Magisches Kompendium - Runen und Runenmagie. Frater LYSIR
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Eine Festschriftsicherung einer jeglichen Sprache, bildet die Möglichkeit, traditionsstiftend zu sein, wodurch sich auch eine Tradition erhalten lässt. Traditionen sind im kulturellen Belangen erneut das Alpha und das Omega, das Fehu und das Othala.
Die Runenreihen bzw. die Runenalphabete, die es gibt, beziehen sich neben den verschiedenen Zeiten, natürlich auch auf einen kulturellen Gebrauch. Hierbei muss man die Bandbreite abdecken, die zwischen den Jahren 200 und 1400 existierte. So wurden die verschiedenen Runenreihen, bzw. die jeweiligen Symbole, nach und nach entworfen, sodass man auch hier wieder sagen kann, dass das ältere Futhark der Ursprung war, die Grundidee, das Fundament, auf dem neue Ideen aufgebaut wurden. Wenn man sich die verschiedenen Funde anschaut, dann sind die sogenannten Bryggen-Inschriften sehr interessant, da es sich hierbei um einen Fund handelt, der ca. 670 Runenfundstücke beinhaltet, die meisten auf Kiefernholz, einige aber auch auf Knochen, die für die Nachwelt erhalten sind. Erst im Jahr 1955 wurde dieser Fund gemacht, und zeigte sehr deutlich, dass die Runen auch im Alltag verwendet wurden, da diese 670 Runenfundstücke einen alltäglichen Gebrauch der Runen zeigten, wobei hier auch Alltagsgebete und christliche Aussagen zu finden sind. Die christlichen Bezüge tendieren daher, dass diese Funde offensichtlich aus dem 14. Jahrhundert stammen, sodass hier auf der einen Seite die Christianisierung sehr klar fortgeschritten war, auf der anderen Seite sich das lateinische Alphabet aber offensichtlich nicht so stark durchgesetzt hat, wie die ursprünglichen Runen. Zwar wurden die meisten Runeninschriften als eine Art Kennzeichnung von Eigentum verwendet, sodass hier Inschriften gefunden wurden, die die Besitzverhältnisse von Gegenständen klärten, doch zeigt dies, dass der Alltag und die Runen deutlich harmonisiert haben. Es gibt aber auch längere Mitteilungen, die man als Geschäftsbriefe bzw. auch als Bestellungen verstehen kann, und natürlich die besagten religiösen Inschriften, die sich auf lateinische Sprüche beziehen, jedoch in Form der Runen niedergeschrieben wurden. Doch Runeninschriften wurden in diesem Kontext auch in andere Hölzer eingebracht, wobei leider vieles verloren gegangen ist. Man kann fest davon ausgehen, dass auch das eigene Heim zum Teil mit den Runen geschmückt wurde, so wie es auch im Mittelalter in Bezug auf die lateinischen Buchstaben der Fall war. Dadurch, dass die Runen jedoch nicht so einfach zu lesen sind wie die lateinischen Buchstaben, haben die Runen selbstverständlich die Fantasie von den Menschen immer beflügelt, da sie doch irgendetwas Magisches an sich und in sich haben. Dieses magische Denken wurde natürlich dadurch unterstützt, dass in der Edda berichtet wird, dass Odin die Runen durch ein freiwilliges Opfer und durch die Gnade der oberen Ebenen erhalten hat. Hierdurch erhält sofort die Runenmagie etwas Göttliches, sodass hier ein großes Machtwerkzeug existiert. Doch oft ist Fantasie eben nur Fantasie, denn wenn man eine Inschrift nicht wirklich versteht, sollte man sie nicht sofort als magische Anrufung oder magische Formel interpretieren.
Oft genug sind die Runen einfach nur verwendet worden, um zu beschreiben, wem der Kamm gehört, wem die Umhangschließe gehört oder wem andere Alltagsgegenstände gehören. Dies gilt auch für die sogenannten „Geheimrunen“ die manchmal aus Platzgründen zusammengefasst wurden, da hierdurch Abkürzungen, Umstrukturierungen oder Einschränkungen umgangen wurden bzw. forciert wurden – wenn es darum ging, Platz zu sparen. Zwar sind diese „Geheimrunen“ interessant, doch sind sie nicht so geheim, dass man sie nicht lösen kann. In Bezug auf die Geheimrunen muss man auch immer wieder berücksichtigen, dass das menschliche Ego nicht vergessen werden darf, denn oft genug wurden die Geheimrunen einfach nur deswegen verwendet, um zu zeigen, dass man es kann, und dass man intellektuell nicht so dumm ist wie sein Umfeld. In Bezug auf die Geheimrunen wird es aber im Kapitel „Magische und profane Runeninschriften“ ausführliche Informationen geben.
Doch wenn es um das Ego des Menschen geht, kann man ein ähnliches Phänomen auch im Bereich des Futharks erkennen, gerade dann, wenn es heißt, dass einige Menschen einen Futhark abgeleitet haben, der aus 18 Runen besteht, da sich dieser speziell auf die Edda bezieht. Es ist zwar richtig, dass sich insgesamt 18 Strophen in der Edda direkt auf Runen beziehen, doch ist es eine einfache Erfindung, die mittlerweile klar und deutlich widerlegt ist, dass es einen Futhark aus 18 Runen gibt. Dies ist falsch. Es ist der sogenannte Armanen-Futhark, der von dem Menschen Guido von List (1848 – 1919) erfunden wurde. Es ist nicht ganz klar zu sagen, warum diese Runen wirklich erfunden wurden. Vielleicht lag es wirklich daran, dass die Idee geboren wurde, dass die 18 Runen, die jeweils eine Strophe in der Edda haben, etwas Besonderes sind, sodass es eigentlich nur 18 Runen sein sollen. Man könnte auch die Verschwörungstheorie aufgreifen, dass in der Zahl 18 dreimal die Sechs ist, sodass man hier eine wilde satanische Verschwörung sieht – was im Übrigen vollkommener Quatsch ist. Die Reihe des Armanen-Futharks hat eine sehr lockere Verbindung zu dem jüngeren Futhark, auch wenn es in der Literatur von Guido von List heißt, dass diese 18ner-Reihe uralt ist, und von den sogenannten Ariogermanen schon immer verwendet wurden. In anderen Ausführungen beschrieb Guido von List, dass er diese 18ner Reihe auch in einem Channeling erfuhr, was im Kontext der Magie vollkommen in Ordnung ist, wenn man dies auch entsprechend verkündet und klar und deutlich macht, dass diese Runenreihe eine eigene, persönliche Runenreihe ist, die auf das eigene Arbeiten zugeschnitten ist, sodass hier jeder Mensch seine eigene Runenreihe kreieren kann, vielleicht sogar kreieren muss. Es ist nicht überraschend, dass die Schriften von Guido von List im Bereich des Nationalsozialismus gern angenommen waren, gerade dann, als es machtpolitisch angesagt war, sich mit den Runen zu befassen. So wurde diese egobelastete Idee weiter geschürt, literarisch umgesetzt und im Rahmen der Propaganda auch literarisch gefestigt.
Doch auch wenn die 18 Runen, einer 18ner-Reihe, sich literarisch gefestigt haben, gab es sie historisch nie. Es ist einfach eine erfundene Sache, es ist faktisch einfach falsch – Ariosophie und Armanen-Futhark hin oder her! Da es aber immer wieder in Büchern auftaucht und man es in diesem Kontext aus Gründen der Vollständigkeit und der historischen Korrektheit KLAR und DEUTLICH nennen muss (nämlich, dass es falsch und erfunden ist), will ich hier das Armanen-Futhark abbilden:
Zum Glück ist es aber die einzige Runenreihe, die frei erfunden ist, und die sich hartnäckig in der Literatur hält. Gut, sie wird immer wieder in der Literatur aufgeführt, so wie auch von mir, um ganz einfach den Hinweis zu geben, dass diese Runenreihe historisch nicht existent ist. Anders sieht es da aus mit dem älteren Futhark, mit dem jüngeren Futhark oder mit den angelsächsischen Futhark(en). Klassisch wird meistens mit dem älteren Futhark gearbeitet, welches in dieser Form auf dem Kylverstein zu finden ist, und hierdurch auch als erste Runenreihe akzeptiert wurde, da alle anderen Funde nicht eine vollständige Reihe mit allen 24 Zeichen ergaben. Die Forschung geht heutzutage davon aus, dass dieser Futhark bis zum Jahr 750 in etwa von allen Stämmen und Gemeinschaften, die die Runen verwendet haben, genutzt wurden. Doch mit der Zeit wurde es dann notwendig, dass das Futhark überarbeitet wurde,