Weihnachtsmärchen auf 359 Seiten. Charles Dickens

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Weihnachtsmärchen auf 359 Seiten - Charles Dickens

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einen Torweg und wedelte dann mit dem Schwanz, als wol te er

       sagen: »Gar kein Auge, blinder Herr, ist besser als ein böses

       Auge.«

       Doch was kümmerte all das den alten Scrooge? Gerade das

       gefiel ihm. Allein seinen Weg durch die engen Pfade des Lebens

       zu wandern, jedem menschlichen Gefühl zu sagen: »Bleibe mir

       fern«; das war es, was Scrooge gefiel.

       Einmal, es war von allen guten Tagen im Jahr der beste, der

       Christabend, saß der alte Scrooge in seinem Kontor. Draußen

       war es schneidend kalt und neblig, und er konnte hören, wie die

       Leute im Hof, um sich zu erwärmen, prustend auf und nieder

       gingen, die Hände aneinander schlugen und mit den Füßen

       stampften. Es hatte eben erst drei Uhr geschlagen, doch war es

       schon stockfinster. Den ganzen Tag über war es nicht hel

       geworden, und die Kerzen in den Fenstern der benachbarten

       Kontore flackerten wie rote Flecken auf der dicken braunen

       Luft. Der Nebel drang durch jede Spalte und durch jedes

       Schlüssel och und war draußen so dick, daß die

       gegenüberliegenden Häuser des sehr kleinen Hofes wie ihre

       eigenen Geister aussahen. Wenn man die trübe, dicke, alles

       eigenen Geister aussahen. Wenn man die trübe, dicke, alles

       verfinsternde Wolke heruntersinken sah, hätte man meinen

       können, die Natur wohne dicht nebenan und braue en gros.

       Die Tür von Scrooges Kontor stand offen, damit er seinen

       Kommis beaufsichtigen konnte, der in einem erbärmlich feuchten,

       kleinen Raum, einer Art Burgverlies, Briefe kopierte. Scrooge

       hatte nur ein sehr kleines Feuer, aber des Dieners Feuer war um

       so viel kleiner, daß es nur wie eine einzige Kohle aussah. Er

       konnte aber nicht nachlegen, denn Scrooge hatte den

       Kohlenkasten in seinem Zimmer, und jedesmal, wenn der

       Kommis mit der Kohlenschaufel in der Hand hereinkam, meinte

       sein Herr, es sei wohl nötig, daß sie s ich trennten.

       Worauf der Kommis seinen weißen Schal umband und

       versuchte, sich an dem 7

       Licht zu wärmen, was aber immer fehlschlug, da er ein Mann von

       nicht sehr starker Einbildungskraft war.

       »Fröhliche Weihnachten, Onkel, Gott erhalte Sie!« rief da eine

       heitere Stimme. Es war die Stimme von Scrooges Neffen, der so

       schnel hereingekommen war, daß dieser Gruß das erste war,

       was man von ihm bemerkte.

       »Pah«, sagte Scrooge, »dummes Zeug!«

       Der Neffe war vom schnel en Laufen so warm geworden, daß er

       über und über glühte; sein Gesicht war rot und hübsch, seine

       über und über glühte; sein Gesicht war rot und hübsch, seine

       Augen glänzten und sein Atem rauchte.

       »Weihnachten dummes Zeug, Onkel?« sagte Scrooges Neffe.

       »Das kann nicht Ihr Ernst sein.«

       »Es ist mein Ernst«, sagte Scrooge. »Fröhliche Weihnachten?

       Was für ein Recht hast du, fröhlich zu sein? Was für einen

       Grund, fröhlich zu sein? Du bist arm genug.«

       »Nun«, antwortete der Neffe heiter, »was für ein Recht haben

       Sie, grämlich zu sein? Was für einen Grund, mürrisch zu sein? Sie

       sind reich genug.«

       Scrooge, der im Augenblick keine bessere Antwort darauf bereit

       hatte, sagte noch einmal »Pah!« und brummte hinterher

       »Dummes Zeug!«

       »Seien Sie nicht böse, Onkel«, sprach der Neffe.

       »Was sol ich anderes sein«, antwortete der Onkel, »wenn ich in

       einer Welt voll solcher Narren lebe? Fröhliche Weihnachten!

       Der Henker hole die fröhlichen Weihnachten! Was ist

       Weihnachten für dich anderes, als eine Zeit, in der du

       Rechnungen bezahlen sol st, ohne Geld zu haben, eine Zeit, in

       der du dich um ein Jahr älter und nicht um eine Stunde reicher

       findest, eine Zeit, in der du deine Bücher abschließest und in

       jedem Posten durch ein volles Dutzend von Monaten ein Defizit

       siehst? Wenn es nach mir ginge«, setzte Scrooge heftig hinzu, »so

       müßte jeder Narr, der mit seinem ›Fröhliche Weihnachten‹

       herumläuft, mit seinem eigenen Pudding gekocht und mit einem

       Stechpalmenzweig im Herzen begraben werden.«

       »Onkel!« bat der Neffe.

       »Neffe«, antwortete der Onkel erbost, »feiere du Weihnachten

       nach deiner Art und laß es mich nach meiner feiern.«

       »Feiern!« wiederholte Scrooges Neffe. »Aber Sie feiern es ja

       nicht.«

       »Laß mich ungeschoren«, brummte Scrooge. »Mag es dir

       Nutzen bringen. Es hat dir ja immer schon Nutzen gebracht.«

       »Es gibt viele Dinge, die mir hätten nützen können und die ich

       nicht genutzt habe, das weiß ich«, antwortete der Neffe, »und

       Weihnachten ist eins davon.

       Aber ich weiß gewiß, daß ich Weihnachten, abgesehen von der

       Verehrung, die wir seinem heiligen Namen und Ursprung

      

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