Die Steppe. James Fenimore Cooper
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„Es ist ein gutes Sprichwort, Freund," bemerkte der Bursche trocken, wiewohl mit einem Auge, das mehr als die längste Rede drohte, — „und oft ist es auch ein gar nützliches Sprichwort, das da sagt: Kümmere dich nur um das Deine."
„Die Leute bringen selten etwas in diese Einöden, was sie zu verbergen brauchen," antwortete der alte Mann, als wünsche er, wisse aber nicht recht wie, die Freiheit zu entschuldigen, die er sich hatte nehmen wollen, — „und ich dachte, es sei kein Vergehen, wenn ich in das Zelt sähe."
„Die Leute bringen selten sich selbst hierher, denke ich," antwortete der andere barsch, — „es sieht aus wie ein altes Land, obgleich es nicht übermäßig bevölkert scheint."
„Das Land ist so alt, als die übrigen Werke des Herrn, meine ich; aber Ihr spracht recht in Hinsicht der Bewohner. Viele Monden sind vorüber gegangen, seit mein Auge nicht auf einem Antlitz von meiner Farbe ruhte, bis ich jetzt Euch sah. — Ich wiederhol's Euch, Freund, ich wollt' Euch kein Leid; ich wußte nicht, ob ich nicht vielleicht etwas hinter dem Tuche fände, was mir vergangene Tage in's Andenken zurückbrächte."
Als der Fremde seine einfache Erklärung geendet, ging er ruhig weg, durchdrungen von der tiefsten Ehrfurcht vor dem Recht, das jeder auf den ruhigen Genuß seines Eigenthums hat, ohne störende Einmischung von Seiten seines Nachbars; — ein heilsamer und gerechter Grundsatz, den er sehr wahrscheinlich bei seiner abgesonderten Lebensart ebenfalls angenommen. Als er nach dem kleinen Lager der Auswanderer, denn das war die Stelle jetzt geworden, zurückschritt, hörte er die Stimme des Führers, der laut in seinem rauhen, gebietenden Tone den Namen: „Ellen Wade" ausrief.
Das Mädchen, das wir schon beim Leser eingeführt haben, und welches mit den übrigen ihres Geschlechts sich um die Feuer beschäftigt hatte, sprang willig auf bei diesem Ruf, und eilte an dem Fremden mit einer Schnelligkeit einer jungen Antilope vorüber; hinter den Falten des verbotenen Zeltes verschwand sie bald seinem Blick. Doch schien weder ihre persönliche Entfernung, noch sonst eine von den Anordnungen, die wir erwähnt haben, das geringste Erstaunen unter den übrigen hervorzubringen. Die jungen Leute, die ihre Arbeit mit der Axt schon vollendet hatten, beschäftigten sich alle nach ihrer schlendernden und dumpfen Weise; einige legten gleiche Theile Futter den verschiedenen Thieren vor, andere ließen den schweren Stößer eines tragbaren Mais-Mörsers arbeiten, und einer oder zwei brachten die übrigen Wagen bei Seite und stellten sie so, daß sie eine Art Außenwerk für ihr sonst vertheidigungsloses Bivouac bildeten.
Diese verschiedenen Arbeiten waren bald gethan, und als die Finsterniß jetzt die Gegenstände auf der umgebenden Steppe verbarg, verkündete die grellschreiende Megäre, deren Stimme sich, seitdem sie Halt gemacht, unter ihrer trägen und schläfrigen Nachkommenschaft fleißig abgearbeitet, in Tönen, die auf eine schreckliche Entfernung hätten gehört werden mögen, daß das Abendessen nur auf die Ankunft derer warte, die es verzehren sollten. Welches auch immer der Charakter eines Grenzwohners sein mag, selten fehlt ihm die Tugend der Gastfreiheit. Der Auswanderer vernahm nicht sobald den scharfen Ruf seines Weibes, als er seine Augen um sich warf, den Fremden suchte, um ihm den Ehrensitz bei dem einfachen Mahle anzubieten, wozu sie so ganz ohne Umstände zusammengerufen wurden.
„Ich dank' Euch, Freund," erwiederte der alte Mann auf die trockene Einladung, einen Sitz in der Nähe des dampfenden Kessels einzunehmen; „ich sage Euch meinen herzlichen Dank, aber ich habe schon für diesen Tag gegessen, und bin keiner von denen, die sich ihr Grab mit ihren Zähnen graben. Doch, da Ihr es wünscht, will ich mich zu Euch setzen, denn es ist schon lange, daß ich Niemand von meiner Farbe sein täglich Brod essen gesehen."
„Ihr seid ein alter Ansiedler also in diesen Gegenden," sagte der Auswanderer, mehr wie eine Bemerkung, als wie eine Frage, — den Mund fast bis zum Ueberfließen von dem köstlichen Mais voll, den seine geschickte, wiewohl etwas abstoßende Gemahlin zubereitet hatte. „Sie sagten uns unten, wir würden hierherum die Ansiedler nur sehr dünn gesäet finden, und ich muß gestehen, die Nachricht war so ziemlich wahr, denn wenn wir die Canada-Händler am großen Strom nicht rechnen, seid Ihr das erste weiße Gesicht, dem wir begegneten, auf guten fünfhundert Meilen, nach Eurer eigenen Rechnung.
„Ob ich gleich einige Jahre in diesem Bezirk zugebracht habe, kann man mich doch kaum einen Ansiedler nennen, da ich keine regelmäßige Wohnung habe und selten länger als einen Monat an demselben Ort bleibe."
„Ein Jäger also?" fuhr der andere fort, und warf seine Augen seitwärts, als wolle er die Effecten seiner neuen Bekanntschaft mustern, „Eure Waffen scheinen nicht zum besten zu einem solchen Geschäft."
„Sie sind alt und nahe daran, bei Seite gelegt zu werden, wie ihr Besitzer," antwortete der alte Mann, und betrachtete sein Gewehr mit einem Blick, worin Rührung und Kummer sich einten; „und ich kann sagen, sie werden auch nur noch wenig gebraucht. Ihr irrt Euch, Freund, wenn Ihr mich einen Jäger nennt, ich bin nichts mehr als ein Streifschütz."
„Wenn Ihr viel von dem einen seid, so behaupte ich, seid Ihr auch etwas von dem andern; denn die zwei Gewerbe gehen in der Hauptsache mit einander in diesen Gegenden."
„Zur Schande des, der noch Kraft genug hat, sich mit dem ersten abzugeben, sei es gesagt!" erwiederte der Streifschütz, den wir in Zukunft nach seinem Gewerbe benennen wollen; „seit mehr als fünfzig Jahre führte ich meine Flinte in dieser Wildniß; ohne auch nur einem Vogel, der am Himmel fliegt, eine Schlinge zu legen, geschweige einem Thier, das nur seine Beine hat."
„Da seh' ich nur wenig Unterschied, ob Jemand sich den Wamms durch's Gewehr oder die Falle verschafft," sagte der finstere Gefährte des Auswanderers, auf seine rauhe, barsche Weise, „die Erd' ward für ihn gemacht, und so auch ihre Geschöpfe."
„Ihr scheint nur wenig Gepäck zu haben, Fremder, und seid so weit von Haus," unterbrach ihn schnell der Auswanderer, als hätt' er Ursach', die Unterhaltung auf etwas anderes zu bringen; „ich denk', Ihr seid besser mit Fellen versehen."
„Ich brauch' nur wenig von beidem," antwortete ruhig der Streifschütz; „in meinem Alter ist Nahrung und Kleidung alles, was ich brauche, und habe wenig, was Ihr Beute nennt, nöthig, etwa dann und wann, um ein Horn voll Pulver oder etwas Blei zu erhandeln."
„Ihr seid also nicht aus dieser Gegend, Freund," fuhr der Auswanderer fort, indem er an die Bedeutung dachte, worin der andere das sehr vieldeutige Wort genommen, und das er selbst nach der Gewohnheit des Landes für „Kleidung," „Effekten," gebraucht hatte.
„Ich ward an der Seeküste geboren, obgleich ich den größten Theil meines Lebens in den Wäldern zubrachte."
Jetzt sah die ganze Gesellschaft auf ihn, wie man die Blicke auf einen unerwarteten Gegenstand von allgemeinem Interesse wirft. Einer oder zwei von den jungen Leuten wiederholten die Worte „Seeküste," und das Weib erwies ihm von jetzt an einige von den Höflichkeiten, womit sie, so unbeholfen sie auch waren, doch nur selten ihre Gäste zu ehren pflegte, gleichsam aus Ehrfurcht vor ihrem vielgewanderten Gaste. Nach einem langen und scheinbar nachdenkenden Schweigen nahm der Wanderer, der jedoch es nicht für nöthig gehalten hatte, das Geschäft seiner Kauorgane zu unterbrechen, das Gespräch wieder auf.
„Es ist ein weiter Weg, wie ich gehört habe, von den Wassern des Westen zu den Küsten des großen Stroms."
„Es ist ein rauher Pfad, freilich, Freund, und viel hab' ich gesehen und manches erduldet, als ich ihn durchschritt."
„Viel harte Arbeit mag erfahren, wer ihn zurücklegt?"
„Fünf