Geliebter Wächter 2: Wolfsherz. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebter Wächter 2: Wolfsherz - Billy Remie страница 15
Fen seufzte und streichelte ihm die von den Tränen kalte Wange zärtlich mit dem Daumen. »Ich täte alles für dich. Wir sind …« - er nahm Kaceys Hände und legte sie sich feierlich über sein kräftig schlagendes Herz - »… Brüder.«
Kaceys Lippe zitterte vor Rührung und er warf sich an Fens Hals, der beinahe deshalb nach hinten umgekippt wäre. Leise lachend legte Fen schließlich die Arme um Kaceys dürren Leib und drückte ihn ganz fest an sich.
»Ich liebe dich, Fen«, schniefte Kacey. Er kam sich so dumm vor wegen dem, was er angerichtet hatte. Wie ein naives, trotziges Kind. Vielleicht war er das auch, er fühlte sich jedenfalls so.
Fen seufzte: »Und ich liebe dich, mehr als mich selbst.«
Kacey spürte neue Tränen, doch dieses Mal aus Dankbarkeit. Das Schicksal hatte ihm die Mutter und somit die einzige Familie genommen, die er gekannt hatte, es hatte ihn zum Gefangenen gemacht – aber ebenso hatte es ihn in Ragons und Fens Arme gebracht. Das Beste, was ihm hätte passieren können.
»Ich war dumm, davonzulaufen«, entschuldigte er sich beschämt.
Fen umfasste seine Arme und drückte ihn von sich, damit er ihn ansehen musste. »Hör mal, ich weiß, es ist nicht schön, abgewiesen zu werden. Aber es war mutig von dir, ihn zu küssen. Sehr mutig.«
Kacey starrte zu Boden, seine Wangen glühten. »Es war dumm«, erwiderte er matt. »Aber … nach all der Zeit …« Er biss sich auf die Lippe und atmete zitternd aus und ein, Fen lauschte ihm geduldig und interessiert, ohne Vorurteile. »Ich war immer nur eingesperrt gewesen«, Kacey hob ratlos die Schultern, »und jetzt … bin ich frei und … ich …«
»Du sehnst dich nach Nähe«, wusste Fen, »und Ragon hat dieses gewisse Heldenhafte.« Letzteres klang so amüsiert, dass Kacey wieder rot wurde, denn es stimmte.
»Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich nach … Nähe sehne«, raunte er leise vor lauter Verlegenheit. Er räusperte sich. »Es ist, als gäbe es da in mir diese riesige Kluft, die gefüllt werden will.« Sehnsüchtig sah er Fen ins Gesicht. »Ich weiß, dass es bei dir anders ist. Wir waren beide Sklaven, aber doch anders.«
Fen senkte nun den Blick, als wäre es ihm unangenehm, das Kacey davon wusste.
»Dir wurde Gewalt angetan«, flüsterte Kacey bedauernd, »und mir hat man die Einsamkeit angetan. Während man dir Nähe aufgezwängt hat, wurde sie mir immer verwehrt. Nun sauge ich alles auf wie ein Schwamm und … irgendwie scheint es nie genug.«
Fen lächelte matt und sah Kacey wieder an. »Du musst dich nicht entschuldigen, Kacey. Und wie gesagt, es war sehr mutig, deine Gefühle offen zu zeigen. Aber Ragon ist einfach viel zu … gut, um das auszunutzen. Außerdem ist sein Herz festverschlossen.«
Kacey nickte enttäuscht. Seit er Ragon kannte, zog dessen freundliche Art ihn magisch an, er war der typische Retter in der Not gewesen, und Kaceys einsames Herz hatte sich sofort an ihn gehängt, schon in dem Moment, als die Tür seines Käfigs aufgezogen wurde und Ragon sich ihm behutsam genähert hatte. Er war die erste Person, die Kacey Vertrauen geschenkt hatte, und er hatte es nicht bereut.
»Ich wünschte, ich hätte ihn nie geküsst«, seufzte er nun.
»Nein, tu das nicht«, Fen sah ihn streng an, »das gehört zum Leben dazu, Kacey. Jeder kann Gefühle verbergen, und die meisten von uns leben ein Leben ohne je das zu zeigen oder zu sagen, was sie wirklich wollen. Du hingegen hast Mut bewiesen und dein Glück versucht. Das war nicht dumm, überhaupt nicht! Du solltest immer deinem Herzen folgen, Kacey, auch wenn es verletzt werden könnte. Zurückweisung gehört nun mal leider auch zum Leben dazu, aber du hast es wenigstens versucht und hast dir nichts vorzuwerfen. Es ist immer besser zu wissen, woran man ist, als sich bis an sein Lebensende zu fragen, was hätte sein können. Also schäme dich nie für das, was du fühlst und tust und auch nie für Entscheidungen, die du aus dem Herzen heraus getroffen hast. Das bedeutet es, stark zu sein.« Fen lächelte aufmunternd und knuffte erneut Kaceys Kinn. »Stark ist der, der immer für seine Gefühle und Überzeugungen einstehen kann. Das macht dich besonders, nicht dumm.«
Aber er fühlte sich trotzdem dumm, bloßgestellt, weil Ragon jetzt wusste, dass er wie ein Kind von ihm schwärmte, es aber nicht im Geringsten erwiderte.
Oh ja, er fühlte sich sehr naiv deshalb und hätte es gern ungeschehen gemacht.
»Irgendwann, Kacey«, sagte Fen bedeutungsvoll, »küsst du den Richtigen oder die Richtige, und dann wirst du auch zurückgeküsst. Vielleicht schon früher als mir lieb ist.«
Kacey sah ihn irritiert an, musste aber dabei schmunzeln. »Wie meinst du das?«
Verdrossen nagte Fen auf der Innenseite seiner Wange. »Weil der- oder diejenige dich mir wegnimmt.«
Das brachte Kaceys Lächeln endgültig zurück und Fen seufzte glücklich, als er es sah. Ja, sie kannten sich vielleicht noch nicht sehr lange, aber doch waren sie eine Familie. Eine Familie, die sie sich ganz bewusst selbst ausgesucht hatten.
Bevor Kacey sich erneut an Fens Hals werfen konnte, hörten sie Äste auf dem Pfad knacken und fuhren herum. Fen erhob sich, als Ragon und der Fremde zurückkamen.
Ragon nickte ihnen zu und gesellte sich sofort wieder zu ihnen, während der Fremde zu dem großen Schlanken mit den schwarzen Augen ging und sie geradewegs gegeneinander liefen. Ein dumpfer Laut ertönte, als sie sich umarmten und einen Moment lang sehr innig festhielten. Sie sagten etwas, das Kacey nicht verstand. Dann wandte sich der Fremde von dem Mann mit den schwarzen Augen ab und wandte sich dem Einäugigen zu, den er mit solch einer Inbrunst an sich zog und küsste, dass seine Leidenschaft Kaceys Kehle nur beim Zusehen vor Sehnsucht austrocknen ließ. Was täte er nicht alles, selbst einmal so innig geliebt zu werden. Als sie sich lösten, traten sie herüber, und nun kamen auch die anderen Fremden auf sie zu, als hätte irgendjemand ein Signalhorn geblasen.
»Also«, erhob der dunkelhaarige Mann, der aus Ragons Drachenmaul gekommen war, das Wort in der Gruppe. Dabei huschten seine viel zu grünen Augen von Mann zu Mann und blieben kurz an dem silberhaarigen Spitzohr hängen, das ihn frech angrinste.
»Dich kenn ich doch.«
Das Spitzohr verneigte sich mit gefesselten Händen. »Place. Wir sind uns schon einmal begegnet, mein König.«
König? Neugierig musterte Kacey den Mann erneut. Er wirkte durch seine starke Statur und seinen stechenden Blick so imposant wie eine Führungsperson, doch seine Rüstung sah nicht nach einem König aus, wie Kacey ihn sich vorgestellt hätte. Kein Gold, kein Eisen, keine Krone.
Dieser angebliche König nickte. »Ich erinnere mich, mein göttlicher Sinn hat sich bei dir gemeldet.« Und dann blieben seine Augen an Kacey hängen und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Diese Augen! Dieses beinahe giftige Grün! Er kannte sie, es waren die Augen dieses Prinzen, der ihm das Hemd zerrissen hatte. Kacey schob sich zwischen Ragon und Fen. Fen berührte ihn am Arm und Ragon legte ihm sanft eine Hand auf den Rücken, als wollten sie ihm sagen, dass sie ihn beschützen würden.
»Ich will alles wissen«, sagte der Mann mit den stechend grünen Augen. »Erzählt mir alles ganz genau von Anfang an«, verlangte er und dann bohrten sich seine Augen wieder in Kaceys Gesicht, als erwartete er von ihm eine Erklärung.
»Ich weiß, wer du bist«, schien sein Blick zu sagen, und Kacey vergrub das Gesicht in Fens Achsel.
Kapitel