Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch. Ludwig Bechstein

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Deutsches Märchenbuch + Neues Deutsches Märchenbuch - Ludwig Bechstein

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da, in der es wohl Frösche, aber keine Fische zu fangen

       gab; da wurde er noch zorniger wie zuvor, warf

       seine Netze hin, und verfolgte weiter die Spur der

       Kinder, die ihm nicht entging, denn er trug eine Zaubergerte

       in der Hand, welche ihm den richtigen Weg

       zeigte.

       Und als es Abend war, hatte er die wandernden

       Kinder beinahe wieder eingeholt; sie hörten ihn schon

       schnauben und brüllen, und die Schwester rief wieder:

       »Bruder, lieber Bruder! Jetzt sind wir verloren, der

       böse Feind ist dicht hinter uns!«

       Da sprach der Knabe wiederum einen Zauberspruch,

       den er aus dem Buche gelernt, und da ward

       aus ihm eine Kapelle am Weg, und aus dem Mägdlein

       ein schönes Altarbild in der Kapelle.

       Wie nun der Zauberer an die Kapelle kam, merkte

       er wohl, daß er abermals geäfft war, und lief fürchterlich

       brüllend um dieselbe herum; er durfte sie aber

       nicht betreten, weil das immer im Pakt der Zauberer

       mit dem Bösen stand, daß sie niemals eine Kirche

       oder eine Kapelle betreten durften.

       »Darf ich dich auch nicht betreten, so will ich dich

       doch mit Feuer anstoßen, und auch zu Asche brennen!

       « schrie der Zauberer und rannte fort, sich aus

       seiner Höhle Feuer zu holen.

       Während er nun fast die ganze Nacht hindurch

       rannte, wurden aus der Kapelle und dem schönen Altarbild

       wieder Bruder und Schwester; sie bargen sich

       und schliefen, und am dritten Morgen wanderten sie

       weiter und wanderten den ganzen Tag, während der

       Zauberer, der einen weiten Weg hatte, ihnen aufs neue

       nachsetzte. Als er mit seinem Feuer dahin kam, wo

       die Kapelle gestanden, stieß er mit der Nase an einen

       großen Steinfelsen, der sich nicht mit Feuer anstoßen

       und zu Asche verbrennen ließ, und dann rannte er mit

       wütenden Sprüngen auf der Spur der Kinder weiter

       fort.

       Gegen Abend war er ihnen nun ganz nahe, und zum

       drittenmal zagte die Schwester und gab sich verloren;

       aber der Knabe sprach wieder einen Zauberspruch,

       den er aus dem Buche gelernt, da ward er eine harte

       Tenne, darauf die Leute dreschen, und sein Schwesterlein

       war in ein Körnlein verwandelt, das wie verloren

       auf der Tenne lag.

       Als der böse Zauberer herankam, sah er wohl, daß

       er zum drittenmal geäfft war, besann sich aber diesmal

       nicht lange, lief auch nicht erst wieder nach

       Hause, sondern sprach auch einen Spruch, den er aus

       dem Zauberbuche gelernt hatte; da ward er in einen

       schwarzen Hahn verwandelt, der schnell auf das Gerstenkorn

       zulief, um es aufzupicken; aber der Knabe

       sprach noch einmal einen Zauberspruch, den er aus

       dem Buche gelernt, da wurde er schnell ein Fuchs,

       packte den schwarzen Hahn, ehe er noch das Gerstenkorn

       aufgepickt hatte, und biß ihm den Kopf ab, da

       hatte der Zauberer, wie dies Märlein, gleich ein Ende.

      Kapitel 2

      Die Goldmaria und die Pechmaria

       Es war einmal eine Witwe, die hatte zwei Töchter,

       eine rechte Tochter und eine Stieftochter; beide hießen

       Maria. Die rechte Tochter war nicht gut und fromm,

       dagegen war die Stieftochter ein bescheidenes, sittiges

       Mädchen, das aber gar viele Kränkungen und Zurücksetzungen

       von Mutter und Schwester erdulden mußte.

       Doch sie war stets freundlich, tat die Küchenarbeiten

       unverdrossen, und weinte nur manchmal heimlich in

       ihrem Schlafkämmerlein, wenn sie von Mutter und

       Schwester so viel Unbilliges zu leiden hatte. Aber

       bald war sie dann allemal wieder heiter und frischen

       Mutes, und sprach zu sich selbst: »Sei ruhig, der liebe

       Gott wird dir schon helfen.« Dann tat sie fleißig ihre

       Arbeit, und machte alles nett und sauber. Ihrer Mutter

       arbeitete sie immer nicht genug; eines Tages sagte

       diese sogar: »Maria, ich kann dich nicht länger zu

       Hause behalten, du arbeitest wenig und issest viel,

       und deine Mutter hat dir kein Vermögen hinterlassen,

       auch dein Vater nicht, es ist alles mein, und ich kann

       und mag dich nicht länger ernähren, daher du ausgehen

       mußt, dir einen Dienst bei einer Herrschaft zu suchen.

       « Und sie buk von Asche und Milch einen Kuchen,

       füllte ein Krüglein mit Wasser, gab beides der

       armen Maria und schickte sie aus dem Hause.

       Maria war sehr betrübt ob dieser Härte; doch

       schritt sie mutig durch die Felder und Wiesen, und

       dachte: es wird dich schon jemand als Magd aufnehmen,

      

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