Die Steppe. James Fenimore Cooper
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Steppe - James Fenimore Cooper страница 8
„Langsam, langsam; wenn ich mit meinem Examen fertig bin, dann mögt Ihr mit Euerm anfangen. Auf welche Jagd geht Ihr denn hier so bei Mondschein aus? Gewiß wollt Ihr doch keine Büffel zu dieser Stunde fangen?"
„Ich gehe, wie Ihr seht, aus dem Lager von einigen Wanderern, welches dort über jener Anhöhe liegt, nach meiner eignen Hütte; und so tret' ich Niemanden zu nahe."
„Ganz wohl. Und Ihr nahmt dieses Mädchen mit, Euch den Weg zu zeigen, da sie ihn so gut, und Ihr ihn so wenig kennt."
„Ich traf sie, wie ich Euch traf, zufällig. Zehn lange Jahre hab' ich diese offnen Felder bewohnt, und nie, bis auf diesen Tag, menschliche Wesen mit weißer Haut zu dieser Stunde getroffen. Wenn meine Gegenwart hier belästigt, thut's mir leid, und ich will meiner Wege gehen. Es ist mehr als wahrscheinlich, wenn Eure junge Freundin ihre Geschichte erzählt hat, werdet Ihr geneigter sein, die meinige zu glauben."
„Freundin!" sagte der Jüngling, nahm eine Mütze von Fellen vom Haupt, und wühlte in der dichten Masse seiner schwarzen, geringelten Locken, „wenn ich je früher ein Auge warf auf das Mädchen als heute, so möge — —"
„Genug, Paul," unterbrach ihn die Jungfrau, und legte ihm die Hand auf den Mund, mit einer Vertraulichkeit, die so ziemlich seine beabsichtigte Betheuerung Lügen strafte. „Unser Geheimniß wird bei diesem ehrlichen alten Mann sicher sein. Ich sehe es an seinen Blicken und freundlichen Worten."
„Unser Geheimniß! Hast du vergessen, Ellen? — —"
„Nein. Ich habe nichts vergessen, was ich behalten sollte. Aber doch sag' ich, wir sind sicher bei diesem ehrlichen Streifschütz."
„Streifschütz? Ist er denn ein Streifschütz? Gebt mir die Hand, Vater; unser Geschäft sollte uns mit einander bekannt machen."
„In dieser Gegend braucht's nicht solcher Stärke," erwiederte der Andere, und betrachtete die athletische, kräftige Gestalt des Jünglings, der sich nachlässig aber nicht ohne Anstand auf seine Flinte lehnte; „die Kunst die Geschöpfe des Herrn in Fallen und Netzen zu fangen, erfordert mehr List als Kraft, und doch bin ich genöthigt, sie in meinem Alter zu treiben. Aber es würde weit besser einem jungen Manne, wie Euch, anstehn, einem Geschäft zu folgen, das sich mehr für Eure Jahre und Euern Muth schickt."
„Ich! Ich fing nie, selbst nicht eine Bisamratze in einer Falle; obgleich ich gestehen muß, daß ich einige von den schwarzhäutigen Teufeln gehörig versehen habe, wo ich besser gethan, wenn ich das Pulver im Horn, und das Blei in der Tasche gelassen. Nein, Alter, nichts, was auf der Erde kriecht, gehört zu meiner Jagd."
„Wie bringt Ihr aber Euer Leben durch, Freund, denn wenig mag in diesen Gegenden gewinnen, wer selbst sein natürliches Recht über die Thiere des Feldes aufgibt."
„Ich gebe nichts auf. Kommt ein Bär mir in den Weg, so ist er bald kein Bär mehr. Die Rehe fangen schon an, mich zu riechen, und was die Büffel anlangt, so habe ich mehr Ochsen getödtet, alter Fremder, als der thätigste Metzger in ganz Kentucky."
„Ihr könnt also schießen," fragte der Streifschütz, und seine kleinen tiefliegenden Augen glänzten von einem Blitz verborgenen Feuers; „ist Eure Hand fest und Euer Blick scharf?"
„Die erste ist wie eine Stahlfalle, und der andere schneller als die Kugel für einen Bock. Ich wünscht' es wär' heißer Mittag jetzt, Vater, und zwei oder drei Juchert von hier gingen von Euern weißen Schwänen oder schwarzgefiederten Enten südlich über unsere Häupter, Ihr oder Ellen könntet Euer Leben auf das schönste von der Heerde, setzen, und meinen Ruf gegen ein Pulverhorn, der Vogel sollte in fünf Minuten den Kopf hängen, und das durch seine einzige Kugel. Ich verachte Schrot. Niemand kann sagen, daß er mich je, auch nur ein Korn führen sah."
„Der Bursch hat Kraft in sich, ich seh's ihm deutlich an," sagte der Streifschütz, und wandte sich mit einem offenen, ermuthigenden Blick zu Ellen. „Ich nehm's auf mich, und behaupte, Ihr thätet nicht unklug, als Ihr ihn so erwartetet. — Sagt mir, Junge, traft Ihr je einen Bock im Lauf zwischen die Enden? Hektor, still, Alter, still. Schon der Name Wild erhitzt dem Burschen das Blut. — Traft Ihr je ein Thier auf diese Art und im gestreckten Lauf?"
„Ihr könntet mich eben so gut fragen, aßt Ihr je? Es gibt keine Art, alter Fremder, auf die ich das Wild nicht erreicht, nur wenn es schlief, nicht."
„Ach, ach, Ihr habt ein langes, glückliches, ja und ein ruhmvolles Leben noch vor Euch. Ich bin alt, kann wohl sagen abgelebt und nutzlos; aber wär' es mir vergönnt, Zeit und Ort zu wählen, nochmals — doch so etwas wird nicht, darf nie dem Willen des Menschen überlassen werden, — aber, würde eine solche Gunst mir verliehen, ich sagte: zwanzig und die Wildniß. Aber sagt mir, wie macht Ihrs mit den Häuten?"
„Mit den Häuten! Ich nehme nie ein Fell von einem Bock, oder einen Kiel von einer Gans, in meinem Leben, Ich mach' sie nieder dann und wann zu einer Mahlzeit, oder um meine Hand nicht der Flinte zu entwöhnen, aber ist der Hunger gestillt, dann bekommen das Uebrige die Steppen-Wölfe. Nein, nein, ich halte mich an meinen Beruf, der mich besser lohnt, als alles Pelzwerk, das ich auf der andern Seite des großen Flusses verkaufen könnte."
Der alte Mann schien ein wenig nachzusinnen, aber kopfschüttelnd fuhr er bald nachdenkend fort:
„Ich kenne nur ein Geschäft, das mit Vortheil hier betrieben werden kann — — —"
Er ward von dem Jüngling unterbrochen, der ihm ein kleines zinnernes Gefäß, das ihm um den Nacken hing, vorhielt; der herrliche Geruch des lieblich riechenden Honigs durchdrang den Streifschützen, als der Jüngling den Deckel öffnete.
„Ein Bienenjäger!" bemerkte jener mit einer Schnelle, die zeigte, daß er die Beschäftigung kannte, obgleich nicht ohne einiges Erstaunen, daß ein Mann von so viel Kraft sich mit so etwas Niedern abgebe. „Es belohnt sich gut an den Grenzen der Ansiedelungen, aber in diesen offnen Gegenden möcht' ich's einen unsichern Handel nennen."
„Ihr meint, es ist kein Baum da, in den sich ein Schwarm niederlassen könnte. Aber ich denke anders, und so bin ich mehrere hundert Meilen weiter westlich gestreift, als gewöhnlich, um Euern Honig zu versuchen. Nun hab' ich Eure Neugier befriedigt, Fremder; Ihr geht jetzt wohl bei Seite, während ich der Jungfrau das übrige von meiner Geschichte erzähle."
„Es ist nicht nöthig, ich weiß gewiß, es ist nicht nöthig, daß er uns verläßt," sagte Ellen mit einer Hast, worin etwas lag, das zeigte, daß sie das Sonderbare, wenn nicht Unschickliche der Forderung fühlte, „Ihr könnt mir nichts zu sagen haben, was nicht die ganze Welt hören darf."
„Nein! So mögen mich doch die Drohnen zu Tode stechen, wenn ich etwas von den Launen eines Weibes begreife. Was mich betrifft, Ellen, ich kümmre mich um nichts, um Niemand, und bin jetzt eben so bereit, dort hinunter zu gehen, wo Euer Oheim, wenn man ihn so nennen darf — denn ich schwöre, es ist kein Verwandter von Euch — wo Euer Oheim seine Gespanne los gebunden hat, als ich ein Jahr später dazu bereit bin. Du brauchst nur ein Wort zu sagen und es ist geschehen, es mag ihm gefallen oder nicht."
„Du bist immer so hastig und rasch, Paul Hover, daß ich selten weiß, wenn ich sicher bei dir bin. Wie kannst du, — du kennst die Gefahr, wenn wir nur zusammen gesehen werden, — wie kannst du nur davon sprechen, vor meinem Onkel und seinen Söhnen zu erscheinen?"
„Hat er Etwas gethan, dessen er sich schämen muß?" fragte der Streifschütz, der keinen Zoll breit