Franz Kugler: König Friedrich II von Preußen – Lebensgeschichte des "Alten Fritz". Franz Kugler
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Читать онлайн книгу Franz Kugler: König Friedrich II von Preußen – Lebensgeschichte des "Alten Fritz" - Franz Kugler страница 27
Wichtiger, wie gesagt, war das zweite Ereignis. Preußen war durch Erbschaft in den Besitz der Herrschaft Herstall an der Maas, im Bezirke des Bistums Lüttich, gekommen. Herstall hatte sich schon unter König Friedrich Wilhelm empört und war von dem Bischofe von Lüttich, der Ansprüche auf die Oberlehnsherrlichkeit der Herrschaft machte, in Schutz genommen worden. Friedrich Wilhelm hatte vergebens versucht, die Angelegenheit auf gütlichem Wege beizulegen. Jetzt weigerte sich Herstall, ebenfalls unter dem Schutze des Bischofs, Friedrich den Huldigungseid zu leisten. Friedrich schickte deshalb von Wesel aus einen seiner höheren Staatsbeamten an den Bischof und ließ diesen dringend zu einer bestimmten Erklärung über sein Benehmen auffordern, indem er ihm zugleich die Folgen andeutete, denen er sich dadurch aussetzen dürfte. Die Erklärung blieb aus, und sofort rückten 1.600 Mann preußischer Truppen in das Gebiet des Bischofs ein. Dieser wandte sich in seiner Not an alle benachbarten Fürsten, namentlich auch an den Kaiser. Der Letztere schrieb nachdrücklich an Friedrich, dass er, statt sich eigenmächtig Recht zu verschaffen, seine Klage vor den Reichstag bringen solle. Aber Friedrich, der wohl wusste, wie wenig dadurch erreicht werde, rechtfertigte sich durch eine Gegenschrift und zog seine Truppen nicht zurück. Nun bequemte sich der Bischof zur Unterhandlung mit Friedrich, und schon am 20. Oktober kam ein Vertrag zustande, demzufolge Friedrich dem Bischofe die Herrschaft Herstall für eine bedeutende Geldsumme überließ. Die Entfernung der Lage Herstalls von seinen übrigen Staaten mochte ihn vornehmlich zu diesem Verkaufe bewegen. – So hatte Friedrich im Verlauf der ersten fünf Monate die Art und Weise seiner Regierung angekündigt. Aber die freie, selbstständige Kraft, mit welcher er überall auftrat, dünkte seinen Zeitgenossen zu fremd, zu seltsam, als dass sie die Größe dieser Erscheinung schon jetzt zu würdigen vermocht hätten. Indes hatte die Stunde bereits geschlagen, die ihm eine leuchtendere Bahn aufschließen, die sein Bild auch dem blöderen Auge deutlich erkennbar machen sollte.
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