Der Krieg der Welten. H. G. Wells

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Der Krieg der Welten - H. G. Wells

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in den drei Königreichen in Aufregung versetzt hatten.

      Ein halbes Dutzend oder mehr Fiys (kleine einspännige Mietdroschken) vom Wokinger Bahnhof standen auf der Straße bei den Sandhügeln, dazu ein Korbwagen von Chobham und eine ziemlich vornehm aussehende Privatkutsche. Zudem sah man Unmengen von Fahrrädern. Eine große Menschenmenge musste außerdem trotz der Hitze jenes Tages von Woking und Chertsey zu Fuß hergewandert sein. Alles in allem eine beträchtliche Ansammlung darunter auch einige Damen in hellen Kleidern.

      Es war glühend heiß, kein Wölkchen am Himmel, kein Lüftchen wehte, nur einige Fichten spendeten den einzigen Schatten. Das brennende Heidekraut war gelöscht worden, aber die Ebene bis Ottershaw war geschwärzt, soweit das Auge reichte, und senkrechte Rauchsäulen stiegen noch immer auf. Ein unternehmender Obsthändler in der Chobham Road hatte seinen Sohn mit einer Wagenladung grüner Apfel und Ingwerbier heraufgeschickt.

      Als ich zum Rand der Grube kam, fand ich sie von einer Gruppe von Männern, etwa einem halben Dutzend, besetzt Henderson, Ogilvy und ein großer blondhaariger Mann (wie ich später hörte, war es Mr. Stent von der Königlichen Astronomischen Gesellschaft) sowie einige Arbeiter, die Spaten und Beile schwangen. Stent gab seine Befehle in einer klaren hohen Stimme. Er stand auf dem Zylinder, der jetzt offensichtlich viel kühler war. Sein Gesicht war dunkelrot und der Schweiß floss ihm in Strömen herab. Er schien über etwas irritiert zu sein.

      Ein großer Teil des Zylinders war nun freigelegt, obwohl das untere Ende noch eingebettet lag. Sobald Ogilvy mich unter dem gaffenden Haufen am Rand der Grube bemerkte, rief er mir zu, hinabzukommen und fragte mich, ob ich zum Gutsherrn Lord Hilton hinübergehen wolle.

      Die wachsende Menschenmenge, sagte er, sei ein ernstes Hindernis, das sich ihren Ausgrabungen entgegenstelle, besonders die Knaben. Es müsse ein leichtes Geländer aufgestellt werden, um die Leute zurückzudrängen. Er erzählte mir, dass im Innern des Körpers gelegentlich noch eine leise Bewegung zu hören sei, es jedoch den Arbeitern nicht gelungen sei, den Schlussteil abzuschrauben, da kein Griff angebracht sei. Der Körper schien ungeheuer dicke Wände zu haben, und es war möglich, dass die schwachen Laute, die wir vernahmen, von einem lärmenden Tumult im Innern herrührten.

      Ich war mit Freuden bereit, seinem Wunsche nachzukommen und dadurch einer der bevorzugten Zuschauer innerhalb der geplanten Umzäunung zu werden. Leider traf ich Lord Hilton nicht zu Hause an, man teilte mir jedoch mit, dass man ihn mit dem Sechsuhrzug aus London erwarte. Da es erst ungefähr Viertel nach fünf war, ging ich noch nach Hause, trank Tee und ging dann zum Bahnhof, um ihn unterwegs aufzuhalten.

      4. Der Zylinder öffnet sich

      Als ich auf die Weide zurückkehrte, ging die Sonne gerade unter. Zerstreute Gruppen Neugieriger eilten aus der Richtung von Woking heran, und einige Leute kehrten zurück. Die Menge um die Grube war angewachsen und hob sich schwarz von dem Zitronengelb des Himmels ab. Es waren ungefähr zweihundert Personen. Einige laute Stimmen waren zu hören und eine Art Kampf schien bei der Grube entbrannt zu haben. Die seltsamsten Vorstellungen kreuzten sich in meinem Kopf. Als ich mich näherte, hörte ich Stents Stimme:

      »Zurück! Zurück!«

      Ein Junge kam auf mich zugelaufen.

      »Es bewegt sich!« rief er mir im Vorübereilen zu, »es dreht sich, und dreht sich auf. Das gefällt mir nicht. Da gehe ich lieber nach Hause!«

      Ich kam näher zur Menge heran. Es mochten tatsächlich zwei- bis dreihundert Leute sein, die sich gegenseitig pufften und stießen. Jeder versuchte sich vorzuschieben und die anderen zurückzudrängen. Die wenigen Damen, die zugegen waren, blieben dabei nicht am wenigsten zurück.

      »Er ist in die Grube gefallen!« rief einer.

      »Zurück!« schrien andere.

      Der Haufen schwankte ein wenig, und ich arbeitete mich mit den Ellbogen durch. Alle schienen in höchster Aufregung zu sein. Aus der Grube heraus hörte man ein eigentümlich summendes Geräusch.

      »Ich bitte Sie!« rief Ogilvy, »helfen Sie mir, diese Narren zurückzudrängen. Wir wissen ja noch nicht, was in diesem verwünschten Ding steckt!«

      Ich sah einen jungen Mann (ich glaube, es war ein Kommis aus Woking) auf dem Zylinder stehen und sich bemühen, wieder aus dem Krater herauszukriechen. Die Menge hatte ihn hineingestoßen.

      Der Schlussteil des Zylinders wurde von innen heraus aufgeschraubt. Schon waren beinahe zwei Fuß der glänzenden Schraube sichtbar. Jemand stieß mich unversehens von rückwärts, und ich entging nur mit genauer Not der Gefahr, auf das Schraubenende zu stürzen. Ich wandte mich um, und in diesem Augenblick muss die Schraube herausgekommen sein. Der Deckel des Zylinders schlug mit Dröhnen auf den Kieselboden auf. Ich stieß meine Ellbogen gegen jemand hinter mir und wandte mich wieder dem Koloss zu. Einen Augenblick lang schien die kreisrunde Öffnung völlig schwarz. Der Glanz der sinkenden Sonne blendete meine Augen.

      Ich glaube, jeder erwartete einen Menschen auftauchen zu sehen wahrscheinlich ein wenig von uns irdischen Menschen unterschieden, aber im Wesentlichen doch einen Menschen. Ich jedenfalls erwartete es. Aber als ich genauer hinblickte, bemerkte ich plötzlich, wie sich im Schatten etwas bewegte, grau, in wellenförmigen Bewegungen, eines über dem andern. Und dann sah ich zwei glühende Scheiben wie Augen. Dann löste sich etwas, das einer kleinen grauen Schlange glich, etwa in der Stärke eines Spazierstockes, aus der sich windenden Masse los und schlängelte sich in der Luft gegen mich und dann ein zweites.

      Mich fröstelte es plötzlich. Hinter mir hörte ich eine Frau laut kreischen. Ich drehte mich halb um, meine Blicke unverwandt auf den Zylinder geheftet, aus dem immer neue Fühler sich herauswanden. Dann begann ich, mir einen Weg vom Rand der Grube zurück zu bahnen. Ich sah, wie sich das Erstaunen in den Gesichtern der Leute in Entsetzen verwandelte. Von allen Seiten hörte ich wilde Schreie und Ausrufe. Ein allgemeines Zurückdrängen begann. Ich sah, wie der Kommis sich noch immer abmühte, aus der Grube herauszukommen. Dann sah ich mich allein und bemerkte, wie die Leute auf der anderen Seite der Grube flüchteten, unter ihnen Mr. Stent. Ich wandte mich wieder dem Zylinder zu, und ein unbändiger Schrecken ergriff mich. Wie versteinert stand ich da und starrte.

      Ein großer, grauer und gedrungener Körper, ungefähr von der Größe eines Bären, erhob sich langsam und schwerfällig aus dem Zylinder. Als er sich aufrichtete und vom Licht beschienen wurde, glitzerte er wie nasses Leder. Mit seinen zwei großen, dunkelgefärbten Augen blickte das Geschöpf mich unverwandt an. Es hatte unter den Augen einen Mund, dessen Rand ständig zitterte und aus dem Speichel troff. Der Rumpf hob und senkte sich unter heftigem Keuchen. Ein schlankes fühlerartiges Anhängsel hielt den Rand des Zylinders umklammert, ein anderes schlängelte sich in der Luft.

      Wer nie einen lebenden Marsbewohner gesehen hat, wird sich kaum die grauenvolle Hässlichkeit seiner Erscheinung vorstellen können. Der seltsame V-förmige Mund mit seiner zugespitzten Oberlippe, die fehlenden Augenbrauen, das fehlende Kinn unter der keilförmigen Unterlippe, das unaufhörliche Zittern des Mundes, die gorgonenartige Gruppe der Fühler, das geräuschvolle Atmen der Lungen in der fremden Atmosphäre, die augenfällige Schwerfälligkeit und Mühseligkeit der Bewegungen (ohne Zweifel eine Folge der größeren Gravitation der Erde), vor allem aber die außergewöhnliche Intensität ihrer ungeheuren Augen das alles zusammen verursachte eine Übelkeit, als ob man seekrank würde. Etwas Schwammiges war in ihrer öligen braunen Haut, und in der plumpen Bedächtigkeit ihrer schwerfälligen Bewegungen lag etwas unbeschreiblich Erschreckendes. Schon bei dieser ersten Begegnung, bei diesem ersten Anblick wurde ich von Ekel und Entsetzen überwältigt.

      Plötzlich verschwand das Monstrum. Es war über den Rand des Zylinders getaumelt und in die Grube

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