Vornehme Geschwister. Catherine St.John
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Читать онлайн книгу Vornehme Geschwister - Catherine St.John страница 5
„Da hast du Recht, Cora, aber ich habe sie wirklich nicht finden können, ich kann das gar nicht verstehen…“
Cora antwortete nicht; zum einen standen sie mittlerweile auf der untersten Treppenstufe und zum anderen verstand sie schon, warum ihre Mutter die Familiensmaragde nicht finden konnte: Die Herzogin war so unordentlich, dass selbst ihre Zofe Doris das Chaos nicht bändigen konnte – was ihre Herrin auch gar nicht erwartete. Die Zimmerflucht Ihrer Gnaden bestand auf Gave Court aus vier großzügig dimensionierten Räumen, ineinander übergehend und übersät mit Kleidern, Schmuck, modischem Aufputz, Retiküls und Handschuhen in allen Farben. Über jede Sessellehne waren Negligés geworfen, aufregende Romane waren zwanglos über allem verteilt und Doris war froh, wenn sie die gebrauchten Schokoladentassen und Gebäckteller rechtzeitig fand und in die Küche zurückschaffen konnte.
Da ließ sich ein Smaragdcollier, auch wenn es von bombastischer Hässlichkeit war, schon einmal übersehen.
„Duchess“, sagte Mrs. Ramsworth und knickste nicht allzu ehrerbietig, „wie schön! Sie sind bei guter Gesundheit?“
Cora verbiss sich ein Lächeln – jaja, das Violett…
„Und ihre reizenden Töchter…?“
„Lady Diane und Lady Cora.“
Cora knickste höflich, Diane stand stocksteif da. Gerade, dass sie nicht den Kopf in den Nacken warf.
Mrs. Ramsworth zog ganz leicht die Augenbrauen hoch und lächelte freundlich, dann sagte sie aber doch: „Lady Cora, Sie sind das Leben selbst. Und eine sehr attraktive Robe!“
Cora knickste noch einmal. „Vielen Dank, Mrs. Ramsworth!“
„Nun, ich wünsche Ihnen allen viel Vergnügen auf dem Ball…“
Damit waren sie entlassen, stiegen die zweite Halbtreppe hinauf und erreichten den Ballsaal.
„Warum hat sie nur dich gelobt?“, zischelte Diane. „Ich bin die Ältere, also bin ich wichtiger!“
„Das glaubst auch nur du“, zischelte Cora zurück. „Du warst arrogant und sie hat sich über dich geärgert.“
„Streitet nicht schon wieder“, mahnte die Herzogin, „aber ich muss schon sagen, Diane, du warst nicht höflich. Ein leichter Knicks hätte dir besser zu Gesicht gestanden.“
„Aber sie hat doch vor dir geknickst!“
„Du lernst es auch nicht mehr“, murmelte Cora. „Mama ist eine Herzogin und außerdem fast zwanzig Jahre älter als Mrs. Ramsworth. Du bist ein junges Gör und bloß eine Herzogstochter.“
„Du doch auch“, fauchte Diane prompt.
„Ja, ich auch. Aber ich benehme mich ja auch entsprechend!“
„Du dumme -“
„Diane! Nicht in einem Ballsaal!“
Tatsächlich warfen einige Gäste, die an den Streitenden vorbeikamen, den beiden etwas befremdete Blicke zu, was Diane dazu brachte, das Kinn unmutig zu heben und diese Gäste von oben herab zu mustern.
Groß genug war sie dafür ja, dachte Cora etwas missmutig und beschloss dann, den Ball zu genießen, auch wenn das in Gegenwart ihrer überheblichen Schwester nicht ganz leicht war.
Die Herzogin segelte mit leutseliger Miene wie eine Königin, die sich unter ihre Untertanen begibt, auf einen günstigen Platz am Rand der Tanzfläche zu und winkte dann gebieterisch ihren Töchtern. Cora sah sich noch interessiert um, während Diane weiterhin versuchte, erhaben zu wirken, und ihr bezauberndes Profil, leider in Verbindung mit einer recht mürrischen Miene, zur Schau stellte.
Als sie sich setzte und die weißen Spitzenwogen zurechtzupfte, ertönte nicht allzu leises Kichern, aber es war nicht auszumachen, woher es kam. Cora konnte das gut verstehen und flüsterte leise: „Sei nicht so albern, du bist hier nicht der Ehrengast!“
„Du auch nicht!“
Lieber Himmel!
„Das weiß ich doch. Deshalb benehme ich mich auch nicht so affig.“
„Affig??“
„Cora, bitte!“ Mama zog eine strenge Miene, die sich aber offenbar auch auf Diane zu beziehen schien.
Cora zuckte die Achseln und sah sich lieber im Saal um, der sich schon recht gut gefüllt hatte, denn Mutter und Schwester und deren spezielle Seltsamkeiten kannte sie ja wohl zur Genüge, herzlichen Dank!
Viele sehr junge und ausgesprochen unbedeutende Männer, zwar aufwendig gekleidet, aber manchmal doch so, als müssten sie in ihre eleganten Fräcke erst noch hineinwachsen. Die Frisuren waren freilich stellenweise recht erheiternd, kühne Windstoßfrisuren waren die große Mode und manche Jünglinge versuchten, Backenbärte zu züchten, die leider noch nicht so recht wachsen wollten.
Gab es hier auch erwachsene Männer? Ohne unkleidsame Barttrachten?
Sie sah Viscount Lynet, der offensichtlich ohne seine Braut unterwegs war. Ein hübscher Mann, aber schon vergeben. Ob sich seine Miss Herrion wohl darüber ärgern würde, wenn sie davon wüsste?
Würde sie sich über so etwas ärgern? Vielleicht… ob sie Anlagen zur Eifersucht hatte, hatte sie sich noch nie überlegt. Vielleicht mangels einer geeigneten Situation… ein rascher Seitenblick überzeugte sie, dass Diane immer noch als jungfräuliche Göttin neben ihr saß. Wie die Göttin Diana – wusste sie denn überhaupt, wer die gewesen war?
Bei solchen Gedanken fand sie sich selbst arrogant. Sie sollte lieber Mitgefühl mit Dianes eher schlichten Geistesgaben haben, nahm sie sich vor und setzte unwillkürlich die dazu passende Miene auf.
War Diane wirklich etwas dumm oder nur etwas – nun – geistig unbeweglich? Und an Bildung nicht übermäßig interessiert? Sie warf ihr einen prüfenden Blick zu und zuckte leicht die Achseln.
Viscount Hartford, der sich gerade mit seinem guten Bekannten Lynet über ein neues Kanalbauprojekt unterhielt, hatte Cora einen Moment lang beobachtet und fand ihr rasch wechselndes Mienenspiel recht amüsant.
Während sie die Frage diskutierten, ob diese Kanalgesellschaft wohl genügend Kapital hatte und ob die Tatsache, dass der Kanal um einen kleinen Berg herumgeführt werden musste, die Kosten nicht beträchtlich erhöhen müsste, tranken sie in kleinen Schlucken Champagner und Gabriels Blick schweifte immer wieder hinüber. Amüsantes Mädchen – vielleicht.
Benedict de Lys folgte seinem Blick und sagte halblaut: „Ach herrje! Ist die auch wieder da…“
„Wer?“
„Die weiße Göttin dort drüben. Ich habe mich ein, zwei Male mit ihr unterhalten und auch getanzt, aber nur, um Cecilia ein bisschen eifersüchtig zu machen.“ Er grinste. „Viel genützt hatte es damals freilich noch nicht…“
„Und die Dame in Weiß hat Ihnen nicht zugesagt?“
„Gewiss