Aus dem Leben einer Wanderhure. Walter Brendel
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Ein eigenes Bad stellte ein Privileg der reicheren Gesellschaft dar. Der Großteil der Bevölkerung konnte sich dies nicht leisten. Um trotzdem in den Genuss eines Bades zu kommen, ließen Bischöfe und Landesherren im 12. Jahrhundert in den Städten zunehmend Badehäuser errichten. Gegen eine geringe Gebühr waren diese jedem zugänglich und lediglich die Ärmsten konnten sich dessen Besuch nicht leisten.
Eine Geschlechtertrennung kannte die hochmittelalterliche Bevölkerung nicht. So ließen sich Männer wie Frauen je nach Stand im selben Raum entweder mit warmem Wasser begießen oder sich einen Bottich herrichten. Auch das Schwitzbad, bei welchem heiße Steine mit Wasser übergossen wurden, war bereits bekannt.
Der hierbei behilfliche Bader war nicht nur für das Baden selbst zuständig. Auch die verschiedensten medizinischen Behandlungen gehörten zu seinem Aufgabengebiet. So behandelte er Geschwüre und Wunden, zog faule Zähne und war zudem für den vielgepriesenen Aderlass zuständig.
Die Badehäuser dienten keineswegs alleine zur Reinigung des Körpers, sondern stellten vielmehr einen Ort des ganzheitlichen Vergnügens dar. Dies einerseits durch die Geselligkeit, des Weiteren aber auch durch das Angebot an Essen, Trinken und Musik. Die Bademägde waren überdies nicht nur beim Bad selbst behilflich, sondern standen den Herren auch anderweitig für Vergnügungen zu diensten. Diese Kombination von Badeanstalt und Hurenhaus brachte den Badehäusern unweigerlich einen zweifelhaften Ruf und das Missfallen der Kirche ein. Die Kirche war es schließlich auch, die im 15. Jahrhundert eine strenge Trennung von Männer- und Frauenbädern bewirkte.
Nur wenig später neigte sich die Badekultur ihrem Ende zu.
Einerseits dürfte die Kirche dafür verantwortlich sein, andererseits breiteten sich Seuchen wie die Pest und Syphilis aus. Erst spät wurde Kranken der Zutritt in die Badeanstalten verwehrt, wodurch diese zwangsläufig einen großen Verbreitungsherd der Seuchen darstellten.
Daraufhin folgte ein beträchtlicher Rückschlag im Hygienebewusstsein der Bevölkerung. Während der Renaissance und Barockzeit wurde Wasser gar als Überträger von Krankheiten angesehen, woraufhin sich die Bevölkerung mit einer dicken Schmutzschicht zu schützen versuchte. Der daraus resultierende Gestank versuchte man hingegen mittels Parfüm zu übertünchen.
Auch auf das äußere Erscheinungsbild legte die mittelalterliche Bevölkerung großen Wert. Beim Bader oder dem Barbier konnten sich Frauen und Männer die Haare schneiden lassen. Wobei die Herren auf einen ordentlich gestutzten Bart achteten. Auch Bleichmittel, Kamillenbäder und Puder fanden bereits ihre Anwendung, um die gewünschte Haarfarbe zu erzielen. In gehobenen Kreisen schminkten sich Damen als auch Herren Wangen und Lippen mit dem roten Farbstoff der Schildlaus. Der Rest der Haut hingegen hatte möglichst blass zu sein um dem Schönheitsideal des Mittelalters gerecht zu werden. Wobei ebenfalls gerne mit Pudern nachgeholfen wurde.
Auch auf der Kleidung wurde einige Beachtung beigemessen. Die günstig herzustellenden Farben braun und grau dürften weitgehend das Bild der einfachen Bürger und Bauern geprägt haben. Schwierig herzustellende Farben, wie Rot oder gar Purpur wiesen entsprechend auf den Wohlstand des Trägers hin. Einige Farben waren aber auch dazu da, bestimmte Berufsgruppen zu kennzeichnen. Eine Prostituierte beispielsweise hatte ein gelbes Kleid zu tragen.
Trotz Aborten und Latrinen war es um die Hygiene in den Häusern des Mittelalters eher schlecht bestellt.
Platznot, Tiere in der Wohnstube und das Fehlen einer Kanalisation sorgten während des Mittelalters für wenig Wohnqualität in den Häusern. Dreck und Unrat führten gar zum Ausbruch von Krankheiten und Seuchen. Obwohl das Volk vielerorts um die Vorteile ausreichender Hygiene wusste, war diese von den meisten nur schwer umzusetzen.
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