaubt!«
Aber Xaith schüttelte stur den Kopf.
Vaaks` Blick wurde sorgenvoll, er senkte die Stimme. »War jemand gemein zu dir, Xaith?«
Daraufhin schwieg Xaith. Lange. Doch als Vaaks unruhig auf der Bank herumrutschte, bekam er plötzlich Angst, dieser könnte die Geduld verlieren und einfach gehen. Also nickte er irgendwann beschämt.
»Aber warum tust du dann so, als hättest du etwas angestellt?«, fragte Vaaks traurig. »Du musst dich nicht verstecken, wenn du nichts falsch gemacht hast. Komm, wir sagen Vater, was passiert ist, dann…«
»Nein!« Xaith zerrte an Vaaks` Arm, obwohl dieser sich noch gar nicht erhoben hatte. Panisch sah er ihn an und schüttelte entschieden den Kopf.
»Warum denn nicht?«, wollte Vaaks wissen und forschte mit seinen warmen, braunen Augen tief in Xaiths verlegenem Gesicht.
Xaith zuckte mit den kleinen Schultern und senkte den Blick. »Dann lachen sie nur noch mehr.«
»Wer war es?« Dieses Mal ließ seine Stimme keine Widerworte zu. »Sag es mir, Xaith! Sag schon!«
Kleinlaut nuschelte er: »Ein paar Kinder aus der Stadt.«
»Die sind nur neidisch!«, behauptete Vaaks.
»Nein, das sind sie nicht. Es liegt an mir, nur an mir. Mit mir stimmt etwas nicht!«, rief Xaith verzweifelt aus und wandte Vaaks wieder den Rücken zu, weil ihm erneut die Tränen kamen. »Ich bin hässlich, deshalb lachen sie. Ich bin … komisch!«
Vaaks schüttelte für einen Moment überrumpelt den Kopf, es dauerte, bis er die Fassung wiedererlangt hatte und beruhigend seine Hand auf Xaiths Rücken legte.
Sofort wehrte sich Xaith gegen die Berührung, wollte sie abschütteln, aber Vaaks drehte ihn wieder zu sich herum.
»Du bist nicht hässlich!«, sagte er empört. »So ein Unsinn!«
Xaith schniefte trotzig und fuhr sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang. »Nein, ich bin seltsam, deshalb lachen sie.«
»Über was lachen sie?« Vaaks schien es einfach nicht begreifen zu wollen.
»Über meine Augen!«, schrie Xaith ihn an, wütend über seine Blindheit. Er drehte sich mit Tränen in den Augen zu Vaaks um. »Sie sagen, ich sähe komisch aus. Nennen mich Salamander.«
Vaaks verzog die Lippen zu einem Schmunzeln.