Winger. Peter Schmidt

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Winger - Peter Schmidt

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vor kurzem Hausverbot erteilen lassen."

      "Gehen Sie einfach hinein. Er erwartet Sie schon."

      Als ich die Tür aufschob, stand Born mit einem dünnen blauen Aktenordner in der Hand neben dem Karteikasten und nickte mir so zuvorkommend zu, als sei ich der Mann, der die Toilettenverstopfung zu beheben habe – ein notwendiges Übel, jemand, den man lieber gehen als kommen sieht, auf den man aber auch nicht gut verzichten kann.

      Er war nicht viel auffallender als andere Büromenschen, die ihr Gesicht jeden Tag von der Röntgenstrahlung des Bildschirms bräunen lassen, wenn man von seinen etwas zu dichtstehenden Augen und dem struppigen weißen Haupthaar absah, doch die Linie seiner Schultern und hängenden Arme signalisierte einem sofort, man solle besser vor ihm auf der Hut sein.

      Walters Sekretär Alber saß hinter seinem mit vier Telefonen gespickten Schreibtisch, ein Bein zwischen dem Faxgerät und dem Computer, das andere unter dem Tisch, und versuchte möglichst unbeteiligt dreinzublicken. Doch das gelang ihm schlechter als einem undressierten Dobermann, der auf einen Zipfel Blutwurst scharf ist.

      Ich schnaufte unwillig und warf die Tür wieder zu. Manchmal reicht es schon, durch den Geruch einer verschrammten Büroeinrichtung wieder an alte Geschichten erinnert zu werden, und Born und Alber gehörten nun mal zu jenem Typ von Auftraggebern, die einem, kaum hat man sich umgedreht, all die Wohltaten wieder wegnehmen, die sie einem gerade ergebungsvoll grinsend auf dem Silbertablett serviert haben.

      Linda holte mich ein, als ich schon an der Treppe zur Tiefgarage war.

      "Was ist denn los mit Ihnen, verdammt noch mal?"

      "Borns Blatt steht mir zu weit im nationalen Lager, wenn Sie die höfliche Version hören wollen."

      "Rechts und links – fallen Sie etwa auch noch auf diese Wortspielereien hinein?"

      "Ich bin nun mal ein sensibler Intellektueller. Alles was nach mittel bis dunkelbraun aussieht, schlägt mir augenblicklich auf den Magen."

      "Ihnen schlägt höchstens der vierzehnte Cocktail auf den Magen."

      "Wollen Sie damit etwa andeuten, dass ich auf dem rechten Auge blind bin? Ich sehe ziemlich genau, was in diesem Teil der Welt vorgeht."

      "Also gut, gehen wir erst mal was essen", schlug Linda seufzend vor. "Ich lade Sie ein. Mit vollem Magen diskutiert's sich besser."

      "Bei mir führt ein voller Magen nur dazu, dass ich schläfrig werde."

      "Ich könnte Ihnen den Presseausweis auch besorgen, ohne dass Sie Born in die Quere kommen. Was halten Sie davon?"

      "Hört sich schon viel besser an."

      "Irgend jemand hat mir versichert, dass Sie bei weitem kein so sperriger Charakter sind, wie Sie mir einreden wollen, Winger – aber er muss sich wohl geirrt haben."

      "Vielleicht neige ich ja auch nur bei schönen Frauen dazu, meine Charakterstärke zu beweisen, und eigentlich würde ich Walterchen viel lieber die Tür eintreten und ihm seine schöne alte verschrammte Büroeinrichtung samt blechernem Karteikasten in den Hof nachwerfen?"

      "Ja, das passt schon eher zu Ihnen."

      Sie schleppte mich in ein Lokal tief unten zwischen den wie überdimensionale Würfel hingestreuten platingrauen Betonblöcken irgendeiner futuristisch anmutenden Bürohausanlage, in dem ich trotz des vornehmen Zwielichts das Gefühl hatte, ich hätte mir seit vierzehn Tagen die Zähne nicht geputzt und jeder im Restaurant würde es merken. Der Oberkellner, der Linda die Karte reichte, ohne seinen graumelierten Kopf auch nur in meine Richtung zu drehen – und ein eher verwirrt aussehender junger Weinkellner, dem es ohne Anstrengung gelang, mir beim Einschenken seinen Ellenbogen ins Gesicht zu rammen.

      Ich drückte seinen Arm vorsichtig zur Seite und fragte: "Finden Sie auch, dass ich Mundgeruch habe?"

      "Bitte ... wie belieben?“, fragte er übertrieben altmodisch und beugte sich steif zu mir herunter.

      "Ich meine, ist das vielleicht ein diskreter Versuch, mir mit Ihrem Ärmel die Zähne zu putzen?"

      "Oh, verzeihen Sie."

      "Sie stehen auf meinem Hosenumschlag."

      "Pardon, das ist ..."

      "... die einzige Hose, die ich habe."

      "Ich bitte vielmals um Entschuldigung ..."

      "Schon in Ordnung. Sagen Sie dem Oberkellner, er soll sich mit den Wachteln Zeit lassen. Wir halten uns noch ein Weilchen beim Horsd'oeuvre auf."

      "Fühlen Sie sich jetzt besser?“, fragte Linda, als er in der Küche verschwunden war. Ihre Augen funkelten böse. "Was wollten Sie sich denn damit beweisen? Dass Sie nur ganz zufällig in diesem Aufzug hier hereingeraten sind und Horsd'oeuvre richtig aussprechen können?"

      "Ich kann's sogar buchstabieren, wenn Sie wollen. Mein Vater, oder der, der sich mir gegenüber dafür ausgegeben hat, war Chefkoch auf einem Ozeanklipper."

      "Das ist aber kein Wink mit dem Zaunpfahl, um wegen überdurchschnittlicher Bildung die Tagesgage heraufzusetzen?"

      "Gutes Stichwort. Ich finde, dass ich bis jetzt noch keine hundertfünfundsiebzig am Tag wert war. Wollen Sie mir nicht sagen, wen oder was wir suchen?"

      Vielleicht hätte ich das nicht fragen sollen, jedenfalls nicht vor dem Hauptgericht oder nachdem sie ihre Hälfte des Weins intus hatte, denn ihre Pupillen wurden so schmal, als versuchte ich mir ihre getragene Unterwäsche anzueignen.

      "Sie sind doch nie im Leben Journalistin, nicht mal Gelegenheitsjournalistin, Linda. Wenn ich Ihnen etwas nicht abnehme, dann dass Sie für den Klüngel da oben arbeiten", sagte ich und deutete zur Restaurantdecke. "Born ist nicht ohne überdimensionale Verdauung zum Chefredakteur seines Magazins geworden. Er verbraucht reihenweise Mitarbeiter, wenn er dafür auch nur ein Prozent bei seinem Verleger zulegen kann, und Sie sind eine viel zu intelligente Frau, um auf seine Bauernfängertricks hereinzufallen."

      "Danke für das Kompliment", sagte sie und sah mich so ungerührt an, als hätte ich nur versucht, ihr beim Aussteigen aus dem Taxi behilflich zu sein.

      "Vielleicht verfolgen Sie ja irgendeine Sache auf eigene Rechnung, und ich finde, nachdem wir die Probezeit hinter uns haben, sollten Sie das Versteckspiel ad acta legen und mir einfach sagen, worum es geht."

      "Hm, finden Sie wirklich?"

      "Und ob", bestätigte ich.

      "Die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit?"

      "Oder wenigstens etwas, das halbwegs danach aussieht", sagte ich bescheiden.

      "Die Wahrheit ist verdammt noch mal nichts für kleine Jungen, die sich im Detektivspiel versuchen wollen und es nie weiter als bis zu einem elenden Klappbett im eigenen Büro gebracht haben."

      "Danke, aber mein Bedürfnis nach Bequemlichkeit ging nie so weit, um Überstunden für eine echte Latex-Matratze zu schinden."

      "Geld bedeutet Ihnen nichts?"

      "Na, sagen wir mal, wenn Sie mir mein Honorar in bar oder Naturalien anböten, würde ich zweifellos die Naturalien vorziehen."

      "Naturalien?"

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