Die Fugger. Walter Brendel

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erhalten hat. Die Urkunde gibt Einblick in das ausgedehnte ländliche Grundvermögen und besiegelt den Verkauf einer Hofstatt zu Hiltenfingen durch Elsbeth Gfattermann und ihre Söhne Andreas und Jakob Fugger.

      Aus der ersten Ehe des Hans Fugger mit Clara Widolf stammten die Töchter Kunigunde, die ledig blieb, und Anna Fugger, die etwa 1384 mit Conrad Meuting, einem Weber, verheiratet wurde.

      Es gibt einige Ungereimtheiten dahingehend, wie das Vermögen des Stammvaters sich zusammensetzte und welcher Fugger nun als erster da war. Deshalb nehmen wir das Steuerbuch zur Hilfe.

      Im Steuerbuch des Jahres 1367 findet sich am Rande eines Blattes die Notiz „Fucker advenit", Man kann zunächst auf den Gedanken kommen, es handle sich um dieBemerkung eines Späteren, der sich veranlagt fühlte, dieses durch die Ankunft der Fugger in Augsburg denkwürdig« Jahr in den Steuerbüchern als solches zu verzeichnen.

      Vergleicht man jedoch Schrift und Tinte, so ergibt sich die Gewissheit, dass wir es mit einem ahnungslosen Eintrag des Steuerbuchschreibers von 1367 zu tun haben, wie er sich auch sonst bei Neuerwerbungen der Bürgerrechte findet. Dieser erste Fugger, der in Augsburg einwanderte, hieß Ulrich. Er kam aus dem Dorfe Graben auf dem Lechfelde und war Barchentweber. Für die Zukunft der Fugger in Augsburg ist Ulrich und sein Stamm, der übrigens bald ausstarb, von keiner Bedeutung gewesen.

      Die Zukunft der Familie ruhte auf Hans Fugger, der ein Jahrzehnt ungefähr nach Ulrich, seinem Bruder, seinen Sitz nach Augsburg verlegte.

      Leider bieten uns die Steuerbücher — die, wie gesagt, erst 1367 beginnen, regelmäßig neben dem Namen des Steuerzahlers auch die für ihn angesetzte Steuersumme nennen — keinen Anhalt für die Erforschung der Entwicklung des Vermögens dieses Hans Fugger in der ersten Zeit seines Augsburger Aufenthaltes. Im Jahre 1376 steuerte Hans Fugger schon die verhältnismäßig höhere Summe von 3o 2/3 Florin. Aus dieser Tatsache allein den Schluss zu ziehen, „die Fugger seien in Augsburg bereits mit einem beträchtlichen Vermögen angekommen", ist trotzdem eine unbewiesene Behauptung. Als ob Hans Fugger in den 17 Jahren seines Augsburger Aufenthaltes — so lange weilte er 1396 schon in Augsburg — sich das Vermögen, das dieser Steuersumme entsprach, oder wenigstens den größten Teil davon hatte verdienen können!

      Dafür nun, dass das Vermögen des Hans Fugger in der Tat in Augsburg eine gewaltige Steigerung erfahren hat, haben wir noch einen sicheren Beweis. In einigen Steuerbüchern vor dem Jahre 1376 sind ausnahmsweise die Steuerbeträge genannt, nachträglich ist dann erst die betreffende Zahl häufig wieder durchstrichen, offenbar ist nun aber dieses Durchstreichen des Steuerbetrages nicht etwa feststellen, dass der betreffende Betrag falsch ist — dafür ist neben der Tatsache, dass an keiner Stelle eine andere Zahl für die durchstrichene gesetzt ist. Auch die andere Tatsache beweisend, dass häufig die Stuira minor, deren Höhe unmöglich Gegenstand eines Schreibfehlers sein konnte, durchstrichen ist —, vielmehr ist in dem Durchstreichen der Kampf des alten Modus — die Steuer-Summe nicht zu nennen — gegen den neuen Modus — sie zu nennen — manifestiert.

      Auf diese Weise ist uns die Steuerabgabe Hans Fuggers aus dem Jahre 1390 überliefert. Sie beträgt 6 ung. Florin. Dieses dürfte nun allerdings die frühere, zahlenmäßige Notiz sein, die uns über das Fuggerchen Vermögen überliefert ist.

      Mit der Steuersumme des Jahres 1396 zusammengehalten, erlaubt sie uns folgenden wichtigen Schluss. Das Vermögen Hans Fuggers hat in den Jahren 1390 – 1396 eine ganz eminente Steigerung erfahren. Es hat sich in dieser Zeit geradezu vervielfacht.

      Man sieht wie recht wir oben mit unserer Behauptung hatten, dass Hans Fugger den größten Teil des Vermögens, In dessen Besitz wir ihn im Jahre 1396 sahen, in Augsburg verdient hat. Aber wie, auf welche Weise, das ist ja hier die Frage.

      Wäre Hans Fugger wirklich mit einem beträchtlichen Vermögen vom Lande her nach Augsburg gekommen, so hat der Schluss „dieses Vermögen sei aus akkumulierten Landrenten entstanden“ — letztere hätten also das Anfangskapital der Fuggerschen Handlung geliefert —, sehr wohl einige Berechtigung. Freilich Ist auch hier ein psychologischer Sprung: nötig, den mitzumachen wir nicht gewillt sind. Was in aller Welt hätte einem Bauer, dem es in seinem alten Berufe gut ging, veranlassen sollen, diesen preiszugeben und sich in Augsburg unter die Zunft der Weber in setzen?

      Es ändern ganz plötzlich Leute, bei denen man absolut keinen Grund dafür sehen kann, ihre Lebensweise von Grund auf; reiche rundbesitzende Patrizier, die mühelos durch Grundrentenbezug Geld genug verdienen, um nach der Art der großen Herren leben zu können, und die dies auch bislang taten, werden nun plötzlich Kaufleute „und die Väter des modernen Kapitalismus".

      Wir sprachen oben die Ansicht aus, dass wir es für unwahrscheinlich hielten, Hans Fugger sei mit einer bedeutenden Summe (entstanden, aus ländlicher Grundrente) nach Augsburg gekommen. Wir fanden keine Gründe, die ein Mitglied jenes konservativsten aller Stände — vorausgesetzt natürlich, dass es ihm wohl ging und es musste doch, da sonst von einer Akkumulation ländlicher Grundrenten bei ihm überhaupt nicht die Rede sein konnte — hätten veranlassen können, sein ganzes Leben so radikal zu ändern. Ich glaube, wir müssen uns Hans Fugger ganz anders vorstellen, wenn wir ein richtiges Bild von ihm erhalten wollen. Er wird einer der vielen Gauweber gewesen sein, die auf den Dörfern um Augsburg herum saßen und durch gewerbliche Arbeit die kleinen Einkünfte ihres winzigen Landbesitzes zu erhöhen strebten.

      Fleißig und vom Glück begünstigt, mag er auf den Gedanken gekommen sein, in Augsburg selbst ließe sich sein Gewerbe besser und vorteilhafter treiben als in Graben. Denn dafür, dass Hans Fugger noch Weber war, als er nach Augsburg einwanderte, ist wohl dies ein Beweis, dass er sich in die Weberzunft begab und nicht — wie bei überwiegend kaufmännischer Tätigkeit zu erwarten gewesen wäre — in die Kaufleutezunft.

      Bald freilich mag seine Tätigkeit mehr der kaufmännischen Seite der Augsburger Textilindustrie sich zugeneigt haben — dem Export des Barchent und dem Import des Rohstoffes —.

      Als Hans im Jahre 1408 oder 1409 starb, hinterließ er seinen Söhnen ein versteuertes Vermögen von I3088 5/9 Florin. Seine Witwe hielt bis 1436 das Vermögen, also das Geschäft zusammen.

      Hans und Elisabeth Fugger hatten fünf Kinder, lauter Söhne, von denen nur zwei das Kindesalter überlebten, nämlich Andreas, der "Reiche", und Jakob. Ersterer ehelichte Barbara Stammler, die Tochter eines Kaufmanns. Dieses Ehepaar begründete die Linie der Fugger vom Reh. Jakob begründete mit seiner Ehefrau Barbara Bäsinger die Linie der Fugger von der Lilie, eine bis heute blühende Familie.

      Jakob und Andreas, die Söhne der Elisabeth und des Hans Fugger, kamen auf Wunsch ihrer Mutter in eine Goldschmiedelehre. So ist es nicht verwunderlich, dass

      Jakob die Tochter eines Goldschmieds heiratete, die schon erwähnte Barbara Bäsinger.

      Sie war die älteste Tochter des einflussreichen Goldschmieds und Münzmeisters Franz Bäsinger, der als einer der reichsten Bürger in der Stadt galt. Er hatte sich bei seinen Unternehmungen allerdings finanziell übernommen, kam in Schuldhaft und wurde der Stadt verwiesen. Bäsinger ging mit seinem Sohn nach Schwaz und brachte es dort durch Silberhandel wieder zu Wohlstand. Möglicherweise kamen die Kaufleute Fugger durch diese Verwandtschaft in Kontakt mit den Schätzen Tirols und mit dem für sie später so gewinnbringenden Erzhandel. Unter Jakob Fugger, der als "rechter Bürger seines Jahrhunderts, fleißig, geschäftserfahren, etwa, im zünftigen Denken verhaftet" galt, vollzog sich 1464 der Übertritt in die Kaufmannszunft; daran zeigt sich die zunehmende Bedeutung des Handels für die kommende Generation.

      Andreas,

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