Geistige Mitgift. Helga Unger
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Es passierte auch mir selbst, dass ich meinen Sohn, als er klein war, stets antrieb, schneller zu sein (z. B. beim Anziehen und Waschen ...) weil ich selbst recht rasch agiere. Heute weiß ich, dass er im Wesen recht ausgeglichen, ruhiger und bedachter ist als ich es bin. Dies hat genauso seine Berechtigung und in vielen Dingen Vorzüge, da er nicht so impulsiv und spontan handelt und sich so manches Fettnäpfchen erspart. Doch es dauerte einige Jahre, bis ich dies annehmen und akzeptieren konnte, denn ich glaubte, die Welt und die anderen Menschen müssten so funktionieren, wie ich es tat oder wünschte. Wie Laotse sagt, gelang es mir nicht, mein Kind so sein zu lassen, wie es ist. Auch zerstörte ich damals dadurch sehr viel Harmonie, die wir heute durch unsere gegenseitige Akzeptanz in unserem Zusammensein genießen können. Erst viel später erlangte ich wesentlich mehr Verständnis durch das Studium der psychologischen Astrologie und verstand, was es bedeutet, dem eigenen Wesen gemäß – als Integrität bekannt – zu leben.
Mit diesem kleinen Beispiel möchte ich Sie anregen, genau zu beobachten, wo Disharmonie in Ihrer Familie herrscht, wer was durch welches Verhalten auszugleichen versucht, was wir als Eltern fordern, und unsere Kinder nicht wirklich erfüllen können, weil es ihrem Wesen nicht entspricht und warum wir sie nicht so sein lassen können, wie sie sind. Erforschen Sie das Wesen Ihrer eigenen Natur, die des Partners und die Ihrer Kinder und korrigieren Sie die Erwartungen, Forderungen und das Übermaß zuerst bei sich selbst. Sie wurden ja auch erzogen und sollten möglichst brav und angepasst funktionieren und den Wünschen der Eltern entsprechen. Sie tun es heute noch und wenn Sie beginnen, ihre ursprüngliche Natur zu leben, dann geben Sie auch allen anderen Personen in Ihrem Umfeld, die Freiheit und den Raum, sie selbst zu sein.
Erst als ich meine spontane und direkte Wildnatur anerkennen und annehmen konnte, durfte auch mein Sohn überlegter, diplomatischer und ruhiger an die Dinge herangehen. Ich überfiel ihn nicht mehr mit Fragen, wenn er nach einem Snowboard-Urlaub nach Hause kam, sondern wartete geduldig, was er von sich aus erzählen wollte. Er ließ mich im Winter getrost ans Meer fliegen, da ich von da immer sehr fröhlich und entspannt zurückkam. Mein Sohn lehrte mich, unsere Gegensätze anzunehmen und einander den Freiraum zu gönnen, nach unseren Wünschen zu handeln. Er genoss auch sonst sehr viel Freiraum, der speziell seinen Lehrern nicht passte, da in unserem Schulsystem Individualität eher nicht vorgesehen ist. Doch das ist ein anderes Thema.
In der Zuordnung des Baumkreises je nach Geburtsdatum ist mein Kind ein Ahornbaum und ich bin eine Linde. Diese beiden Bäume bevorzugen nicht nur ein anderes Wetter, sie sind auch in ihrem Wuchs und ihrer Eigenart völlig verschieden. Sie repräsentieren eine andere Energie, andere Interessen und stehen für andere Wesenszüge, sowie sie auch an anderen Orten vorzufinden sind. Gott sei Dank, dass ich erkennen durfte, dass eine Linde eben kein Ahorn ist und jeder Baum seine eigenen Vorzüge hat und diese für seine individuellen Aufgaben braucht.
DIE POLARITÄT
Wir leben in einer Welt, die aus zwei Polen besteht, dem weiblich und dem männlichen Pol, dem Plus und dem Minus, positiv und negativ. Um daraus Aktion entstehen zu lassen, braucht es immer eine dritte Kraft, die die Vereinigung, die Mitte, das Göttliche darstellt. So verstehe ich auch das gleichseitige Dreieck als Symbol für diese 3 Kräfte. Hier strebt das Weibliche und Männliche durch die Vereinigung zum Göttlichen und wird miteinander verschmolzen. Daraus entsteht Ganzheit und Glück. Im umgekehrten Dreieck fließt diese vereinigte Kraft auf die Erde zurück und wenn wir beide Dreiecke aufeinander legen, zeigt die Zeichnung einen Sechsstern und symbolisiert unseren dimensionalen Aufstieg. In einem Kartendeck fand ich den Sechsstern, in dem nochmals 6 Dreiecke eingezeichnet waren und dadurch insgesamt 12 Dreiecke entstanden, als Symbol für gütige Weisheit.
Indem wir zuerst unsere Pole ausgleichen, eins werden und unsere Göttlichkeit anerkennen und dann diese Schwingung, diese Liebe auf die Erde bringen, d.h. im Leben offenbaren und als Gaben umsetzen, gelangen wir spielerisch zur Erleuchtung. Im Gegensatz zu manchen anderen Aussagen, bin ich sicher, dass wir zwar in einer Polarität leben, ihr jedoch nicht zwingend unterliegen müssen, sondern dass wir die Wahl haben, diese Pole in uns zu integrieren, auszugleichen und miteinander zu verschmelzen. Das Entweder-oder-Prinzip wird in ein Sowohl-als-auch-Gefüge gebracht, indem durch die Integration die Bewertung und Verurteilung wegfällt. Das erzeugt in uns Wohlbefinden und Frieden. Ich halte es nicht nur für möglich, sondern ich durfte die Ekstase erleben, die durch die Einheit – den Christus in uns allen – im Inneren entsteht. Am ehesten ist dieser Zustand mit der Liebe in uns zu beschreiben, die wir besonders spüren, wenn sie durch einen Partner im Außen geweckt wird und wir in der Phase des Verliebt-Seins alles rosarot sehen. Bei der Ekstase sind die Sinne nicht nach außen gerichtet oder werden durch irgendwelche Begegnungen erzeugt, es ist ein innerer Vorgang, der nicht willentlich hervorgerufen werden kann, sondern irgendwann, vielleicht nach langer spiritueller Praxis, ganz natürlich geschieht und anfangs bald wieder geht. In der Erleuchtung kommt und geht nichts mehr, es ist einfach da, sowie es immer da war und jetzt vollends (das Licht) in uns anerkannt, erfahren und ausgestrahlt wird. Ich bin Licht. Gott, ich bin.
Nachfolgend beleuchte ich diese beiden Pole in den verschiedenen möglichen Seinsqualitäten und Fähigkeiten, wobei ich auf das Weibliche besonders stark eingehe, da es in den letzten zwei Jahrtausenden zu kurz kam und die Basis für das Männliche bildet. Es geht nicht darum, das eine und andere als gut oder schlecht zu bewerten, sondern in ihrer Eigenart anzunehmen und zu vereinigen. Das Weibliche, das aufnehmende Prinzip braucht das Männliche, eindringende Prinzip, deshalb wurden Frauen mit einer Vagina und Männer mit einem Penis geboren. Da wir jedoch jeder von uns beide Pole in uns beherbergen, während wir ein-geschlechtlich geboren wurden, suchen wir im Außen im gegengeschlechtlichen Partner den anderen Pol. Der innere Prozess der Verschmelzung von unserer weiblichen und männlichen Kraft wird dadurch mehr oder weniger in Gang gebracht und macht uns je nach unserer Entwicklung unabhängiger und reifer. Sind die beiden Pole in unserem Inneren eins geworden, strahlen wir Einheit, Freude und Frieden aus, während unsere Kundalini-Energie, die Sexualkraft fließt und wir von äußeren Einflüssen unabhängiger sind, sie unpersönlich nehmen, weil wir durch die Einheit von unserem Zentrum genährt werden.
Doch erst heißt es, die verschiedenen Pole kennenzulernen, sie durch das Wissen und durch das Erlebnis zu erfahren, in uns zu integrieren und sie auszugleichen, um in der Mitte zu sein. Dies wird solange in den verschiedenen Lebensgebieten und Situationen passieren, bis wir immer runder in unserem Sein werden, bis wir weise (in den Naturvölkern waren es die Alten) sind und für die jungen, noch hitzigen Menschen, Frieden und Annahme ausstrahlen, der in ihnen die nötigen Erkenntnisse und Antworten auf ihre Fragen hervorbringt. In dieser Weisheit bringen wir Alten dann auch die Akzeptanz und Geduld auf, sie gelassen durch ihre Fehler lernen zu lassen und zu warten, bis sie uns fragen und aufsuchen.
In unserer Gesellschaft sind die Alten manchmal geistig verkümmert und können den Jungen außer Jammer und Not nicht viel bieten, zumal sie nur wenig mit ihrem Alter zurechtkommen. Sie haben ihre Aufmerksamkeit zu stark an die Materie gebunden. Dies hat zur Folge, dass unsere einstige Mitgift vor allem, wenn überhaupt, materieller Natur war, bei der das Geistige, Spirituelle und Göttliche, das Weiche, Zärtliche, Annehmende und Frieden schaffende Prinzip völlig zur Seite gedrängt und untergegangen war. Wir finden in unserem Kulturkreis auch keine Riten, die aus uns zur gegebenen Zeit erwachsene, geistig gefestigte, menschliche und natürliche Wesen hervorbringen, vorbereitet für das Neue, so wie