HIPPIE TRAIL - BAND 2. Wolfgang Bendick

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HIPPIE TRAIL - BAND 2 - Wolfgang Bendick

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am Boden. Die kleineren machten es mir nach und landeten ebenfalls im Sand. Ein größerer, so 10 Jahre alt, zeigte erst auf sich, dann hoch zu den Kokosnüssen, dann auf mich. Ich bejahte. Und schon kletterte er los. Solange der Stamm noch geneigt war, nutzte er die Stammschuppen wie eine Treppe. Dann, als der Stamm fast senkrecht war, umfasste er diesen bäuchlings mit beiden Armen, setzte seitlich die Füße an den Stamm, ganz hoch, fast neben seiner Hüfte, wie ein Frosch vor dem Sprung. Nun streckte er die Beine, glitt mit den Armen entlang des Stammes etwas höher, hielt sich dann damit fest. Nun zog er die gestreckten Beine wieder an. Dann dasselbe nochmal und nochmal, und nach einem dutzend Mal Strecken und Anziehen war er oben. Er rüttelte an den in Reichweite dicht unter den Blättern hängenden Nüssen, bis zwei nach unten fielen. Er schlug sich wie wild auf den Kopf und auf den Körper und rief etwas, was alle zum Lachen brachte. Dann kam er schnellstens heruntergerutscht, sprang in den Sand, rannte ins Wasser, taucht unter und kam dann lachend zurück. Aus seinen nassen Haaren entfernte er einige große Ameisen, die oben in der Palme ein Nest angelegt hatten.

      In Georgetown hatte ich schon das letzte Mal ein neues Fahrtenmesser gekauft als Ersatz für das in Griechenland zersprungene. Und auch ein winziges Transistorradio. Mit diesem Messer versuchte ich nun, die erste Nuss zu köpfen. Die Kinder schauen mir eine Weile zu. Dann will einer das Messer und im Handumdrehen hat er die Nuss aus den Fasern gelöst. Gegen Abend gehe ich in die Fischerkneipe und leiste mir ein Fanta. Die Boote sind fast alle zurück, und die Fischer ‚verbraten‘ ihre paar Cents bei einem Tischfußball oder einer Partie Billard. Auf einem Grill liegen frische Fische und verbreiten Appetit. Schnell habe ich mich mit den Fischern angefreundet. Ein paar wenige sprechen etwas Englisch. Durch sie erfahre ich, dass eine Straße rund um die Insel führt. Viele Tempel säumen diese und es gibt sogar eine Seilbahn auf den höchsten Berg!

      Früh am nächsten Morgen laufe ich auf einem Pfad durch den dichten Wald zur Straße. Ich will heute versuchen, um die Insel zu trampen. Überall kreischt und zirpt es im Geäst. Doch selten bekomme ich einen Vogel zu Gesicht. Dann komme ich an die Straße. Die Insel hat einen Umfang von 40 Kilometern. Notfalls könnte ich immer noch zu Fuß zurück. Denn so sehr George Town, der Hauptort der Insel, vor Menschen und Autos wimmelt, so verlassener scheint das Land zu sein. Bis zum ersten Tempel gehe ich zu Fuß. Es ist der Schlangentempel, ein buddhistischer Tempel in chinesischen Stil. An beiden Enden hochgezogene Dächer, mit Ziegeln gedeckt, fast alles Holz ist rot gestrichen. Im Innenhof sind allerlei Büsche gepflanzt, vor allem in Keramikgefäße. Ich lasse meine Schuhe neben dem Tempeleingang, setze mich eine Weile vor den Hauptbuddha. Nirgendwo eine Schlange zu sehen. Und die Fischer hatten gesagt, es seien hunderte davon da! Ein Mönch nähert sich. Ich frage ihn nach den Schlangen. Er zeigt stumm auf einen im Tempel stehenden Busch, nicht weit von da, wo ich sitze. „Ja und?“ Ich stehe auf und trete ganz nahe. Und da sehe ich es: das, was ich für einen Pflanzenstil mit Blütenknospe gehalten hatte, ist eine kleine, grüne Schlange. Und sie ist nicht alleine! Der halbe Busch ist lebendig und schaut mich mit züngelnden Mäulern an! Ich schrecke zurück. „Not poisonous?“ frage ich. „They are. But they don’t bite in Tempel!“ Der hat Humor! Warum sollten die im Tempel nicht beißen? Wünscht er mir eine Abkürzung ins Nirwana? Er führt mich etwas herum und zeigt mir die verschiedenen Schlangentypen in ihren entsprechenden Büschen. Es erinnert mich etwas an ein Suchbild. Hat man die erste entdeckt, findet man die anderen schneller. Selbst in hölzernen Gestellen, gleich Garderoben, räkeln sie sich. Warum solche Tempel? Zeigen sie die große Liebe und Mitgefühl Buddhas zu allen Lebewesen? Soll auch den Tieren der Weg zur Erleuchtung gezeigt werden?

      Das Trampen geht auch trotz des wenigen Verkehrs. Meist nur von einem Ort zum andern. Und das gibt mir die Gelegenheit, fast alle Tempel zu besuchen. Der nächste ist der des liegenden Buddhas. Über dreißig Meter lang liegt er da, ganz in Gold und lächelt mir zu. Eine enorme Halle überspannt ihn. Der Tempel der 1000 Buddhas ist zugleich ein Kloster. In seinem hohen Turm sollen sich in den Nischen tausend Buddhastatuen befinden. Der ganze Komplex ist in den Hang gebaut und gleicht einem riesigen Park. Das nächste Auto setzt mich am Fuß der Seilbahn ab, vor dem Fahrkartenhäuschen. Ich leiste mir den Luxus und steige in die stufenartig gebaute Gondel. Diese fährt auf Schienen und ist mit einer anderen verbunden, die im Augenblick oben steht. Rumpelnd setzt sie sich in Bewegung. Auf halbem Weg, an einer Ausweichstelle, begegnen sich die beiden Kabinen. Dann bin ich auf über 800 Meter über dem Meer. In der Ferne sehe ich das Festland. Schiffe liegen in der Meeresenge vor Anker. Hinter mir erheben sich ein paar dicht beurwaldete Bergketten. Hier oben tummelt sich auch ein Affenklan.

      Am nächsten Tag kommen die Studenten wieder vorbei. Seit ich hier draußen wohne, wird der Streifen Strand immer schmäler. Der Professor erklärt mir, dass in drei Tagen Springflut sei, also der höchste Wasserstand, und dass da der Strand ganz verschwindet. Es bliebe mir da nur, direkt im Urwaldrand zu schlafen. Der Professor hat eine Idee: Wenn ich wolle, könnte ich unterm Dach der Fischerkneipe schlafen. Der Wirt sei ein Bekannter von ihm und bestimmt einverstanden. Also sammle ich am Nachmittag meine Siebensachen und mache mich auf den Weg zur ‚Spielhalle‘. Der Wirt will nichts für die Behausung. Also kaufe ich einen fritierten Fisch bei ihm, damit ich wenigstens Kunde bin. Und wie bin ich in der kommenden Nacht froh, umgezogen zu sein! Es geht ein so starkes, nicht enden wollendes Tropengewitter nieder, dass ich Angst habe, der Blitz trifft die Bude oder der Sturm bläst sie ins Meer.

      Am nächsten Morgen sehe ich eine große Menschenansammlung am Strand. Ein Boot, wie das, welches die Pfosten geholt hatte, kommt rückwärts an den Strand gerudert. Im Heck liegt ein Netz, dessen Anfang an Land gereicht wird. Dort wird es verankert, während das Boot hinausrudert und dabei langsam das Netz aussteckt. Das Netz ist so 1 Meter 50 hoch und besitzt oben Korkschimmer, die in der Trageleine eingearbeitet sind. Unten scheint es leicht beschwert zu sein. Das Boot beschreibt einen Halbkreis, während ein Fischer fortlaufend das Netz aussteckt. Als es ganz draußen ist, rudern sie mit dem Ende zum Strand. Hier nehmen es die Männer und Frauen in Empfang. Nun werden beide Enden gleichzeitig auf den Strand gezogen. Das Netz hängt wie ein Vorhang im Wasser und zwingt die Fische, die sich im oberen Bereich befinden, zum Strand zu schwimmen. Hier sind schon die Kinder bis zum Bauch im Wasser und versuchen mit Keschern die ersten zu erwischen. Je kleiner der vom Netz umgebene Raum wird, um so mehr quirlt das Wasser vor Fischen, die sich manchmal bis auf den Strand flüchten. Jetzt geht die große Ernte los. Meist mit bloßen Händen werden die Fische ergriffen und, damit es schnell geht, weit auf den Strand geworfen, wo sie leicht eingesammelt werden können, da ihr glitschiger Schleim voller Sand ist. Ich fühle mich wie auf einem Volksfest, so ausgelassen ist die Stimmung. Und alles wird am Ende geteilt.

      Die Fischer fragen mich, ob ich mal mit hinaus auf Fang fahren will. So ein dreißig Stunden Törn. Und ob ich will! Morgen gegen Mittag soll es losgehen, und am nächsten Nachmittag oder Abend zurück. Ich schaue mir das Boot an. Vielleicht 9 Meter lang, 3 Meter breit. Und damit hinaus aufs weite Meer? Ja, und was mach ich mit meinem Geld, dem Ticket und den Papieren, falls wir absaufen? Oder falls das Piraten sind und keine Fischer? In der Früh gehe ich gleich zum Touristenbüro und deponiere meine Travellerschecks und das Schiffsticket in ihrem Safe. Meinen Pass vertraue ich den zwei deutschen Freunden an. Ich halte sie für korrekt. Meinen Rucksack lasse ich in der Kneipe. Nur in Badelatschen, Turnhose und Hemd gehe ich an Bord, der offiziellen Arbeitskleidung der Fischer von Penang. Doch ehe es losgehen kann, muss noch Diesel getankt werden. Das geschieht mit einem Fass, das über den Steg bis zum Boot gerollt wird. Dann angesaugt, und die Schwerkraft macht den Rest. Ein LKW hat Eis angeliefert. Jede Bootsbesatzung schnappt sich so einen Block, etwa 1 Meter x 0,5 x 0,25 groß, und schiebt ihn über den Steg zu ihrem Boot. Dort wird eine Rolle an einem der Pfosten befestigt, darüber ein Seil mit einer Zange an einem Ende. Damit gelangt der Klotz an Deck. Damit er nicht durch die Schiffsbewegung ins Rutschen kommt, legt man ihn auf eine Matte aus Kokosfasern. Sogleich wird ein Teil davon mit einem Beil klein gehackt, in Sacktuch gefüllt, damit es nicht zu schnell schmilzt, und in zwei kleinen Luken verstaut. Ebenfalls der nun leichtere Rest des Blockes. Von da wird es dann später über die einzelnen Kisten und Körbe mit Fang gestreut. Der Steg erstreckt sich gut 50 Meter in die Bucht hinaus. Er ist so gebaut, dass auch bei Niedrigwasser noch Boote am äußeren Ende anlegen können. Jetzt liegt gerade ein gutes Dutzend Fischerboote am Steg. Manchmal zwei oder

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