Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch. Ludwig Bechstein

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Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch - Ludwig Bechstein

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alle zugleich vor den König zu treten, und

       um Urlaub und Entlassung zu bitten, und das taten sie

       auch.

       Als der gute König sahe, daß alle seine treuen Diener

       um eines einzigen Mannes willen ihn verlassen

       wollten, ward er traurig, wie nie zuvor, und wünschte,

       daß er den Helden doch nie möge gesehen haben;

       scheute sich aber doch, ihn hinwegzuschicken, weil er

       fürchten mußte, daß er samt all seinem Volk von ihm

       möchte erschlagen, und hernach sein Königreich von

       dem stracklichen Krieger möchte besessen werden.

       Da nun der König in dieser schweren Sache Rat suchte,

       was doch zu tun sein möge, um alles gütlich abzutun

       und zum Besten zu lenken, so ersann er letztlich

       eine List, mit welcher er vermeinte, des Kriegsmannes

       (den niemand für einen Schneider schätzte) ledig zu

       werden und abzukommen. Er sandte sogleich nach

       dem Helden und sprach zu ihm, wie er (der König)

       wohl vernommen, daß ein gewaltigerer und stärkerer

       Kampfheld auf Erden nimmer zu finden sei, denn er

       (der Schneider). Nun hauseten im nahen Walde zwei

       Riesen, die täten ihm aus der Maßen großen Schaden

       mit Rauben, Morden, Sengen und Brennen im Lande

       umher, und man könne ihnen weder mit Waffen noch

       sonst wie beikommen, denn sie erschlügen alles, und

       so er sich's nun unterfangen wolle, die Riesen umzubringen,

       und brächte sie wirklich um, so solle er des

       Königs Tochter zur ehelichen Gemahlin, und das

       halbe Königreich zur Aussteuer erhalten, auch wolle

       der König ihm hundert Reiter zur Hülfe gegen die

       Riesen mitgeben.

       Auf diese Rede des Königs ward dem Schneiderlein

       ganz wohl zu Mute und deuchte ihm schön, daß

       es sollte eines Königs Tochtermann werden und ein

       halbes Königreich zur Aussteuer empfangen; sprach

       daher kecklich: er wolle gern dem König, seinem allergnädigsten

       Herrn, zu Diensten stehen, und die Riesen

       umbringen, und sie wohl ohne Hülfe der hundert

       Reiter zu töten wissen. Darauf verfügte er sich in den

       Wald, hieß die hundert Reiter, die ihm auf des Königs

       Befehl dennoch folgen mußten, vor dem Walde warten,

       trat in das Dickicht, und lugte umher, ob er die

       Riesen irgendwo sehen möchte. Und endlich nach langem

       Suchen fand er sie beide unter einem Baume

       schlafend, und also schnarchend, daß die Äste an den

       Bäumen, wie vom Sturmwind gebogen, hin- und herrauschten.

       Der Schneider besann sich nicht lange, las schnell

       seinen Busen voll Steine, stieg auf den Baum, darunter

       die Riesen lagen, und begann den einen mit einem

       derben Steine auf die Brust zu werfen, davon der

       Riese alsbald erwachte, über seinen Mitgesellen zornig

       ward und fragte, warum er ihn schlüge? Der andere

       Riese entschuldigte sich bestens, so gut er's vermochte,

       daß er mit Wissen nicht geschlagen, es müsse

       denn im Schlafe geschehen sein; da sie nun wieder

       entschliefen, faßte der Schneider wieder einen Stein,

       und warf den andern Riesen, der nun auffahrend über

       seinen Kameraden sich erzürnte und fragte, warum er

       ihn werfe? der aber nun auch nichts davon wissen

       wollte. Als beiden Riesen nun die Augen nach einigem

       Zanken vom Schlafe wieder zugegangen waren,

       warf der Schneider abermals gar heftig auf den andern,

       daß er es nun nicht länger ertragen mochte, und

       auf seinen Gesellen, von dem er sich geschlagen vermeinte,

       heftig losschlug; das wollte denn der andere

       Riese auch nicht leiden, sprangen beide auf, rissen

       Bäume aus der Erde, ließen aber doch zu allem Glück

       den Baum stehen, darauf der Schneider saß, und

       schlugen mit den Bäumen so heftig aufeinander los,

       bis sie einander gegenseitig totschlugen.

       Als der Schneider von seinem Baume sahe, daß die

       beiden Riesen einander tot geschlagen hatten, ward

       ihm besser zu Mute, als ihm jemals gewesen, stieg

       fröhlich vom Baume, hieb mit seinem Schwerte jegli-

       chem Riesen eine Wunde oder etliche, und ging aus

       dem Walde hervor zu den Reitern. Die fragten ihn, ob

       er die Riesen entdeckt oder ob er sie nirgends gesehen

       habe? »Ja«, sagte der Schneider, »entdeckt und gesehen

       und alle zwei tot geschlagen – habe ich, und sie

       liegen lassen unter einem Baume.« Das war den Reitern

       verwunderlich zu hören, konnten und wollten's

       nicht glauben, daß der eine Mann so unverletzt von

       den Riesen sollte gekommen sein, und sie noch dazu

       tot geschlagen haben, ritten nun selbst in den Wald,

       dies Wunder zu beschauen

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