Die Fugger. Walter Brendel
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Antons jüngste Schwester, Regina, eine vielumworbene Fuggerin, wurde mit Zustimmung ihres Onkels Jakob Fugger des Reichen, 1512 die Gattin des Augsburger
Montanunternehmers Hans Paumgartner, eine glänzende Partie für ihn, die nicht nur ein ansehnliches Vermögen, sondern auch bedeutende geschäftliche Vorteile brachte.
"Gefährlichste Rivalen und Konkurrenten" waren nun miteinander verflochten. Wie eine kleine Notiz besagt, soll Jakob Fugger den jungen Paumgartner "fast (=sehr) lieb gehabt haben". Weiter war für Hans Paumgartner von großer Bedeutung, dass er durch seine Frau Regina der Schwager des zukünftigen Mannes an der Spitze der Fugger-Gesellschaft, Anton Fugger, geworden und somit dem angesehensten Handelshaus Europas verwandtschaftlich verknüpft war.
Die Ehe der Susanne Fugger mit Georg von Stetten, aus der 1426 aus Frankfurt am Main nach Augsburg eingewanderten Linie, löste in der Stadt Augsburg dieselbe große Verwunderung aus wie die schon erwähnte Ehe Ulrichs II. mit Veronika Gassner, da erstens beide Familien bislang verfeindet waren und zweitens die Hochzeiten mit unglaublichem Prunk gefeiert wurden. Zum vornehmen Ulmer Patriziat, nämlich zu Walter Ehinger, wurden verwandtschaftliche Beziehungen durch seine Vermählung mit Veronika Fugger angebahnt.
Verbindungen zu begüterten Rittergeschlechtern entstanden durch die Ehe Sibylla Fuggers mit Marcus Freiherr von Bubenhofen und die der Ursula Fugger mit Ritter Philipp vom Stain zu Jettingen. Diese verwandtschaftlichen Beziehungen boten den Fuggern die Möglichkeit, den auf die geldmächtigen Nichtpatrizier herabschauenden vornehmen Häusern der Reichsstadt den Beweis zu erbringen, dass die ersten reichsritterlichen Familien Schwabens durchaus gewillt waren, eine Tochter aus "neureichem" Hause heimzuführen. Der Vater des Bräutigams, Diepold vom Stain, war in der Markgrafschaft Burgau Lehrmeister Maximilians I. im Waidwerk gewesen, "seine Ehefrau, Anna von Rechberg, war mit dem Adel halb Oberschwabens verwandt".
Das Heiratsgut der Fuggerin betrug fast das Zehnfache dessen, was bei der landsässigen Ritterschaft als üblich galt. Bei der Vermählung im Jahre 1503 waren nicht nur die angesehenen Familien der Reichsstadt anwesend, sondern auch eine große Zahl von Familien des Landadels. König Maximilian selbst habe den Wunsch geäußert, dass die Hochzeit während seines Aufenthaltes in der Reichsstadt gefeiert werden möge. Graf Adolf von Nassau, der den römischen König vertrat, und Herr Niklas von Firmian geleiteten die Braut zum Altar.
Anna, die älteste Schwester der vorgenannten Frauen, wurde 1497 zu Augsburg dem Kammergrafen und Ratsmitglied der Stadt Krakau, Hans Georg Thurzo vonBethlemfalva, verheiratet, einem der bedeutendsten Handelsherren und Unternehmer des Ostraumes. Annas Onkel, Jakob Fugger, hatte diese Beziehung zu den Thurzo mit Bedacht begonnen, um die ungarischen Kupferbergwerke fest in den Griff zu bekommen. Die Familie Thurzo war ein altadeliges Bergherrengeschlecht, das über Leutschau in der Zips nach Krakau gekommen war und 1515 freiherrlich wurde.
Das verwandtschaftliche und geschäftliche Band wurde noch enger geknüpft durch die Vermählung seines Neffen Raymund 1513 in Krakau mit Katharina Thurzo von Bethlemfalva, der Stiefschwester des Georg Thurzo. Katharina war die Schwester des königlichen Statthalters in Ungarn und des Ölmützer Bischofs. Sie wurde die Stammutter der Raymundus-Linie mit dreizehn Kindern.
Heiratsverflechtung mit dem höheren süddeutschen und österreichischen Adel
Alle diese Ehen bahnten den weiteren sozialen Aufstieg der Fugger an, der sich in einem ausschließlich altadeligen Konnubium verfestigte. Der Historiker Baron von Pölnitz fasste diese Entwicklungsphase der Geschichte des Hauses Fugger wie folgt zusammen:
"Die Fuggerbrüder der Jakobszeit waren Bürgersöhne von bürgerlichen Eltern, bürgerliche Männer von hochgeachteten Bürgermädchen gewesen. Über das knappe Intervall patrizischer Heiraten war im Gefolge einer Erhebung in adelige Ränge des Reiches die Verwandlung der Gattenwahl erfolgt. Schwiegersöhne und Stammütter des Fuggerschen Geschlechts wurden fortan nahezu ausnahmslos aus Familien des süddeutschen und österreichischen mittleren und hohen Adels erkoren".
Der Genealoge Friedrich W. Euler nannte diesen Aufstieg "ständegeschichtlich" herausragend. Eine solche Entwicklung bleibt als außerordentliche Erscheinung auf das Haus Fugger beschränkt.
Von den Nachkommen des Ehepaares Anna Rehlinger-Anton Fugger tendierten ein Sohn und eine Tochter völlig zum hohen Reichsadel. Graf Marx Fugger verehelichte sich mit Reichsgräfin Sibylla von Eberstein, und Katharina Fugger wurde mit Jakob Graf von Montfort "zu Pregniecz (=Bregenz) genannt" verheiratet, also von der Linie, die nach Steiermark übersiedelt war, der Beckacher Linie.
Der jüngste Sohn Jakob ging die Ehe mit einer Dame des ältesten Augsburger Patriziergeschlechts, nämlich mit Anna Ilsung von Tratzberg, ein. Mit dieser Heirat endete das "Connubium des Hauses Fugger von der Lilie mit dem Augsburger Patriziat". Der Sohn der Katharina Thurzo und des Raymund Fugger, Johann Fugger, nahm Ursula Harrach zur Frau, deren Familie dem böhmischen Adel angehörte, allerdings erst 1527 in den Freiherrenstand aufgestiegen war; seine Geschwister gingen Ehen ein mit den freiherrlichen Geschlechtern Mörsberg, Kuenring, Puchheim, Spaur-Welschmetz, Lichtenstein-Karneid, Völs und den zum Reichsadel zählenden Grafen zu Ortenburg.
Die sozialen Verflechtungen mit dem Adel Tirols überwiegen bei weitem. Im Jahr 1613 wurden die Fugger in die Tiroler Adelsmatrikel aufgenommen.
Fuggerschloss Kirchheim/Schwaben
Das Schloss der Fugger in Kirchheim. Von dort ist die Aussicht auf die weite Ebene
von Flossach und Mindel beeindruckend. Der Ort Kirchheim liegt auf dem Rücken eines langgestreckten Höhenzuges, das Schloss selbst mit seinem weithin sichtbaren
Kirchturm die höchste Erhebung dort. In Vorzeiten stand hier einmal eine Burg.
Als dieses Anwesen derer von Hirnheim zur Last geworden war, verkauften sie für 100.000 Gulden Burg und Dorf Kirchheim mit den anno 1490 von König Maximilian verliehenen Marktrechten, Wappen und Blutbann an den Großkaufmann Anton Fugger (1493 - 1560).
1551 kauft also Anton Fugger, der Neffe und Nachfolger von Jakob Fugger dem Reichen (1449–1525) für 137.000 Gulden (ein Gulden war damals ungefähr der Wochenlohn einer Person) die Herrschaft Kirchheim in Schwaben von der Familie von Hürnheim.
Nach dem Tode von Anton Fugger im Jahr 1560 wird Kirchheim vorübergehend von dessen drei Söhnen gemeinsam verwaltet. Um möglichen Streit zu begrenzen, geht die Herrschaft mittels „Losziehung“ an Hans Fugger (1533–1598) über.
Erst zwanzig Jahre später begann Fugger-Sohn Hans mit dem Umbau der alten Burg; es entstanden das Schloss Kirchheim mit der Kirche, Nebengebäude und auch der Marktplatz (1578 - 1587). In seinem Testament bestimmte Hans Fugger dieses Kirchheim zum Familienstammsitz.
In den Jahren 1578–1582 wird Schloss Kirchheim durch den Augsburger Stadtbaumeister Jakob Eschay erbaut. Da die vier um einen quadratischen Innenhof gebauten Flügel verblüffend dem Escorial bei Madrid gleichen, nennt man es bis heute auch den schwäbische Escorial. Die Schloss- und Pfarrkirche wurde 1580–1583 ebenfalls durch Jakob Eschay errichtet. Beim Bau des Schlosses arbeiteten einige bekannte Künstler wie z. B. Carlo Pallago, Hubert Gerhard und Wendel Dietrich Im Jahre 1585 wird der berühmte Zedernsaal eingerichtet. Es wird des Kamin aufgebaut, sowie durch Wendel Dietrich die Decke und die großen Portale eingebaut.
Die nächste große bauliche Veränderung