Der Mörder Ihrer Majestät. Martin Cordemann

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Der Mörder Ihrer Majestät - Martin Cordemann

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      Ich?

      Wer war ich?

      Wer bin ich?

      Warum wusste ich das nicht?

      Tief durchatmen, langsam atmen, ruhig bleiben.

      Ich näherte mich wieder der Schwelle, die zu einer Attacke geführt hatte. Die Schwelle der Erkenntnis konnte man sagen. Oder der Unerkenntnis? Der Erkenntnislosigkeit? Der Ausweglosigkeit. Es kam alles aufs Selbe hinaus.

      Durchatmen.

      Wo war das Problem? Ich wusste nicht, wer ich war, na und? Das war schon anderen Leuten passiert…

      Das war die Stelle, Erkenntnis, durchatmen!

       Woher wusste ich das?

      Das war die Frage, das Problem, der Auslöser der Attacke. Wenn ich nicht wusste, wer ich war, woher wusste ich dann diese anderen Dinge? Woher wusste ich, dass ich einen Körper hatte? Und dass er nicht funktionierte? Dass ich ihn nicht fühlen konnte? Was „fühlen“ war? Dass es einen Arm, ein Bein, ein Ohr, eine Lunge gab und dass diese Dinge so hießen? Woher kannte ich so etwas wie den Begriff „Science Fiction“? All das ergab keinen Sinn!

      Durchatmen, aufs Atmen konzentrieren.

      Atmen!!!

      Atmen!

      Atmen.

      Mein Körper war da. Ja. Aber mein Geist… was war mit meinem Geist? Warum wusste ich nicht, wer ich war? Wie konnte ich etwas so wesentliches vergessen?

      Oder… hatte ich es nie gewusst?

      Neue Bilder, neue Ideen stürzten auf mich ein. Was, wenn ich kein Mensch war? Sondern ein Roboter? Was, wenn man mich gerade geschaffen hatte? Programmiert mit einem umfangreichen Gedächtnis – aber ohne einen Namen! Das würde alles erklären.

      Fast alles.

      Warum sagte ich mir dann ständig, dass das der Stoff war, aus dem man Science Fiction Geschichten machte, Geschichten, die ich in meiner Kindheit gelesen hatte. Warum hatte ich eine Kindheit gehabt, wenn man mich gerade erst erschaffen hatte?

      Ich seufzte. Je mehr ich mich mit diesen phantastischen Geschichten befasste, umso ruhiger wurde ich. Das war alles so unrealistisch, so weit her geholt, dass mich der bloße Gedanke daran beruhigte. Das gab es nicht. Das hatte man sich nur ausgedacht. Das war keine Wirklichkeit. Würde es vielleicht niemals werden. Es waren Geschichten. Es waren… Zukunftsgeschichten.

      Wieder ein Ansatzpunkt für eine Attacke. Ich atmete durch.

      Die Zukunft. Offenbar hatte ich in meiner Kindheit, an die ich mich selbst nicht erinnern konnte, viel zu viele von diesen Geschichten gelesen und nun lief meine Phantasie Amok und präsentierte mir ein unwahrscheinliches Szenario nach dem anderen. Also die Zukunft, liebe Phantasie, was hast du mir zu der Zukunft zu erzählen und warum ist das ein Wort, das sich gerade darauf hinentwickelt, ein neuer Auslöser zu werden?

       Weil die Zukunft Dinge möglich macht!

      Was sollte das bedeuten, die Zukunft macht Dinge möglich? Dinge, die in meiner Kindheit… Science Fiction waren. Und unmöglich. Aber was, danke, Phantasie für deine aufdringliche Einmischung, wenn ich mich nicht mehr in meiner Zeit befand sondern in der Zukunft? Wenn ich einen Unfall gehabt und man mich auf irgendeine Weise haltbar gemacht und erst in der Zukunft wieder „aufgetaut“ hatte? Dann konnte all das Wirklichkeit geworden sein, dass man… meinen Geist in einen Roboterkörper ohne Vergangenheit gesteckt hatte.

      Ein lautes Lachen hallte durch mein Zimmer, mein Lachen!

      Das war nicht nur zu lächerlich, es hatte mich auch aus meiner Lähmung befreit. Und von meinen Angstzuständen. Ich lachte, bis ich vor Lachen keine Luft mehr bekam – ein gutes Zeichen. Fand ich jedenfalls. Der Mann in Weiß schien anderer Ansicht zu sein.

      „Soll ich Ihnen ein Beruhigungsmittel geben?“ fragte er unsicher. Es schien nicht so oft vorzukommen, dass hier jemand laut auflachte, besonders niemand, der unter Panikattacken litt. Das schien ein sehr widersprüchliches Bild von mir aufzubauen.

      Ich versuchte, den Kopf zu schütteln, aber es gelang mir nicht. Auch sprechen war nicht möglich. Ich machte Geräusche, in der Hoffnung, dass sie beruhigend auf ihn wirkten. Ich beruhigte ihn?! Das war mehr als seltsam. Aber er schien zu verstehen und nickte mir zu.

      „Ich sage dem Oberarzt bescheid, der wird sich freuen. Sie sind auf dem besten Weg.“ Dann war er wieder verschwunden.

      Und ich war allein.

      Mit meinen Gedanken.

      Aber ohne meinen Namen.

      Oder meine Vergangenheit.

      Ohne zu wissen, wer ich war.

      Aber immerhin hatte ich etwas herausgefunden. Etwas starkes, bedeutendes: Ein Mittel gegen meine Angstzustände. Wann immer sich meine Kehle zuschnürte musste ich mir nur die abstrusesten Ideen ins Gedächtnis rufen und dann würde das Lachen mich retten. Jedenfalls hoffte ich das!

      Mein Traum wurde unterbrochen. Oder war es ein Traum, der die Wirklichkeit unterbrach? Ich wusste es nicht. Vor mir standen drei Männer, ihre Gesichter hingen in der Luft, sahen auf mich hinunter.

      „Ist er das?“

      „Das ist er.“

      „Ganz sicher?“

      „Wir haben einen Abgleich gemacht.“

      „Es gibt keinen Zweifel.“

      „Er ist es.“

      „Dann haben wir ihn wieder.“

      „Ja.“

      „Bereiten Sie ihn vor.“

      „Sollen wir wirklich?“

      „Aber natürlich.“

      „Ist das nicht…“

      „Es ist das Mindeste, was wir für ihn tun können.“

      „Hat er all das wirklich getan?“

      „Das hat er.“

      „Dann… sollten wir fortfahren.“

      „Machen Sie sich immer klar, dass er diese Behandlung verdient hat.“

      „Jawohl.“

      Die Gesichter verschwanden im Dunst und die Angst schlich sich an mich heran. Was wollte man mit mir tun? Was hatte ich getan? War ich vielleicht ein Mörder? Ein Attentäter? Ein Feind des Staates? Hatte ich grausame Dinge getan und nun hatte man mich gefasst? Wartete ich hier auf meine Hinrichtung? Versorgte man mich vorher medizinisch, damit ich die Hinrichtung auch so richtig wahrnehmen konnte? Was hatte man mit mir vor? Was hatte ich getan? Das Lachen war verschwunden, die Angst war wieder da… das Beruhigungsmittel

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