TSUMO - weinen ohne Tränen. Dantse Dantse

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noch ca. 20 Minuten warten. Aber ich war erstaunt, dass manche Menschen, anstatt sich zu setzen, schon die ganze Zeit vor der Absperrung standen und warteten, damit sie als erste in das Flugzeug durften. Ich verstand das nicht, weil jeder doch einen festen Platz hatte, egal ob man als Erster oder als Letzter das Flugzeug bestieg. Niemand musste Angst haben, dass sein Platz weggenommen würde. Es war doch nicht so, dass man sich einen Platz aussuchen konnte. Aber dieses Verhalten kannte ich auch schon von früheren Flügen.

      Das Einsteigen in den Airbus nach Douala geschah dann schließlich ohne Probleme, und ich war eine der Letzten, die durch die Ticketkontrolle ging. Die Air France Mitarbeiter dort waren sehr nett, und alles geschah ruhig und freundlich, aber im Flugzeug selbst hörte ich dann, wie Menschen heftig diskutierten. Es gab eine große Spannung im Flugzeug, und viele Menschen standen immer noch herum. Man konnte nicht weitergehen, da sich die Passagiere davor nicht mehr bewegten. Es war wie eine Meuterei. Zuerst verstand ich nicht, worum es ging.

      Es wurde immer lauter und ich hörte jemanden rufen: „Non, non, ce n´est pas un voleur.“ (Nein, nein, er ist kein Dieb). Ein anderer sagte: „Detachez les menottes, sinon cet avion ne vas pas decoller.“ (Lösen Sie die Handschellen, sonst wird das Flugzeug nicht abheben). Langsam verstand ich, worum es ging: ein Afrikaner in Handschellen, der wie ein Terrorist behandelt wurde, saß zwischen zwei weißen Menschen. Sie mussten durch einen anderen Eingang ins Flugzeug gekommen sein, denn wir hatten sie vorher in der Wartehalle nicht gesehen. Der festgenommene Mann war angeblich eine erwischte „illegal“ eingereiste Person ohne Bleibepapiere, die wieder zurück in ihre Heimat geschickt werden musste. Die zwei Weißen waren Polizisten. Diese unmenschliche Behandlung war der Grund des Aufstands der Afrikaner im Flugzeug, die gegen die Weißen und ihre Ungerechtigkeit protestierten.

      In dieser kurzen Zeit bekam ich einen Eindruck der ganzen grausamen Geschichte der Weißen in Kamerun. Ich als Weiße schämte mich zu sehen, dass andere Menschen meiner Hautfarbe so gefühllos handelten.

      Der Kapitän versuchte die Menge zu beruhigen, aber ohne Erfolg. Die Situation wurde immer prekärer. Die Masse protestierte nicht mehr nur gegen das unmenschliche Verhalten der französischen Polizisten, sondern sie forderten nun, dass die zwei Polizisten und die abzuschiebende Person nicht mitfliegen dürften. Es wurde immer hitziger, so dass das Bordpersonal nach Verstärkung rief.

      Viele andere Polizisten kamen, aber auch sie konnten nichts tun. Alle Menschen im Flugzeug standen und klatschen in die Hände. Es war wie im Stadion.

      Der Kapitän erkannte, wie gefährlicher die Situation wurde und entschied dann, dass die Polizisten mit ihrem „Illegalen“ nicht mitfliegen durften und das Flugzeug sofort verlassen mussten.

      Unter stürmischem Applaus und lauten Buhrufen verließen die Polizisten schamvoll das Flugzeug, und vielleicht war dies die Chance des Kameruners, doch noch in Frankreich zu bleiben.

      Nun konnten wir uns endlich hinsetzen, aber ich fing erst langsam an zu entspannen als das Flugzeug schon fast eine Stunde in der Luft war. Hoffentlich ging es in Douala nicht so turbulent weiter, wünschte ich mir. Aber nach diesen beiden Erlebnissen an nur einem Tag spürte ich, dass ich mein gemütliches, ruhiges und emotionsloses Leben in Deutschland verlassen hatte. Ja, ich war nun endgültig angekommen in einem Kontinent voller Unbekanntem, noch bevor ich den Boden Afrikas überhaupt berührt hatte.

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