HIPPIE TRAIL - BAND 2. Wolfgang Bendick

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HIPPIE TRAIL - BAND 2 - Wolfgang Bendick

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auf den Straßen betrachte, könnte man sagen ¼ Inder, ¼ Chinesen, ½ Malaien. Vielleicht sind die Malaien ein Mischprodukt von beiden? Die indische Küche kenne ich. Also heute mal die chinesische! Ich betrachte die Schilder der Restaurants. Daran sieht man, welche Küche serviert wird. Oder man schaut auf den Koch. Und außer seiner Herkunft erkennt man an ihm auch die Güte seines Essens: je dicker der Koch, desto besser die Speisen! Man bringt mir die Speisekarte auf Englisch. Doch selbst die ist für mich wie Chinesisch. Ich kann mir nichts unter den Namen der Gerichte vorstellen. Also führt mich der Kellner in die Küche und ich zeige auf das, was ich gerne essen möchte, und der Koch bereitet mir einen gemischten Teller. Dazu Essstäbchen und einen großen Porzellanlöffel in Schiffchenform für die Suppe! Während ich auf mein Essen warte, schaue ich den anderen zu, wie sie die Stäbchen anfassen. Sie handhaben diese so geschickt, dass ich fast neidisch werde. Bei mir führte jedes Stäbchen sein Eigenleben. Langsam wurde dabei mein Essen kalt. Bei den anderen Gästen sah ich, dass sie, wenn nicht mehr viel in der Schüssel oder auf dem Teller verblieb, sie diesen vor den Mund hielten und den Rest mit den zwei Stäbchen nebeneinander in den Mund schoben. So machte ich es dann auch. Ich fing gewissermaßen mit dem Ende an. Ich war überrascht über die gute Zubereitung. Man schmeckte das, was man gerade aß. Die Gewürze dienten nur zur Geschmacks-hebung. Dazu ein kühles Bier, denn hier war Alkohol erlaubt. Und selbst die anwesenden Inder schienen mit dem Alkohol umgehen zu können. Als es ans Zahlen ging und ich umrechnete, stellte ich fest, dass hier die Preise doppelt so teuer waren wie in Indien. Das war gut zu wissen, für meine Kostenhochrechnung!

      Ich schlenderte noch etwas durch die Straßen. Mir fielen überdachte Hallen auf. Darin wimmelte es um diese Zeit von weißgekleideten Kindern und Jugendlichen. Sie übten sich im Judo, was in Deutschland wenig bekannt war. Es war beeindruckend, zu sehen, wie kleine Knirpse andere packten und nach einer flinken Bewegung durch die Luft warfen und am Boden immobilisierten. Hier herrschte strenge Disziplin. Alle stellten sich in graden Reihen auf und grüßten den Lehrer mit einer tiefen Verbeugung. Und auch der Lehrer verbeugte sich vor ihnen! Und alle Kämpfer verbeugten sich voreinander vor dem Kampf und nachher, egal, wie der ausging. Sich in jeder Lage verteidigen zu können, fand ich als Grundidee sehr gut. Aber den gegenseitigen Respekt voreinander zu lernen, fand ich noch wichtiger! Und in jeder Lage fair zu bleiben, auch als Verlierer! Manchmal fanden diese Übungen im Freien statt. Überall waren die dazu notwendigen Matten vorhanden. Außer am Strand. Da genügte der Sand. Diese Übungshallen fand ich bis in Thailand. Ganz Süd-Ost-Asien scheint dem Judo zu frönen, wie bei uns man dem Fußball anhängt.

      Dann zurück ins Hotel. Dieses hatte sich etwas belebt. Ich bemerkte, dass ein paar junge Mädchen herum-standen und miteinander oder mit den Gästen plauderten. Sie sahen wie Teenager aus, ziemlich jung und nach der Mini-Mode gekleidet. Wohl die Töchter der Wirts-familie, dachte ich, oder deren Freundinnen, oder Nichten, die aushalfen, wenn Not am Mann war. Alle begrüßten mich äußerst freundlich. Ich nickte zurück. Kannte ja kein Wort von deren Sprache. Als ich in meinem Zimmer ankam, bemerkte ich etwas, was ich vorher wohl übersehen hatte: in den Pappkartonwänden steckten Klopapierkügelchen, die wohl Löcher verschließen sollten. Hatte hier einer mit einem Schrotgewehr geschossen? Ich puhlte ein Loch frei und schaute hindurch. Ich sah genau in das Zimmer neben dem Meinen. Es war unbelegt. Ich stopfte das Loch wieder zu.

      Unten erklang Lachen. Ich ging in den Flur und schaute hinunter. Ein paar Männer waren gerade angekommen, ohne Gepäck, und zahlten ihre Zimmer. Eilige Geschäftsreisende? Ein paar Mädchen gingen voraus, wohl um denen die Zimmer zu zeigen. Ich ging nach unten, trank ein Bier und schaute dem Treiben zu. Es war noch nicht sehr spät. Eines der Mädchen setzte sich zu mir. Ich dachte, sie wolle die üblichen Fragen stellen. Doch versteh mal wer Chinesisch! Sollte ich sie zu einem Bier einladen? Aber sie war ja noch ein Kind, obwohl sie gut proportioniert war. Was ist hier eigentlich die Altersgrenze, um Alkohol zu trinken? Dann ging ich in mein Zimmer um zu schlafen. Das Hotel kam nicht zur Ruhe. Die ganze Nacht über hörte ich Schritte, Lachen, Stöhnen, Türengeräusch. Ein ziemlich hellhöriges Hotel. Müsste mir bald ein anderes suchen, dachte ich mir und schlief dann endlich ein. Am nächsten Morgen bemerkte ich, dass Klopapierkügelchen auf meinem Bett lagen. Jemand hatte also von der anderen Seite die Löcher aufgemacht und mich zu beobachten versucht. Was geht hier eigentlich vor? fragte ich mich. Da ging mir ein Licht auf: Ich befand mich in einem Bordell! In einem Stundenhotel, wie man es auch nennen kann! Darum wohl auch das frisch bezogene Bett. Darum auch so billig. Die Beigabe erst machte den Preis! Ich hatte praktisch nur den leeren Teller gemietet, so, wie man in Italien das Gedeck bezahlt. Die Speise hatte ich verschmäht. Penang Duty-Free! Hier war alles käuflich und sogar die Liebe steuerfrei.

      Ich blieb trotzdem noch zwei Tage im Hotel, weil ich dieses als meinen Wohnsitz in der Agentur angegeben hatte. Die Angestellte musste mich für einen Zuchthengst halten. Ich bin sicher, dass jeder im Ort das Bordell kannte. Und dann, am dritten Tag kam ein Anruf von der Agentur. Ich gleich hin! Zwei Tickets waren zurück-gegeben worden. Singapur hatte gleich die Agentur angerufen und wollte Gewissheit haben. In 14 Tagen schon sollte das Schiff fahren! Ich zahlte sogleich die 145 Dollar, die noch ausstanden und war überglücklicher Besitzer eines Schiffstickets nach Australien. Das Schiff hieß ‚Australasia‘. Sieben Tage sollte die Überfahrt dauern. Ich konnte also schon meinen Ankunftstermin in Fremantle ausrechnen. Das tat ich. Und da ich gerade am Rechnen war, zählte ich mein restliches Geld und teilte es durch 14. Ich sah, dass ich eigentlich mehr hatte, als ich pro Tag ausgab. Warum Geld mit nach Australien nehmen, wo es ja dort auf der Straße lag! Vielleicht nicht ganz, aber ich ging ja hin, um was zu verdienen. Vielleicht hätte jeder normale Mensch jetzt die Beigabe zum Gedeck bestellt und 14 Tage lang die Schulmädchen verwöhnt.

      Ich, stattdessen, ging zum Busbahnhof und kaufte ein Ticket nach Bangkok, in Thailand. Auf dem Wege dorthin besorgte ich mir auch einen breiten Strohhut, denn die Sonne brannte manchmal ganz schön herunter. Um diesen wickelte ich meine Kobrahaut, die ich sonst meist als Haarband trug. Zehn Tage Thailand… das wäre doch was! Meinen Rucksack hatte ich dabei. Der Bus wartete nur noch auf mich, um loszufahren. Es war 11 Uhr. Um 1 Uhr früh sollte der Bus in Thailand ankommen. Jeder Platz war besetzt. Es war ein thai-ländischer Bus. Es war also genügend Beinraum vorhanden. Nur hatte ich nicht gewusst, dass thai-ländische Fahrzeuge keine Schalldämpfer besaßen. Nur den Krümmer. Als der Fahrer den Motor anließ, schreckte ich zusammen. Es war, wie wenn ein Flugzeug seinen Motor startet. Eine Konversation war unmöglich. Aber im Bus sprach sowieso niemand Englisch, geschweige denn Deutsch. Zumindest ersparte der Lärm dem Fahrer, die Hupe zu benutzen. Mensch und Tier rannte von der Straße, wenn der Bus sich näherte. Zumindest in Malaysia. In Thailand waren alle Fahrzeuge so laut, und die anrainenden Lebewesen hatten gelernt, mit dem Krach zu leben. Je lauter das Fahrzeug, umso größer das Ansehen des Fahrers! Das erinnerte mich an meine Mopedzeit. Hier zählt nicht der Stern auf dem Kühler, sondern der Krach am Krümmer! Der Busfahrer hielt sich, wie jeder seiner Kollegen, für den perfekten Fahrer und wartete nur darauf, für den Rennsport entdeckt zu werden. Die Straße war sein. Könige der Landstraße nennt man bei uns bisweilen die Brummifahrer. Die hier kann man als Tyrannen der Landstraße bezeichnen. Ich saß ganz hinten. Die Tickets waren entsprechend der Sitznummern von eins aufwärts verkauft worden. Ich war der Letzte gewesen. Bei einem Frontalzusammenstoß hätte ich also genügend Chancen, davon zu kommen. Nur nicht anhalten! Denn dann könnte einer von Hinten in uns reinrasen, dachte ich. Doch dann lachte ich über mich selber. Dann hätte ich gar nicht erst einsteigen dürfen, wenn ich so dachte, dann dürfte ich gar nicht hier sein!

      Der Bus durchraste schönste Landschaften. Eine Weile folgten wir dem Küstenverlauf, sahen manchmal weiße Sandstrände. Dann ging es hinauf auf die Klippen und unser Blick überflog das blaue Meer. Einmal die Grenze überschritten, stiegen manche Fahrgäste aus. Andere stiegen zu. Es waren aber immer mehr, die zustiegen. Bald war der Gang auch voll besetzt. Das war wohl der Nebenverdienst des Fahrers. Irgendwo stieg ein alter Mann ein, bestimmt ein Bauer, mit einem vielleicht sechsjährigen Kind. Sie setzten sich auf den Boden. Ich rückte etwas mehr zu meinem Nebenmann, und ließ den Mann auf der Kante des Sitzes sitzen. Den Buben nahmen wir auf den Schoß. Der Mann sah abgearbeitet aus. Zerfurchte, schwielige Hände. Natürlich sprach er kein Englisch. Beim nächsten Halt bot ich ihm und dem Jungen einen Tee an.

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