Magisches Kompendium - Runen und Runenmagie. Frater LYSIR

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Magisches Kompendium - Runen und Runenmagie - Frater LYSIR MAGISCHES KOMPENDIUM

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Grundform des Namens ersonnen, eine Grundform mit dem Klang Wōdanaz. Tja, und da eben die nordische Silbe „wuot“ in der Übersetzung so viel wie „reizbare Bewegung“, „stürmische Gemütserregung“, oder klassisch „Raserei“ bedeuten kann, wovon sich eben auch das Wort „Wut“ ableitet, zeigt, dass dieses göttliche Prinzip nicht wirklich kuschelig war. Spannend wird es, wenn es sich auf das germanische Wort „wōdaz“ bezieht, welches man auch wieder mit „erregt“ aber auch mit „besessen“ übersetzen kann. Zwar ist hier die Besessenheit auf eine wütende Handlung bezogen, doch wenn man davon ausgeht, dass der Kontakt zu den höheren Ebenen auch via Invokation erfolgen kann, also durch das einladen von rein energetischen Prinzipien, die dann den menschlichen Körper als Vehikel oder als Hülle nehmen, diesen also besetzen, ist das Wort „besessen“ wahrlich spannend. Doch wenn man hier einmal die Wut, den Zorn, die Raserei fortnimmt und schaut, was es noch für mögliche Übersetzungen gibt, stößt man auf die Silbe wōþ / wooth, die man mit „Klang“, „Stimme“, „Ton“ „Gesang“ oder einfach „Dichtung“ übersetzen kann. Zu diesem Gesang gesellt sich dann die altnordische Silbe „óðr“, die man wieder mit „Raserei“ bzw. mit „Erregtheit“ übersetzen kann, wie aber auch mit „Dichtung“ bzw. „Liedkunst“. So wird Odin / Wotan bzw. Wōdanaz zu einem Prinzip, welches auf der einen Seite mit Vorsicht zu genießen ist, da er wie ein Sturm rasen kann, der aber auch eine „Dichtkunst“ besitzt, und das Lied des Himmels singen kann. Wahrlich ein magisches Prinzip, ein magisches Konzept, welches aber dennoch stets auf der Suche nach Wissen, Weisheit und Evolution war, ist und sein wird.

      Wissen und Weisheit sind in diesem Kontext natürlich auch eine kosmische Gnosis, die auf der einen Seite von den eigenen höheren Anteilen verliehen wird, auf der anderen Seite aber auch vom Kosmos initiatorisch dem jeweiligen Suchenden geschenkt wird. Im Falle des Gottes Odin wurde dies in sehr vielen Sagen, Mythen, Geschichten und Legenden verarbeitet, sodass Odin auch verschiedene Begleiter hatte. Im Kontext auf Wissen und Weisheit sind hier die beiden Raben Hugin und Munin bzw. die beiden Prinzipien „Gedanke“ und „Erinnerung“, bzw. „denken hin / für“ und „denken an“, deutlich zu betiteln.

      In eine andere Geschichte heißt es, dass sich der Gott aufmachte, um aus dem Brunnen der Weisheit zu trinken, den sogenannten „Mimirs Brunnen“. Gut, der Brunnen war nicht wirklich ein Brunnen, sondern eher eine Quelle, die sich im mythologischen Sinne am Fuße des Weltenbaums Yggdrasil befand, und vom Riesen Mimir bewacht wurde, da diese Quelle eben Wissen und Weisheit brachte. Am Fuße des Weltenbaumes bedeutet, dass diese Quelle in der Welt Helheim zu finden ist. Bei diesen metaphorischen Geschichten, geht es letztlich um Pfad- oder Seelenreisen, was wiederum bedeutet, dass es hier um außerkörperliche Erfahrungen und spezifische Arbeiten in den anderen Ebenen geht, in der Anderswelt. Odin, der diese verschiedenen Pfadarbeiten unternahm, verwendete diese Reisemöglichkeit, um sich selbst zu evolutionieren. Die Pfadarbeiten dienten in diesem Zusammenhang allen möglichen Unternehmungen, egal, ob es nun eine Suche nach Rat und Tat war, eine Erkundung der Mythologie und Stammesgeschichte oder ob es um die Bereisung der eigenen Seele ging, sodass man zu seinen eigenen Wurzeln reisen konnte, bzw. zu den Wurzeln des Weltenbaumes. Hierfür wurde dann auch die Fachvokabel „Arbeiten mit dem Wurd/Urðr/Wyrd“ verwendet. Der Begriff Wurd/Urðr/Wyrd kann mit „das, was sich wendet“ oder mit „das, was geworden ist“ übersetzt werden. Es ist ein Begriff für das Schicksal und die Möglichkeit, dieses Energiefeld zu bearbeiten. Wenn man so will, besteht hier die Möglichkeit ein „Schmied seines Schicksals“ zu werden. Daher kann eine solche Arbeit auch verwendet werden, um eine energetische Verbindung zu den drei Nornen Urd (Schicksal), Verdandi (das Werdende) und Skuld (Schuld; das, was sein soll) zu erschaffen, um in der energetischen Matrix des Seins – dem Orlog/Ørlœg/Urlag (Orlog/Ørlœg/Urlag; veraltet für Krieg, als Bedeutung eher „Vertragsloser Zustand“) zu agieren. Wenn man so will, ist der Begriff Orlog/Ørlœg/Urlag ein Synonym für die Urquelle, die alles ermöglicht, eine energetische Seins-Matrix, die dem kosmischen Prinzip des Äthers oder der Akasha-Chronik sehr nahe kommt. Unter dieser Prämisse bekommt die Geschichte, dass Odin zum Fuße des Weltenbaumes Yggdrasil reiste, zum Quell des Wissens und der Weisheit, zu Mimirs Brunnen, wieder einen erweiterten und vergrößerten Blickwinkel. In der Geschichte heißt es einfach, dass der Riese Mimir der Hüter dieser Quelle ist, und dass jeder Tropfen, der in diese Quelle eindringt, die Dinge des Seins formt, die Dinge, die waren, die sind und die sein werden. Man könnte auch einfach sagen, dass geplante Ereignisse ganz einfach Wirklichkeit werden, sodass man auch hier wieder die Grundschwingungen der Aussage „Jeder ist seines Schicksals Schmied“ finden kann. Damit Odin nun einen Schluck aus dieser Quelle nehmen darf, muss er wahrlich ein Opfer bringen. Dieses Opfer ist eines seiner beiden Augen. In der Edda wird sich nicht explizit darauf bezogen, ob es jetzt das linke oder das rechte Auge war. Nun, wahrscheinlich war es das Dritte Auge, das Stirnchakra, welches initiatorisch geöffnet wurde. Da jedoch Odin stets mit zwei Augen bzw. mit einem Auge dargestellt wurde, da er ja in menschlicher Form reiste, weichen die Darstellungen voneinander ab.

      Sehr oft wird das linke Auge als das geopferte Auge dargestellt, doch auch das rechte Auge wird manchmal als das Auge tituliert, welches Odin opferte. Man kann über die jeweils gewählte Seite herrlich philosophieren, sodass die rechte Seite letztlich von der linken Gehirnhälfte gesteuert wird und die linke Seite von der rechten Gehirnhälfte. Die rechte Seite steht für das Männliche, für die Expansion, für die Sonne und für das Licht, also auch für das Gute, die linke Seite steht für das Weibliche, für die Kontraktion, für den Mond und für den Schatten bzw. für die Finsternis, also für das Dunkle oder das Böse. „Dunkel“ oder „böse“ bedeutet in diesem Kontext aber auch das „Verborgene“, was wiederum einen Kreisschluss zum Wissen und zur Weisheit generiert. Und wenn man vom Weltenbaum Yggdrasil, einfach zum Etz Chajim der Kabbalah wechselt, zum hebräischen Lebensbaum, bestehend aus der Seite der Ordnung, dem Sephiroth und der Seite des Chaos, dem Qlippoth, dann findet man auch hier wieder entsprechende Pole, wobei sich das Wissen und die Weisheit auf den Sephiroth beziehen und durch die Sephiroth (Singular = Sephirah; Plural = Sephiroth) Binah und Chokmah versinnbildlicht werden.

      Wissen und Weisheit sind somit die treibenden Energien des Seins, und da es hier um eine energetische Initiation der höheren Ebenen ging, musste Odin ein Opfer bringen. Odin opferte ein Auge, und der Riese Mimir gewährte ihm einen Schluck aus der Quelle. Dass Odin aus dem Gjallarhorn trinken durfte, welches der Riese Mimir führt, um überhaupt aus der Quelle trinken zu können, war seine Belohnung. Gleichzeitig ist aber das Gjallarhorn dem Gott Heimdall zugeordnet, dem Wächter, welches in allen Welten zu hören ist, wenn das Horn geblasen wird. So nahm Odin also einen großen Schluck aus der Quelle und gab sein Auge, welches im mythologischen Kontext nun mit der Quelle verbunden war (bzw. in der Quelle schwamm), wodurch der Gott Odin alles Vergangene, alles Gegenwärtige und auch alles Zukünftige sehen konnte, was wiederum bedeutet, dass Odin alles erkennen konnte, was irgendwie mit der Quelle verbunden war. In diesem Fall kann man die Quelle auch einfach mit der Floskel „ALLES-WAS-IST“ gleichsetzen, was in diesem Kontext bedeutet, dass Odin hierdurch allwissend und allsehend wurde. Kabbalistisch könnte man auch wieder sagen, dass Odin das Wissen (Binah) und die Weisheit (Chokmah) in seinem eigenen Inneren verbunden hat, wodurch er in die All-Wissenheit (Daath, Abgrund, Abyss) schritt. Durch diesen Evolutionssprung wurden weitere Ebenen und Welten eröffnet, was in den Legenden und Sagen dadurch symbolisiert wird, dass nun Odin den Weltenbaum bereiste, sich selbst in die Äste hing, sich mit seinem Speer durchbohrte (in diesem Fall kann der Speer auch einfach als Lichtstrahl verstanden werden, als Sonnenstrahl), um dann neun Tage (also die Anzahl der Welten im Weltenbaum, die Welten ASGARD, ALFHEIM / LJOSSALFHEIM, VANAHEIM, NIFELHEIM, JÖTUNHEIM, MUSPELLSHEIM, Svartalfheim und HELHEIM) lang, seine Initiation zu erleben. Nach dem neunten Tag stieg bzw. fiel er herab und fand die Runen.

      Wenn man jetzt wieder zurückkehren will, zu der Tatsache, dass das geschriebene Wort wahre Macht beinhaltet, und sich dann noch einmal die Geschichte von Odin ins Gedächtnis ruft, kommt man nicht drum herum, zu verstehen, wie wertvoll die Runen sind. Das Wertvolle der Runen bezieht sich jedoch auch auf den Umstand, dass die Runen als eine Schrift verstanden werden können, da letztlich die Schrift selbst in allen Kulturen der Menschheit, eine klare Machtposition einnimmt und bestreitet. Alphabete, geschriebene

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