Magisches Kompendium - Voodoo - Theorie und Praxis. Frater LYSIR
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Meistens wird jedoch literarisch – oder auch eingedeutscht – von Voodoo gesprochen. Individualität ist das Wichtigste im Voodoo, und auch wenn es hier einen Synkretismus gibt, gibt es in diesem Kontext weder Himmel noch Hölle. Gut, es gibt Orte, an denen sich die Ahnen, die Geister aufhalten, doch dieser energetische Ort, dieses „jenseitige Reich“ ist weder paradiesisch, super, toll und schön, noch höllisch, schrecklich und grausam. Es ist einfach eine jenseitige Ebene, die die verstorbenen Ahnen, die verstorbenen Verwandten, die Geister, die sogenannten Eggun beherbergt. Bei der ganzen Thematik der Ahnen, der verstorbenen Verwandten, der Toten, der Egguns (es existieren auch die Schreibweisen „égún“ oder auch „Egungun“), will ich erwähnen, dass der gesamte Ahnenkult, der sich jedoch primär auf die afrikanische Yorùbá/Yoruba-Religion bezieht, und die Fachvokabeln „Egungún“ trägt, wobei man hier natürlich schon den Begriff der Toten, der Egguns, klar und deutlich sehen kann, sehr traditionell ist. Doch beim Egungún geht es auch darum, dass Menschen mit besonderen Masken die verschiedenen Egguns darstellen können, dürfen, müssen, sodass diese als Personifizierungen zu verstehen sind und einen besonderen Einfluss haben.
Voodoo ist eine sehr lebendige Religion, und auch wenn der Synkretismus existiert, wird die Hölle komplett außen vor gelassen. Der Himmel letztendlich auch, denn die Verstorbenen kommen nach einem Jahr und einem Tag wieder. Weiter wird davon ausgegangen, dass man insgesamt 17 Inkarnationen machen muss, um dann letztlich nicht mehr auf der Erde zu inkarnieren, sondern selbst ein Vodun / Loa / Iwa zu werden. Voodoo geht davon aus, dass die Religion des Voodoos dazu genutzt werden soll, dass man sich das Leben so perfekt wie möglich gestalten soll. Wenn ein Voodoosi/Voodonsi stirbt, dann wird er insgesamt siebzehnmal von der Welt der Lebenden in die Welt der Toten gehen, und aus der Welt der Toten auch wieder in die Welt der Lebenden, wo er dann erneut inkarniert. Wobei auch hier die Voodoosi/Voodonsi nicht von einer klassischen, buddhistischen Inkarnation ausgehen. Es ist einfach so, dass der Mensch seine verschiedenen Erfahrungen machen soll, unabhängig von Geschlecht, sich aber dennoch in seiner Wahlfamilie, in seiner Voodoofamilie, immer wieder „inkarnieren kann.“ Gut, so ein bisschen Karma, so ein bisschen Vorsehung und ein bisschen Zweifel existieren auch im Voodoo. Denn es wird davon ausgegangen, dass Menschen, die über 50 Jahre alt sind, und die die ganze Zeit ein „vorbildliches Leben“ geführt haben, definitiv nicht wiedergeboren werden, und sofort zu den Ahnen gehen, zu einem Egungun „werden“, sodass sie ihren Familien mit entsprechenden Ratschlägen, Energien und auch Taten zur Seite stehen. Das Alter von 50 Jahren erreichen heute sehr viele Menschen, da 50 Jahre heute „kein Alter“ ist. Auch in Afrika nicht. Daher sieht man, dass diese Zahl aus der Vergangenheit tendiert, wo die medizinische Versorgung definitiv nicht gut war. Das Schöne ist aber auch, dass Voodoo besondere Weisheiten besitzt, Weisheiten die jeder auf sein aktuelles Leben anwenden kann.
So gibt es zum Beispiel das schöne Sprichwort: „Wenn ein Ei zerbrochen ist, dann kannst du es nicht wieder zusammenfügen, genauso wenig kannst du deine Worte zurücknehmen, somit denke siebenfach nach, bevor du sprichst.“
Wie wahr! Wie wahr! Ein sehr schöner, ein sehr passender, ein sehr weiser und ein sehr zeitnaher Hinweis. Ach wäre es schön, wenn alle Menschen so handeln würden. Bei vielen Menschen hat man aber das Gefühl, dass primär der Satz gilt: „Wo her soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?“ Und wenn man dies jetzt auf die verschiedenen, monotheistische Religionen anwenden will, dann wird man auch hier sehr viel Kritik finden, denn gerade die Vorstellung einer Hölle ist einfach nur ein Machtinstrument. Im Voodoo ist man selbst verantwortlich für seine Taten, es gibt hier keine Absolution, es gibt hier keine Beichte, und wenn man hier ein Vergehen begeht, muss man dafür geradestehen. Man wird sich von den Göttern verantworten müssen, wobei man diese eben gnädig stimmen kann, indem man die verschiedensten Opferungen ausführt. Nun ja, im christlichen Mittelalter gab es hier den Ablasshandel, frei nach dem Motto „die Seele aus dem Fegefeuer springt, wenn die Münze im Kasten klingt“. Voodoo agiert so ähnlich. Wobei es hier eben nicht um Geld geht, es geht um andere Opferungen. Einverstanden, auch Geld kann hier eine Rolle spielen. Aber auch Blut, zubereitete Speisen und eben Dinge, die für einen wichtig sind, und hier eine echte Opferung, ein echtes Opfer bedeuten. Bei den verschiedenen Inkarnationen der Voodoosi/Voodonsi geht es auch nicht darum, ob man in seinem vorherigen Leben Schuld aufgeladen hat. Da man sich sowieso primär in seiner Wahlfamilie immer wieder inkarniert, sodass eben auch der Großvater im Urenkel wiedergeboren werden kann, ohne irgendwelche „Schulden“, so kann jedes Familienmitglied, ohne Rücksicht auf vergangene Taten, wiedergeboren werden. Wenn ein Voodoosi/Voodonsi stirbt, wird natürlich sein Leben abgewogen, es wird geprüft, der Gläubige wird geprüft, geprüft von den Vodun / Loas / Iwas, die dann eben auch Recht sprechen. Es geht hierbei aber nicht um sinnlose Strafen, nein, es geht hierbei darum, dass man sein Leben reflektiert, und dass einem klargemacht wird, welche Verhaltensweisen man an den Tag gelegt hat, und ob diese kreativ oder destruktiv waren, förderlich für die Gemeinschaft, für die Familie, oder hinderlich für die Gemeinschaft, für die Familie. Da die Vodun / Loas / Iwas jedoch auch sehr menschlich agieren können, kann man es sich auch so vorstellen, dass man hier eine sehr drastische Moralpredigt erhalten wird, und möglicherweise auch ein paar Backpfeifen und einen strammen Hosenboden. Gut, dies natürlich nur in einem sehr blumigen und sehr überzogenen Sinne. Kein Voodoosi/Voodonsi glaubt daran, dass er von den Vodun / Loas / Iwas verprügelt wird. Doch der Glaube existiert, dass man für seine Taten geradestehen muss. Immer! Auf einer anderen Seite existiert aber in einigen Gemeinschaften eben doch der Glaube, dass man auch wirkliche Strafen erhalten kann, wenn man schwere Vergehen in seinem vorherigen Leben ausgeführt hat.
Man kann als Tier wiedergeboren werden, und auch eine Inkarnation in einen behinderten Körper würde hier als Strafe interpretiert werden. Auch schwere Krankheiten, in diesem Kontext eben auch Erbkrankheiten, würden als Strafe der Vodun / Loas / Iwas aufgefasst werden. Doch hierbei muss man sofort darauf achten, dass es im Voodoo nun einmal nicht DIE eine Meinung gibt. Letztlich hat jede Gemeinschaft, jeder Stamm, jede Sippe, jedes Dorf, jede Familie, ja, sogar jedes Haus, seine eigenen religiösen Regeln im Voodoo. Da es keine schriftlichen Manifestationen gibt, keine Doktrinen und keine heiligen Schriften, kann man eben hier sehr viel selbst entscheiden, selbst interpretieren, oder eben auch auf andere Menschen hören, und sich deren Meinung anschließen. Es kann aber auch sein, dass besonders böse Menschen überhaupt nicht mehr inkarnieren, und dazu verdammt sind, Körper los, als böser Geist leben müssen, die dann auch als Diab bezeichnet werden, wobei diese Bezeichnung primär im haitianischen Voodoo verwendet wird. Doch da der Glaube diese bösen Geister, diese Diab, als körperlose Wesen definiert, existiert der Glaube, dass diese immer und überall sein können, und dass man sich auch vor diesem bösen Geistern schützen muss. Im Übrigen, auch die Vodun / Loas / Iwas können immer und überall sein. Man sieht auch hier wieder, dass der Synkretismus, von dem allsehenden Gott, sich gerade im haitianischen Voodoo etabliert hat. Ach so, die Begrifflichkeiten der Vodun/Laos/Iwas muss man erst einmal als feststehende Begriffe in der Voodoo-Religion erkennen, akzeptieren und einfach annehmen. Hierbei ist die Vokabel „Vodun“ aus der Sprache der Fon entnommen und bedeutet in der Übersetzung einfach „Geist/Gott“ aber auch „Geister/Götter“. Da dieses Wort keine Pluralform besitzt, bzw. „unzählig“ ist, sind die verschiedenen Götter, Geister, einfach die Vodun und der einzelne Geist ist eben der Vodun! Und zwar ohne Gendersternchen!!! Wenn es dann um die Vokabel der Loas / Iwas geht, dann stammt das Wort Loa / Iwa aus dem Französischen, wo es sich von dem Begriff „le lois“ ableitet, was man mit „die Gesetze“ übersetzen kann. Ob Loa oder Iwa, dies ist hier eher der Lautsprache geschuldet, sodass man