HIPPIE TRAIL - BAND 2. Wolfgang Bendick

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу HIPPIE TRAIL - BAND 2 - Wolfgang Bendick страница 12

Автор:
Серия:
Издательство:
HIPPIE TRAIL - BAND 2 - Wolfgang Bendick

Скачать книгу

in ein Kino. Anscheinend gibt es hier auch Vorführungen für die hungrigen Geister. Es sind fast alle Plätze besetzt. Die hungrigen Geister werden sich auf den wenigen unbesetzten zusammen-drängen müssen. Die chinesischen Filme sind so übertrieben, dass sie gar nicht wie Kitsch erscheinen, sondern wie eine Kunst für sich. Meist sind das Filme mit viel Kampf wo Köpfe fliegen. Zum Glück überleben auch hier immer die Guten, wenn diese auch oft in so bedrängliche Situationen geraten, dass der ganze Saal vor Angst kreischt. Ein Schwertkämpfer verteidigt eine schöne Prinzessin gegen eine Horde Wüstlinge. Doch diese setzen dem Helden gehörig zu. Von allen Seiten zischen die Hiebe heran, die Klingen knallen, die Funken sprühen unter den Hieben, und wenn alle denken, diesmal ist es um den Armen geschehen, fasst der sich an seinem nach oben gebundenen Haarschopf und zieht sich in die Luft, von wo aus er den Bösen schnell den Garaus macht. Oder der Held kann fliegen, wie Supermann, doch in einem exotischen Dekor, bevölkert von bunt geschminkten Mädchen, die alle ein Schönheitsmal auf der Backe haben. Abends dann wieder Straßentheater und Volksmusik bis spät in die Nacht.

      Am nächsten Morgen schlafe ich aus. Dann wasche ich meine ganze Wäsche. In der Herberge läuft gerade mal warmes Wasser in der Dusche. Das muss ich ausnutzen. Ich fülle ein Waschbecken damit, hoble mit dem Messer Seifenflocken hinein und tauche meine Lumpen ein. Da mir ja nur ein Wäschestück von jedem bleibt, wickle ich das Moskitotuch um meinen Bauch. Alles gut durchkneten, eine Weile gären lassen, nochmals kneten, bis das Wasser schön schwarz ist, wegschütten, zweimal durchspülen, auswringen und raus auf eine Leine. Bis zum Abendessen ist alles trocken. Klaus kommt vorbei. Er hat in einer Gasse eine Opiumhöhle ausfindig gemacht. Er will das gerne mal probieren, und ob ich mitkomme. Wenn ich nicht rauchen will, dann zumindest aufpassen, dass alles glatt geht. Er hat wie ich null Ahnung wie das ist. Aber ‚Probieren geht über Studieren‘ hatte man uns als Kindern schon beigebracht. Klar, dass ich dabei bin! Denn Süd-Ost-Asien zu verlassen, ohne Opium geraucht zu haben, das wäre ja wie im Hofbräuhaus ein Cola zutrinken! Oder so ähnlich jedenfalls. Ich habe etwas Bedenken wegen unserer Wertsachen. Aber, wenn man es genau nimmt, dann habe ich ja gar keine mehr! Das Schiffsticket ist auf meinen Namen, die restlichen 20 Dollar sind Travellerschecks, und meinen Pass, na ja, den wird mir heute grad auch niemand klauen! Vorsichtshalber stecke ich alles in meine frisch gewaschene Unterhose. Zu irgendwas muss das Waschen ja gedient haben! Bis auf den Brustbeutel mit dem Pass, den gebe ich dem Chef des Opium-schuppens, der ihn in sein Schließfach sperrt. Andere machen es auch so.

      Dann führt uns ein hagerer, etwas gekrümmter Chinese durch einen Vorhang in einen schwach erleuchteten Raum. Dort sind auf jeder Seite drei Pritschen hintereinander angeordnet. Die drei rechts sind schon besetzt, besser gesagt, belegt. Von friedlich dösenden Menschen, mit einem verklärtem Lächeln im Gesicht. Er weist uns an, es uns bequem zu machen. Jeder auf einer der schmalen Pritschen. Es liegt sogar ein Kopfpolster darauf. Bezahlt hatten wir schon im Vorzimmer, bei dem Bewacher unserer Wertsachen. Wir legen uns also jeder auf seine Bank, gespannt auf das, was nun kommen wird. Zuerst kommt der Chinese zu mir, mit einer Petroleum-lampe. Aus einem Tuch wickelt er einen tischtennis-ballgroßen bräunlichen Klumpen. Davon schneidet er ein kleines Stückchen ab und steckt es auf eine Art Stricknadel. Damit hält er es über den Zylinder der Lampe, bis es Bläschen wirft. Dabei dreht er die Nadel leicht, wie ein Stückchen Brot, was man aus dem Käsefondue hebt. Aber das werden die hier kaum kennen, denke ich. Die kennen ja noch nicht mal Käse! Dann streicht er das Kügelchen in den winzigen Pfeifenkopf, der auf einem wohl 40 Zentimeter langen Bambusrohr montiert ist, und mich sehr an die Eichel-pfeifen erinnert, die wir uns als Kinder manchmal in den Mund gesteckt hatten, um die Erwachsenen zu imitieren. Er reicht mir das Rohr und gibt mir zu verstehen, daran zu ziehen. Ich nehme es also an den Mund und inhaliere, während er die brennende Lampe an den Pfeifenkopf hält. Aber weder spüre ich Rauch beim Einatmen, noch sehe ich welchen beim Ausatmen. Will der mich übers Ohr hauen? Ich reklamiere und sage nochmal, was mir große Anstrengung abverlangt. Ein weiterer Zug. Ich schmecke das Petroleum, aber keinen Rauch. Doch- ich verspüre einen Geschmack… Ich will ihm das sagen, bringe aber kein Wort heraus, wie in einem Traum, wenn man etwas rufen will, aber kein Ton herauskommt. „Ist ja auch egal“, denke ich noch. Ich fühle mich so wohl, so leicht, wie ein Rauchschleier, der im Raum schwebt. Das ist Nirwana! Durchfließt mich ein süßes Gefühl, dann lass ich alle Gedanken los und lasse nur noch geschehen. Irgendwelche Klänge kleben schwebend in der Luft. Die Sorge um meine Papiere hatte ich schon beim ersten Zug vergessen. Da wo ich jetzt bin, brauche ich keine Papiere mehr…

      Als ich langsam wieder die Holzpritsche unter mit wahrnehme und den halbdunklen Raum um mich herum, mein Körper wieder Gewicht annimmt, weiß ich, ich komme von weit her zurück. Sehr weit! Ich war in Welten eingedrungen, die sonst den Sterblichen ver-schlossen sind. Die anderen Bänke waren leer. Außer der von Klaus, der sich gerade zu regen anfing. Ich war ungeheuer glücklich. Wenn so ein Zustand auch durch Meditation zu erreichen ist, wäre es der Mühen wert! Das brachte mich auf einen Gedanken: Könnte es nicht sein, dass die jeweiligen Religionen der verschiedenen Kulturkreise auf der Erfahrungen ‚Eingeweihter‘ mit den landesüblichen Drogen basierten? Dort, wo der Budd-hismus und die Idee von Nirwana seine Wiege hat, wächst auch der Mohn. Der Islam könnte dann aus Haschischvisionen entstanden sein. Und das Christen-tum? Aus Alkoholrausch? Na dann mal Prost Mahlzeit!

      Wir traten auf die Straßen, wo das Fest der hungrigen Geister auf seinem Höhepunkt war. Auch wir waren hungrig. Wir konnten nicht mehr bis Mitternacht warten wie die Geister und kauften bei den ambulanten Ständen chinesische Schmankerl. Köstlich! Am nächsten Tag bereitete ich mich innerlich und äußerlich auf Singapur vor. Über Singapur waren ja die wildesten Gerüchte in Umlauf. Spucken unter Strafe verboten! Die armen Inder, was die alles schlucken müssen… Zigarettenkippen und Abfälle fallen lassen, 15 Dollar, sofort zahlbar! Pinkeln: Gefängnis! Kotzen, mindestens Zuchthaus! Kacken - Todesstrafe. Nein, halt, Todesstrafe war für Drogen-besitz! Lange Haare – Gefängnis, Kahlschur und Landes-verweis zusammen. Kein gutes Land für Hippies. Und da will ich hin? Nein, ich muss! Denn dort liegt mein Schiff! Klaus schnitt mir mit meiner Nagelschere den Bart und verbesserte den Haarschnitt. Ich kam mir vor, wie beim Eintritt in einen Orden. Ich war geduscht, meine Klamotten waren gewaschen, wenn auch nicht gebügelt. Halt! Es fehlte noch die Hirnwäsche! Aber vielleicht wurde mein Opiumrauchen gestern als solche anerkannt? Meine Meerschaumpfeife hatte ich gründlich ausgekratzt und vorsichtshalber etwas Weihrauch, den mir die hungrigen Geister abgetreten hatten, darin verbrannt. Man weiß ja nie, bis wohin deutsche Schäferhunde exportiert werden. Ich stülpte den Rucksack um, um sicher zu sein, dass nicht irgendwelche Spezialitäten, zumindest krümelweise, noch vorhanden waren. Klaus drehte noch einen Abschiedsjoint. Wir rauchten ihn während wir zum Bus gingen. Ein letztes Umarmen, ein letztes Winken. Reisen ist eine Kette von Abschiednehmen…

      Der Bus fuhr über die Brücke, die zugleich auch als Bahnüberführung diente, in Richtung Singapur. Ich hatte gedacht, mit dem Bus, der ja seinen Fahrplan einhalten muss, komme ich unbehinderter da rüber. Aber nein! Singapur ist ein eigenes Land und wenn auch klein, so doch groß mit seinen Schikanen. Ich muss aussteigen. Der Bus fährt ohne mich weiter. „You Hippie?“ fragt der Zöllner. Er ist weiß. Alle Schlüsselposten sind in Singapur mit Weißen besetzt. „No Hippie!“ Ich verleugne meine Religionsgemeinschaft, wie ein Jude im dritten Reich. Ich komme mir etwas vor wie ein Verräter. Warum kann man auf dieser Welt nicht so sein, wie man ist? Warum muss man sich immer den Vorstellungen verschrobener Moralhüter unterwerfen? „You have drugs, you take drugs?“ Die Stempel in meinem Pass wirken nicht gerade als Empfehlung. Ich lege ihm mein Schiffsticket hin. Das ist Voraussetzung für das Eintagsvisum. Trotzdem alles auspacken. Lächerlich! denke ich. „Why do you smile?“ will er wissen. „You waste your time!“ bemerke ich. „You bloody Hippies waste your time! Why don’t you work like everybody?“ Bumm, bumm, bumm! knallen die Stempel auf meinen Pass. Ich bin erleichtert. „Welcome to Singapore!“ wünscht man mir sogar, als man mir Pass und Gesundheitskarte zurückgibt. Ich bin in Singapur, welches als das bisher größte Hindernis der Reise erschienen war!

      Zuerst lief ich zum Hafen. Mein Schiff war noch nicht da, es sollte erst am Nachmittag einlaufen. Ich hatte von hier aus nur einen beschränkten Blick auf den Hafen, aber der reichte aus, um festzustellen, dass er enorm sein muss. Und direkt

Скачать книгу