HIPPIE TRAIL - BAND 2. Wolfgang Bendick

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HIPPIE TRAIL - BAND 2 - Wolfgang Bendick

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alles wie ein Wettlauf. Wer am meisten fängt und als erster zurück ist, dem winken die besten Preise! Den letzten Fang befreiten wir nur von den Quallen und dem Gammel und schaufelten ihn unsortiert in Körbe. Diese gingen, einmal festgemacht, als erstes von Bord und wurden an Land verlesen oder so an kleinere Händler verkauft. Der gekühlte Teil des Fanges wurde in Körben vom Laderaum an Deck gereicht, von da auf den Steg und dann gleich an Land getragen und im Schatten eines Baumes aneinander-gereiht. Doch damit hatten wir vom Boot nichts mehr zu tun.

      Auf dem Steg standen die ersten Händler, dickliche Chinesen mit öligen, nach hinten gekämmten Haaren, und wühlten im Eis um die Ware zu begutachten. Sie begleiteten die Körbe bis an Land. Legten bunte Zettel darauf, die sie aus einem Block rissen, auf denen sie etwas notiert hatten. Bald wurden die Körbe in einen LKW geladen. Ich hatte den Eindruck, dass die Fischer in einer Genossenschaft zusammenarbeiteten, denn es war immer dieselbe Person, die mit den Aufkäufern verhandelte. Inzwischen kamen nach und nach auch die anderen Boote an. Kinder kamen scharenweise mit Eimern auf den Steg gerannt, lachend und sich an-schubsend. Waren das die Kinder der Fischer? Jedenfalls sprangen sie auf die Boote und sammelten alles Unverkäufliche ein, das herumlag. Auch in den schon sortierten Körben fanden sie immer noch etwas, was nicht dort hineingehörte oder zu klein war. Dann rannten sie mit ihrem Eimer oder Körbchen nach Hause, um manchmal erneut zurück zu kommen. Ohne zu zahlen. Der Beifang schien für alle zu sein. Kein Streiten um die Fische, nur Lachen und viel Spaß. Was konnte ich noch groß helfen? Ich war zu neu in diesem Beruf! Ich dankte den Fischern für die Ausfahrt und ließ sie beim Aufklaren ihres Bootes zurück. Während der nächsten Tage erwartete ich sie mit den anderen vom Dorf auf dem Steg, wenn sie heimkahmen. Wenn wir uns in der Dorfkneipe trafen, tranken wir eine Fanta zusammen oder spielten ein Match Tischfußball. Ich versuchte ihnen zu zeigen, wie man bei uns spielte, ohne die Stangen mit den Spielern rundum zu drehen. Doch sie hatten mehr Freude daran, die Figuren schnell rundum zu drehen, wenn der Ball in die Nähe kam. Und wenn der Ball dann durch die halbe Hütte flog und auf dem Billardtisch landete, dann schallte ihr Lachen bis in den Kokoshain.

      Als ich dann aufbrach, gab mir der Vater Rafis, des Jungen, der die Kokosnüsse gepflückt hatte, seine Adresse. Er wollte, dass ich in Deutschland für seinen Jungen einen Platz an einer Schule besorge, damit er aus diesem Elend herauskäme und es einmal schöner haben würde. Ich erfüllte seinen Wunsch nicht. Einen Engel entfernt man nicht aus dem Paradies…

      Die Fähre setzte mich auf dem Festland ab. Ich hatte mein Ticket und Geld aus dem Safe zurückgeholt, und hatte mit den zwei Deutschen noch ein Bier getrunken. Diese waren begeistert von der Insel, wollten aber bald zurückfahren, sonst würde ihr Rückflugticket von Bangkok verfallen. Gute 700 Kilometer lagen vor mir. Ich hatte 5 Tage Zeit dazu. Notfalls gäbe es immer noch den Bus. Etwas schwer war mir schon zumute, als ich wieder auf meinem Rucksack am Straßenrand saß. Ich dachte an die Fischergemeinschaft, deren Leben ich für kurze Zeit geteilt hatte. Ihre Lebens- und Arbeitsweise kam mir ideal vor. Eine heile Welt! Aber mindestens ebenso stark wie die Sehnsucht danach war mein Fernweh. Ab und zu hob ich die Hand, um den wenigen vorbeifahrenden Autos zu zeigen, dass ich mitgenommen werden wollte. An meinem Rucksack hing das Filzpüppchen, das Marion mir zum Abschied gebastelt hatte und lachte mich an. Jemand nahm mich ein paar Kilometer mit und setzt mich in einer Stadt ab. Ich lief eine Weile, bis sie hinter mir lag, denn dort kam nur Nahverkehr vorbei. Ich zog es vor, an einem schönen Ort zu sitzen wo es was zum Schauen gab, anstatt mich von Auspuffen umblasen zu lassen.

      Ich zog das Buch von Steve heraus und arbeitete mich darin weiter. Dem Autor nach sind alle Wege zur Selbstfindung erlaubt. Ob natürliche oder künstliche, also Meditation und Yoga oder Drogen wie LSD. Aber wozu zählten Marihuana, auch Buddha-Gras oder Ganga benannt, nach dem heiligen Fluss oder der Göttin. Das waren doch natürliche Kräuter! Wie Pfefferminz und Kamille. Manche Sadhus rauchten sich die Hucke voll damit, und wie ich gesehen hatte, waren manche ganz schön weit vorwärts gekommen auf dem Weg der Selbstverwirklichung! Nicht, weil sie auf Nagelbetten schliefen, sondern viele wurden als Meister verehrt, waren angesehene spirituelle Lehrer. Ich finde, es ist jedem seine eigene Sache, was er macht, um ein besserer Mensch zu werden…

      Ein Auto, das 10 Meter hinter mir zum Stehen kommt, weckt mich aus meinen Gedanken. Es war ein grauer Holden, eine Art asiatischer Opel. Darin ein etwas korpu-lentes, bürstenhaariges Bleichgesicht, voller Sommer-sprossen. Ich tippte auf einen Irländer. Er war aber Amerikaner. Terry Holmes, und wir waren gleich voll im Gespräch. Beim Trampen stößt man auf die unter-schiedlichsten Menschen. Manche Fahrer sagen nur drei Worte und sind fast mürrisch. Da fragt man sich, warum die einen überhaupt mitgenommen haben. Andere sind unterhaltsam, und alles läuft wunderbar. Dann gibt es die Übergesprächigen, die dich mit ihrem Psychotherapeuten verwechseln und die Aufdringlichen. Und da fragt man sich auch, warum die einen aufgelesen haben. Terry hatte ich anfangs dieser letzten Gruppe zugeordnet. Aber, dachte ich, das liegt daran, dass er schon ewig keinen Weißen gesehen hatte. Jedenfalls arbeitete er für eine amerikanische Erdölfirma und war schon sein 6 Monaten in Malaysia. Er war in seiner Jugend auch viel getrampt und hatte sich wohl mal geschworen, jeden Tramper mitzunehmen, falls er endlich von dem gottverlassenen Fleck, wo er gestrandet war, wieder wegkomme. Alters-mäßig gehörte er eher zu Jack Kerouac und den Beatniks, der Vor-Hippie-Bewegung der 60er Jahre. Jetzt hatte er Familie und diesen Job, der ihm auch das Reisen ermög-lichte, aber eben auf andere Art. Was wäre er froh, er könnte mal wieder, so wie früher, halt so wie ich, jetzt…

      Mittags lud er mich zum Essen ein, was ich gerne annahm. Ich wollte was Billiges wählen. Er lachte nur, und meinte, das ginge alles auf Kosten der ‚Pacific Oil‘, ich solle nur zuschlagen! Seine Kinder trampen im Augenblick bestimmt auch irgendwo in den Staaten, und er wünscht ihnen einen ähnlichen Empfang von Seiten der Autofahrer, wie er ihn mir bereitet… „In Kuala Lumpur seht die größte Moschee der Welt, die solltest du dir unbedingt anschauen!“ rät er mir beim Weiterfahren. Wir befinden uns schon in den Vororten. Eine Art Stadtautobahn umgeht das Zentrum. Ich sehe das Bauwerk von Ferne. „Ich will nicht in diese Riesenstadt eintauchen“, sage ich, „Großstädte sind sich zu ähnlich. Laut und teuer. Ich will lieber weiter!“ Er versteht und lässt mich an einer Ausfallstraße aussteigen. Ein gutes Pensum für heute, denke ich. Bald nimmt mich ein alter Pickup mit. Der Fahrer spricht kein Englisch. Er lässt mich nach 30 Kilometern aussteigen und biegt seitlich zu einer Plantage ab. Es ist bald dunkel. Also verlasse ich die Straße und laufe in ein kleines Gehölz auf der anderen Straßenseite. Ich bin noch satt vom Mittagessen. Koche aber, mehr aus Tradition, einen Tee, weil es noch früh genug ist. Dann liege ich, von Mücken umsummt, unter meinem indischen Tuch.

      Oft sagen die Leute, sie hätten nie den Mut, so zu reisen! Ist nicht der erste Schritt der mutigste? Und ist dieser selbst nicht nur die Folge einer Schnapsidee oder eines Traumes? Plötzlich findet man sich in einer Bewegung wieder, die sich selbständig gemacht hat, wo man den nächsten Schritt vielleicht gezwungenermaßen macht, um nicht zu fallen, oder aber Freude daran findet, und ihn fast wie einen Tanz ausführt. Mut ist Akzeptieren des Alltags. Was ist das Gegenteil von Mut? Ist das Angst? Angst ist das kribbelnde Gefühl, das die Nackenhaare sträuben lässt, das den Atem anhält und dich eins mit dem Schatten werden lässt. Das Herz schlägt schneller, du wartest ab, bereit, wegzurennen oder zu kämpfen oder versteckt zu bleiben. Angst und Mut gehen oft Hand in Hand. Ohne Angst wirst du tollkühn, ohne Mut sitzt du bibbernd da. Wenn ich draußen schlafe, ist das nicht unbedingt ein Zeichen von Mut. Das ist Romantismus oder knappe Kasse. Wie viele Arme schlafen unter freiem Himmel, ohne dass man sie deshalb mutig nennt! Angst kommt plötzlich auf. Ausgelöst durch ein Geräusch, durch einen Instinkt. Angst ist gut. Angst leitet zur Vorsicht! Wenn ich mein Messer im Schlafsack habe, kann das beides sein. Doch sollte das einen nicht so weit bringen, allen zu misstrauen.

      Wer ist der Feind des Armen? Der Reiche? Oder der andere Arme? Oder anders gesehen: Wer ist der Freund des Armen? Der Reiche? Ich glaube eher, der andere Arme! Unter Armen habe ich große Hilfsbereitschaft gefunden. Sie sind gewohnt, wenig zu haben und wissen, was Teilen ist. Klar, dass zu krasse Armut zu Kurzschlusshandlungen führen kann. Reden wir lieber nicht von zu großem Reichtum… Bisher hat noch kein Armer einen Krieg angezettelt! Armut – Reichtum…

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