Die Steppe. James Fenimore Cooper
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„Was sagt Ihr, Streifschütz," erwiederte der Vater, und deutete auf die leichte Spur, die sein mächtiger Fuß dem festen Boden zurückgelassen, und lachte furchtbar wild, „ist dies ein Land, wie es einer wählen würde, der nie den Amtmann mit Landverschreibungen bemüht?"
„Reicheres Land findet sich in den Niederungen," erwiederte der alte Mann ruhig; „um an diesen traurigen Ort zu gelangen, habt Ihr Millionen Morgen durchzogen, wo, wer das Land bauen will, hundertfältig erntet, und dies ohne große Arbeit. Wenn Ihr gekommen seid, um Land zu suchen, machtet Ihr entweder hundert Meilen zu viel, oder eben so viele zu wenig."
„Also gegen den andern Ocean gibt es besseres?" fragte der Grenzwohner, und deutete nach dem stillen Meer.
„Ja dort; ich hab' alles gesehen," war die Antwort des Andern, der seine Flinte auf den Boden setzte, und sich drauf lehnte, als rufe er mit trauervoller Lust sich die Scenen der Vergangenheit zurück. „Ich sah die Wasser der beiden Meere; an dem einen ward ich geboren, wuchs heran zu einem Knaben, wie jener dort sich kaum auf den Beinen hält. Amerika nahm zu, ihr Leute, seit den Tagen meiner Jugend; ward größer, als ich einst die Welt selbst hielt. Nahe siebzig Jahre lebte ich in York, Provinz und Stadt zugleich. Ihr seid in York gewesen, denke ich?"
„Ich nicht, nein; ich besuchte nie die Städte, aber oft habe ich von dem Ort gehört, wovon Ihr sprecht. Es ist wohl dort eine weite offene Stelle?"
„Zu weit, zu weit! Sie durchgraben die Erde sogar mit ihren Werkzeugen. Welche Hügel und Jagdgründe sah ich der Schätze des Herrn ohne Anstand oder Scham beraubt. Ich hielt's aus, bis meine Hunde von den Schlägen der Axt betäubt waren, dann wandt' ich mich westlich, und suchte Ruhe. Es war eine beschwerliche Wanderung, eine mühsame Arbeit, durch gefallenes Holz, durch die dicke Luft rauchender Waldungen durchzudringen. Er ist auch weit von hier, dieser Staat von York!"
„Er liegt gegen die äußerste Ecke von Alt-Kentucky, denk' ich; doch kümmerte ich mich nie um die Entfernung."
„Eine Möve könnte tausend Meilen durchfliegen, ehe sie die östliche See erreichte, und doch ist es keine so mächtige Entfernung, um sie zu durchjagen, wenn Wald und Wild in Ueberfluß sind. Es gab eine Zeit, wo ich den Hirsch auf den Bergen von Delaware und Hudson verfolgte, und den Biber an den Strömen der oberen Seen in derselben Jahrzeit fing; aber mein Auge war damals schnell und sicher, und meine Füße wie die Schenkel des Reh's! Die Mutter des Hektor," fügte er hinzu, und warf einen freundlichen Blick auf das alte Thier, das zu seinen Füßen lag, „war damals ein kleines Ding, und im Stande, auf das Wild zuzulaufen, so bald sie es witterte. Sie hat mir viel Mühe gemacht, die Kröte."
„Euer Hund ist alt, Fremder, und ein Schlag auf den Kopf wäre eine Wohlthat für das Thier."
„Der Hund ist wie sein Herr," erwiederte der Streifschütz, ohne, wie es schien, auf den rohen Rath, den der andere gab, zu achten, „und wird seine Tage zählen, wenn sein Werk unter dem Wild vorüber ist und nicht früher. Mir scheinen die Dinge in der Welt für einander geschaffen zu sein. Nicht das schnellste Reh entflieht immer den Hunden, nicht der dickste Arm hält immer am sichersten die Flinte. Seht um Euch, Leute, was werden die Yankee-Holzfäller sagen, wenn sie von den östlichen Wassern zu den westlichen vorgedrungen, finden, daß eine Hand, die auf einen Schlag einen Baum niederwirft, schon hier gewesen ist, und das Land, zum Spott über ihre Faulheit, kahl gemacht hat. Sie werden abziehen, wie ein Fuchs, der herumschleicht, und der üble Geruch ihrer eigenen Fußstapfen wird ihnen die Tollheit ihrer Verwüstungen zeigen. Doch sind das Gedanken, die eher in dem aufsteigen, der achtzig Winter erlebt, als daß sie die Weisheit lehren, welche sich noch der Lust ihrer Jugend hingeben. Ihr selbst mögt Euch nur bald auf den Weg machen, wenn Ihr der Wuth, dem Haß der verbrannten Indianer entgehen wollt. Sie wollen die gesetzmäßigen Eigner des Landes sein, und lassen selten einem Weißen mehr, als seine Haut, worauf er so stolz ist, wenn sie einmal die Macht haben; den Willen haben sie immer."
„Alter Mann," sagte Ismael ernst, „zu welchem Volk gehört Ihr? Ihr habt Farbe und Sprache eines Christen, während Euer Herz mit den Roth-Häuten zu sein scheint."
„Mir scheint wenig Unterschied unter den Völkern. Das Volk, welches ich am meisten liebte, ist zerstreut, wie der Sand eines trockenen Flußbetts zerfliegt vor dem Orkan, und das Leben ist zu kurz, um Sitten und Gewohnheiten von Fremden anzunehmen, was nur geschehen kann, wenn man Jahre lang unter ihnen gelebt hat. Doch fließt kein Indianer-Blut in meinen Adern, und was ein Krieger seiner Nation schuldig ist, bin ich dem Volk der Staaten schuldig; aber diese bedürfen bei ihrer Miliz, bei ihren bewaffneten Booten nicht sehr der Hülfe eines einzelnen Arms, den achtzig Jahre geschwächt."
„Da Ihr Eure Abstammung genannt, darf ich wohl eine einfache Frage thun: Wo sind die Sioux, die mein Vieh gestohlen?"
„Wo ist die Büffelheerde, die der Panther über die Ebene erst gestern Morgen gejagt? Eben so schwer — —"
„Freund," sagte Doctor Battius, der bisher ein aufmerksamer Zuhörer gewesen, aber sich jetzt plötzlich getrieben fühlte, an der Unterredung Theil zu nehmen; „es thut mir leid, wenn ich einen Venator oder Jäger von Eurer Erfahrung und Eurem Beobachtungsgeist finde, der dem Strom der gemeinen Unwissenheit folgt. Das Thier, welches Ihr beschreibt, ist freilich eine Art bos ferus (oder bos syIvestris, wie ihn die Dichter sehr glücklich nennen), aber wenn auch sehr verwandt, ist er doch verschieden von dem gewöhnlichen bubulus. Bison ist der richtigere Name, und ich würde Euch rathen, in Zukunft diesen zu gebrauchen, wenn Ihr auf diese Species anspielt."
Bison oder Büffel; es thut wenig zur Sache. Das Thier ist dasselbe, nennt es, wie Ihr wollt, und — —"
„Verzeiht mir, verehrter Venator; da die Classification die Seele der Naturwissenschaften ist, so muß das Thier oder Vegetabil nothwendig nach dem Eigenthümlichen seiner Species charakterisirt werden, was immer durch den Namen angezeigt wird"
„Freund," sagte der Streifschütz etwas bestimmt, „würde der Schwanz eines Bibers ein schlechteres Essen geben, wenn Ihr ihn Mink nennet, oder könntet Ihr von einem Wolf mit Behagen essen, weil Bücher-Leute ihm den Namen Wild gegeben haben?"
Da diese Fragen ernst und etwas launig gethan wurden, so war es ziemlich wahrscheinlich, daß ein heißer Streit zwischen beiden erfolgt sein würde, indem der Eine so ganz praktisch verfuhr, der Andere so sehr der Theorie ergeben war, hätte es nicht Ismael für gut befunden, dem Disput ein Ende zu machen, und etwas weit Wichtigeres für seine Lage auf die Bahn gebracht.
„Biberschwänze und Minksfleisch, — davon mag man vor einem Ahornfeuer, und wenn das Herz ruhig ist, sprechen," unterbrach der Grenzwohner, ohne die geringste Rücksicht auf die erregten Disputanten, „aber jetzt brauchen wir mehr als fremde Worte, oder als Worte überhaupt. Sagt mir, Streifschütz, wo haben sich Eure Sioux verborgen?"
„Eben so leicht könnte ich Euch sagen, von welcher Farbe der Falke ist, der dort an jener weißen Wolke herumkreist. Wenn eine Rothhaut einen Schlag versetzt hat, pflegt sie nicht zu warten, bis das Unrecht ihr in Blei vergolten wird."
„Werden die lumpigen Wilden sich begnügen, wenn sie finden, daß sie sich der ganzen Heerde bemächtigt haben?"
„Natur ist ziemlich dieselbe, mit welcher Haut sie auch bedeckt sei. Verlangt Ihr weniger nach Reichthum, wenn Ihr eine gute Ernte gehabt, als eh' Ihr so viel Korn gewonnen. Wenn das wäre, unterschiedet Ihr Euch ganz von den übrigen Menschen, wie sie mich lange Erfahrung kennen gelehrt hat."
„Sprecht deutlich, alter Fremder," sagte der Grenzwohner, und stieß die Flinte hart auf den Boden, — seine stumpfe Fassungskraft fand kein Vergnügen an einer Unterredung