Ein Fall von großer Redlichkeit. Peter Schmidt
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Es würde, wie Felder ganz richtig behauptete, nur durch eine sprachvergleichende Untersuchung zu klären sein. Dazu war es notwendig, Satztypen zu klassifizieren, sie nach ihrer Häufigkeit zu ordnen und sie mit Hilfe einer komplizierten Methode zu gewissen Wendungen und Wortarten in Beziehung zu setzen. Eine Arbeit, die Wochen dauern konnte.
Papst machte sich lustlos ans Werk.
Er beobachtete, dass Margott sich jetzt öfter erhob und einzelne Bücher austauschte, nachdem er kurz mit ihnen gearbeitet hatte. Manchmal ging er eine der vier hölzernen Treppen zur Galerie hinauf, blätterte für Augenblicke in einem Band und stellte ihn zurück. Er schien in der Hauptsache den Buchbestand des Lesesaals zu benutzen.
Einmal stand er oben an der Balustrade und sah lange und nachdenklich auf die Lesenden herab.
Als es kurz vor Bibliotheksschluss war, brachte er einige Bände ins Magazin zurück und ließ sie dort unter seinem Namen ablegen. Die Abgabetheken in der Vorhalle waren nach Bereichen aufgeteilt: auf der linken Seite A bis K, rechts L bis Z. So kam es, dass sie sich wegen der Anfangsbuchstaben ihrer beiden Namen an derselben Abgabe begegneten.
Papst hatte das Gefühl, Margott schaue durch ihn hindurch, als er sich von der Theke abwandte; selbst jetzt, nach dem Zwischenfall im Lesesaal, war es, als seien sie sich völlig fremd, und er habe die kurze Episode längst vergessen.
Er holte seinen Mantel aus der Garderobe und folgte Margott die Straße des 18. Oktober entlang.
Der andere ging in Richtung auf das Völkerschlachtdenkmal, hinter dem der Südfriedhof lag. Die Gegend war verlassen, außer ihnen beiden konnte er niemanden entdecken, nicht einmal ein Auto fuhr.
Papst ließ den Abstand größer werden, um nicht aufzufallen. Irgendetwas veranlasste ihn, der schäbigen vorgebeugten Gestalt immer weiter zu folgen …
Dunst breitete sich unter den wenigen rötlichen Straßenlampen aus. Er verpasste die Bordsteinkante und es gab ein schepperndes Geräusch, als sein Fuß abglitt und er auch noch auf eine leere Dose in der Rinne trat …
Doch Margott blickte sich nicht um. Kalter Wind kam aus den Querstraßen. Neben einem freien Baugrundstück schlug er seinen Mantelkragen hoch. Papst hatte das Gefühl, die Finsternis nehme noch zu, obwohl sich der Abstand zwischen den wenigen Straßenlaternen nicht vergrößerte.
„An der Tabaksmühle“, kurz vor dem düsteren Völkerschlachtdenkmal, bog Margott rechts ab, schloss ein niedriges Gartentürchen aus schiefen Latten auf und betrat die Gartenlaube.
Sie lag ein Stück zurückgesetzt hinter kahlen Obstbäumen; nicht viel mehr als vier bucklige, grün gestrichene Wände und ein Dach aus Balken, mit Teerpappe belegt. Das Licht in einem der beiden Fenster ging an. Der Vorhang wurde zugezogen.
Papst stand regungslos im Schatten einer hohen Felssteinmauer.
Bald stieg aus dem kleinen Kamin im Flachdach Rauch auf.
Von weit her bellte ein Hund. Zwischen den abgeernteten Beeten lagen Reste angetauten Schnees. Ein hüfthoher Drahtzaun, der an manchen Stellen löchrig und mit Stücken aus Fliegennetz geflickt war, umspannte das Grundstück. Weiter hinten begann ein Gehölz. Wegen der Dunkelheit konnte er nicht erkennen, wie tief es reichte. Einmal war aus dem Inneren der Gartenlaube ein kreischendes Geräusch zu hören – wie von einer Küchenmaschine; vielleicht ein elektrischer Handmixer.
Er wartete gut eine Stunde, ohne recht zu wissen warum. Kälte kroch an seinen Beinen hinauf. Trotz des wattierten Mantels begann er zu frösteln.
Nur einmal fuhr ein grauer Wartburg langsam durch die Straße, umrundete den Block aus Parkwald und Gärten, zwischen denen unkrautüberwucherte Grundstücke lagen, und beschleunigte plötzlich, als er zum zweiten Mal dieselbe Stelle passierte und auf Papsts Höhe war. Gegen zwölf erlosch das Licht in Margotts Fenster, und er machte sich auf den Rückweg zum Hotel.
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